Neue Kombination „alter“ Medikamente verlängert Gesamtüberleben bei Prostatakarzinompatienten

1. LBA4_PR – Abirateronacetat plus Prednisolon (AAP) mit oder ohne Enzalutamid (ENZ) zusätzlich zur Androgendeprivationstherapie (ADT) im Vergleich zur alleinigen ADT bei Männern mit nicht-metastasiertem Hochrisiko-Prostatakrebs (M0): Kombinierte Analyse aus zwei Vergleichen im Rahmen des STAMPEDE-Plattformprotokolls

 

Hintergrund: Patienten mit Hochrisiko-M0-PCa werden mit ADT und, falls angezeigt, mit lokaler Strahlentherapie (RT) behandelt. Die Intensivierung der Hormonbehandlung mit AAP, Enzalutamid oder Apalutamid bis zum Fortschreiten der Erkrankung verbessert die Ergebnisse bei metastasiertem PCa, aber ihre Wirksamkeit bei M0 PCa zu Beginn der ADT ist bislang unbekannt.

Ergebnisse: In einer primären kombinierten Analyse aus zwei Vergleichen im Rahmen des STAMPEDE-Plattformprotokolls wurde AAP ± Enzalutamid zusätzlich zur ADT im Vergleich zur ADT allein untersucht. Der primäre Endpunkt, das metastasenfreie Überleben (MFS), wurde mit einer zweijährigen AAP-basierten Therapie signifikant besser erreicht als mit ADT allein (108 Ereignisse gegenüber 306 Ereignissen; HR 0,53, 95% CI 0,44-0,64, p<0,0001). Auch das Gesamtüberleben war mit der Kombinationstherapie signifikant verbessert (147 Todesfälle gegenüber 236 Todesfällen; HR 0,60, 95% CI 0,48-0,73; p<0,0001). Das Hinzufügen von Enzalutamid zu AAP erhöhte die Toxizität, was jedoch keine erkennbaren Auswirkungen auf die Wirksamkeit hatte.

FAZIT: Eine 2-jährige AAP-basierte Therapie verbessert das MFS und das Überleben von Hochrisiko-M0-PCA zu Beginn einer ADT signifikant und sollte als neuer Behandlungsstandard angesehen werden.

Quelle: Gerhardt Attard et al., London/GB

Innovation: ★★★    Datenqualität: ★★★    Praxisrelevanz: ★★★

 


2. Abstract: LBA5_PR – Eine Phase-III-Studie mit einem 2×2-faktoriellen Design bei Männern mit de novo metastasiertem kastrationssensitivem Prostatakarzinom: Gesamtüberleben mit Abirateronacetat plus Prednison in PEACE-1

 

Hintergrund: Seit 2015 hat sich gezeigt, dass die Kombination einer Androgendeprivationstherapie (ADT) mit Docetaxel, Androgensignalinhibitoren (ASI) oder einer Strahlentherapie des Primärtumors (RXT) (bei geringer Metastasenlast) das Gesamtüberleben (OS) verbessert und damit zum neuen Behandlungsstandard bei Männern mit mHSPC geworden ist. PEACE-1 ist eine Phase-III-Studie mit einem 2×2-faktoriellen Design von Abirateronacetat plus Prednison (AAP) und/oder lokaler Strahlentherapie. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Zugabe von Abirateron zu ADT + Docetaxel das radiographisch progressionsfreie Überleben (rPFS) bei Männern mit mHSPC signifikant verbessert (HR: 0,50 (0,40-0,62), p<0,0001) (Fizazi, ASCO 2021).

Ergebnisse: 1.173 Patienten mit de novo metastasiertem HSPC wurden randomisiert in Standardbehandlung (SOC = ADT + Docetaxel), SOC + AAP, SOC + RXT und SOC + AAP + RXT. Das mediane Gesamtüberleben (OS) wurde durch den Zusatz von AAP verbessert, sowohl in der Gesamtpopulation (5,7 Jahre versus 4,7 Jahre; Hazard Ratio [HR] 0,82; 95% Konfidenzintervall [CI] 0,69-0,98; p=0,030) als auch in der Subpopulation der Patienten, die ADT plus Docetaxel erhielten (nicht erreicht versus 4,4 Jahre; HR 0,75; 95% CI 0,59-0,95; p=0,017). Von den Patienten, die in der Kontrollgruppe ADT plus Docetaxel eine kastrationsresistente Erkrankung entwickelten, erhielten 84 % anschließend mindestens eine lebensverlängernde Therapie und 81 % eine Hormontherapie der nächsten Generation, verglichen mit 74 % bzw. 46 % der Patienten in der Gruppe ADT plus Docetaxel plus AAP. Die Toxizität war erwartungsgemäß, und es gab keine offensichtlichen synergistischen unerwünschten Ereignisse durch die Kombination.

FAZIT: Die Ergänzung von Abirateron zu einer ADT plus Docetaxel verbessert sowohl das rPFS als auch das OS bei mHSPC-Patienten, selbst wenn über 80% der mCRPC-Patienten aus der Kontrollgruppe eine ASI erhalten. Bei Patienten mit metastasiertem HSPC war bereits bekannt, dass eine frühe Intensivierung der Behandlung das Überleben deutlich verbessert. Die Frage, ob eine Zweifach- oder Dreifachtherapie eingesetzt werden sollte, wurde nun in der PEACE-1-Studie beantwortet.

Quelle: Karim Fizazi et al., Villejuif/FR

Innovation: ★★★    Datenqualität: ★★★    Praxisrelevanz: ★★★