Ausgewählte obere Atemwegsinfektionen – ein Überblick

Akute Rhinosinusitis (ARS)

Häufigste Ursache der akuten Rhinosinusitis ist eine virale Infektion der oberen Atemwege. Meist handelt es sich dabei um Rhinoviren (ca. 50 %), seltener um Coronaviren, Influenzaund Parainfluenzaviren, Adenoviren oder um RSV („respiratory syncytial virus“) und Enteroviren. Eine Abgrenzung zur Rhinitis ist praktisch nicht möglich, da jede akute Rhinitis auch zu einer Reaktion in den angrenzenden Nasennebenhöhlen führt (sogenannte „Begleitsinusitis“). Bakterielle Infektionen sind meist die Folge einer bakteriellen Superinfektion durch Pneumokokken, Haemophilus influenzae oder Moraxella catarrhalis, seltener durch Mycoplasma pneumoniae oder Staphylococcus aureus.3–5 Bakterielle Infektionen zeigen meist einen etwas stärkeren Krankheitsverlauf. Im fortgeschrittenen Alter kommt es auch gehäuft zum Auftreten einer vasomotorischen Rhinitis. Diese ist durch wässriges Nasenrinnen gekennzeichnet, das für Patienten mitunter sehr störend sein kann. Die Ursache liegt hier in einer Störung der vegetativen

Regulation der Nasenschleimhäute. Von einer ARS spricht man bei einer Symptomatik von unter 12 Wochen, wobei das eine mögliche postvirale Symptomatik inkludiert, während die eigentliche viral akute Rhinosinusitis („common cold“) in der Regel unter 10 Tage dauert.

Bei mindestens vier Episoden einer ARS im Zeitraum von 12 Monaten spricht man von rezidivierender ARS, bei einer anhaltenden Symptomatik von länger als 12 Wochen von chronischer Rhinosinusitis. Hier ist weiters die Form mit Ausbildung von Nasenpolypen (CRScNP/CRSwNP) und ohne Nasenpolypen (CRSsNP) zu unterscheiden.4

Eine bakterielle Rhinosinusitis stellt nach dieser Definition eine kleine Subgruppe der postviralen bakteriellen Rhinosinusitis dar. Die Schleimhautschwellung, hervorgerufen durch die Immunreaktion gegen die Virusinfektion in den Nasennebenhöhlen, begünstigt das Auftreten einer bakteriellen Superinfektion.

Akute Otitis media

Es handelt sich um eine der häufigsten Infektionserkrankungen im Kindesalter, bei Erwachsenen tritt die Otitis media hingegen eher selten auf – meist während oder im Anschluss an eine ARS. Das Erregerspektrum entspricht im Wesentlichen jenem der ARS. Die Dauer bleibt in der Regel unter

drei Wochen. Mögliche Komplikationen sind ein bestehen bleibender Paukenerguss, eine bleibende Perforation des Trommelfells, was dann per definitionem als chronische Otitis media bezeichnet wird, oder eine bakterielle Ausbreitung der Entzündung ins Mastoidsystem (Mastoiditis). Die Erkrankung ist in der Regel selbstlimitierend, eine antibiotische Therapie nur in ausgewählten Fällen notwendig.3

Symptomvergleich akuter Atemwegsinfekte

Gerade in den Herbst- und Wintermonaten stellt sich des Öfteren die Frage, auf welche Erkrankung einzelne Symptome hindeuten, wobei die Frage Grippe oder Erkältung klassisch ist. Mit COVID-19 hat sich diesbezüglich ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzugesellt. Typisch für die saisonale Grippe ist das schlagartige Einsetzen der Symptome mit meist hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Muskel- und Gliederschmerzen.

Beim grippalen Infekt ist das Fieber, so überhaupt vorhanden, meist nicht sehr hoch, die Symptome kommen eher schleichend und bestehen typischerweise aus Schnupfen, Frösteln und Halsschmerzen. Ein auffälliges Symptom von COVID- 19, das auch schon am Frühbeginn der Erkrankung auftreten kann, ist ein Verlust des Geschmacks- und Geruchssinnes.