Unerklärlich bleibt für mich, warum ich 29 Euro für Waren mit einem Wert von 100 Euro (oder noch viel mehr) zahlen soll, für die ich in der freien Verkaufswildbahn vermutlich keine 5 Euro gelöhnt hätte. Denn wenn ich mir die Bestückung der kundenkaufreizfördernden Boxen so ansehe, gibt’s da einen Lippenstift in Knallpink (bäh), einen Loopschal in Beige (mag weder Loops um meinen Hals noch Farben, die mich zur Wanderdüne verkleiden), ein Prickelalkoholgesöff in der Dose (nochmal bäh), eine Gesichtscreme gegen Falten (ich arbeite in der Apo, bin also sowieso faltenfrei und für den Fall der Faltenwürfe gut versorgt), eine Mango-Bodybutter (zwar bin ich gerne zum Anbeißen, aber bitte keine Obstdüfte auf meinem Körper), ein Nagellack in Schlammgrau (kaschiert vielleicht Trauerränder unter den Nägeln, brauch ich aber nicht) und eine Packung Ökobiovegankekse. Die würde ich wahrscheinlich essen und danach feststellen, dass nix an den Genuss meiner gänzlich nichtbioveganen Lieblingskekse für 2,49 Euro herankommt.
Es gibt allerdings eine Box, die meine Begehrlichkeit geweckt hat: Das hübsche Ding heißt „PTA-in-Love“-Box, kommt einmal im Monat, beherbergt jede Menge mehr oder weniger marktfrische Apothekenprodukte und ist (wie der Name schon sagt) ausschließlich für PTAs zu beziehen … An dieser Stelle blicken Sie bitte auf mein Bild rechts oben und stellen sich statt dem freundlichen Lächeln eine gekräuselte Nase, eine tief eingegrabene Stirnzornesfalte und den dazu passenden Schmollmund vor. Ja, genau so sehe ich jetzt gerade aus – und auch immer dann, wenn meine Kolleginnen ihre neueste Box zugestellt bekommen. Natürlich landet die immer in der Apotheke, wenn ich da bin, und wird stets von vielen „Ohs“ und „Ahs“ begleitet geöffnet. Zugegeben: Ich bin neidisch! Ich will die auch!
Jetzt könnten Sie natürlich sagen: „Frag doch den Außendienst!“ Dann darf ich Ihnen erwidern: Das tue ich! Und zwar nicht, weil ich unbedingt ein Gratismuster abstauben will (ok, in Einzelfällen ist das vielleicht schon reiner Eigennutzen), sondern weil ich einfach wissen möchte, wie das neue Produkt schmeckt, riecht, sich anfühlt und nicht zuletzt natürlich wirkt. Das muss man doch wissen, wenn man die Chose verkaufen soll. Ich hatte auch schon das eine oder andere ‚Probiererle‘, das ich nach der Selbsterfahrung meinen Kunden lieber ersparen wollte.
Nun denn, auf meine Nachfrage beim Außendienst erhalte ich jüngst die fast immer gleiche Antwort: „Wir haben leider keine Muster für die Apotheke.“ Ist auch irgendwie verständlich: Früher ließ der Vertreter ein, wenn’s gut lief, auch schon zwei oder drei Muster für die Mitarbeiter zum Testen da. Für ALLE Mitarbeiter. Das war auch ausreichend, denn jeder konnte reihum probieren. Heute bekommt jede unserer vier PTAs eine „persönliche“ (klar, dass man da nicht teilen will) Box zugesandt. Somit landen in unserer Apotheke also jetzt durchschnittlich doppelte so viele Muster wie früher, erreichen aber nur 50 % der Belegschaft.
Somit muss ich mich mit dem Hörensagen begnügen und weiterhin sehnsüchtig dem Paketboten hinterherschmachten, wenn er den Kolleginnen die markanten Schachteln überreicht hat. Wie gerne wäre ich auch ein Mitglied im Kreise der Boxen-Luder!