Neues Jahr – neues Glück?

Während ich letztes Jahr noch einigermaßen zuversichtlich in die Kristallkugel geglubscht habe, ist mein Blick dieses Jahr von leichten Schleiern verhangen. Und es sind keine Freudentränen, die meine Aussicht trüben.

Das Problem der Arzneimittelengpässe wird sich so schnell nicht entspannen. Auch wenn in Deutschland schlaue Ärztevertreter anraten, Medikamente bei Mangellage einfach mit dem Nachbarn zu tauschen (Applaus für diese geniale und komplett risikolose Idee) und der Gesundheitsminister die Wunderlösung aus dem Hut zaubert, indem er die Krankenkassen auffordert, künftig mehr Geld für Kinderarzneimittel (und nur diese, wohlgemerkt – sonst fehlt ja nix) zu berappen. Als ob es damit getan wäre. Offensichtlich ist Herr Lauterbach einmal zu oft geimpft worden. Das hat er nach meinem Erachten nämlich ganz gut auf die Reihe bekommen.

Nun gut, meinen Unmutsrucksack über die Medikamentenengpässe stelle ich Ihnen ein andermal vor die Lesebrille. Lassen Sie uns noch ein bisschen das Fernrohr auf 2023 richten. Ich sehe da nämlich auf die deutschen Apotheken eine gröbere Konfliktsituation zukommen …

Mehr Umsatz durch weniger Personal

Die Ausgangslage wird sein: Die Betriebe benötigen mehr Geld. Zum einen, weil die Kassenabschläge gestiegen sind (also die Apotheken einen geringeren Kostenanteil pro abgegebenem Medikament auf Rezept bekommen), zum anderen weil im aktuellen Arbeitskräftevakuum nur noch Personal mit – na, sagen wir mal – leicht überhöhten Gehaltsforderungen zu bekommen ist. Wenn dann noch die bestehende Mitarbeiterschaft ob des eklatanten Bezahlungsmissstandes eine Verbesserung im Lohnsäckel fordert, werden die Chefs neue Geldquellen erschließen müssen.

Heureka! Da gab es doch im Jahr 2022 diese epochale Einführung der bezahlten pharmazeutischen Dienstleistungen und die Möglichkeit des Impfens, was bislang nur von einer Minderheit in der Offizin angeboten wurde. Schon wäre (Konjunktiv!) eine neue Finanzpipeline gefunden – hätte das Ganze nicht einen eklatanten Haken: Um diese Dienstleistungen anbieten zu können, braucht es Manpower – also Personal. Und somit genau das, was aktuell Mangelware ist und für teures Geld gekauft werden muss.

Es geht vorwärts

Die Konsequenz aus dieser Misere? Der Pessimist in mir sagt: zahlreiche Apothekenschließungen im Jahr 2023. Der Optimist hofft auf ein Umdenken der Regierung und eine adäquatere Abgeltung der von Apotheken erbrachten Leistungen.

Und dann gibt es da noch den Realisten. Und der stellt den Kragen hoch, zieht die Mütze ins Gesicht, blickt noch einmal sehnsuchtsvoll zurück und stapft dann mit gesenktem Haupt und festem Schritt nach vorne in der festen Gewissheit, dass Apotheken unverzichtbar sind.

Somit wünsche ich uns allen die Wertschätzung, die wir verdienen, und dass das neue Jahr ein paar unerwartete, freudvolle Überraschungen für uns bereithält.

Gutes Neues – wie man hier im Schwabenland sagt!