Therapie der oberen Atemwegsinfekte

Alpha-Sympathomimetika

Alpha-Sympathomimetika werden seit Jahrzehnten bei Schnupfen beziehungsweise Erkältungskrankheiten routinemäßig eingesetzt (siehe Abbildung 3). Es handelt sich um verschiedene Imidazolin-Derivate, wie zum Beispiel Naphazolin, Tramazolin, Xylometazolin und Oxymetazolin. Alternativ werden auch systemische Alpha-Sympathomimetika oder Parasympatholytika eingesetzt.

Die verschiedenen Imidazolin-Derivate unterscheiden sich chemisch nur geringfügig voneinander. Oxymetazolin hat sich in den frühen 1960er-Jahren aus Xylometazolin heraus entwickelt, und zwar durch Einführung einer zusätzlichen Hydroxyl-Gruppe und ist damit das „modernste“ topische

Alpha-Sympathomimetikum. Für Oxymetazolin wird mit 12 Stunden der am längsten anhaltende abschwellende Effekt angegeben.8

Es gibt einige Studien zur Wirksamkeit intranasaler Alpha-Sympathomimetika. Oxymetazolin führte in einer placebokontrollierten Doppelblind-Studie bei der angewendeten Konzentration von 0,05 % zu einer Verkürzung der Schnupfendauer um immerhin zwei Tage im Vergleich zu Placebo (siehe Abbildung 4).9

Auch in Kombination mit einem intranasalen Steroid zeigten sich positive Effekte bei saisonaler allergischer Rhinitis.10 Andererseits fand sich in einer älteren Untersuchung aus dem Jahr 1994 keine zusätzliche Wirksamkeit von Oxymetazolin in der Therapie der akuten Sinusitis maxillaris in Kombination mit einem Antibiotikum.11

Wesentlich bei der Anwendung erscheint das Freisein von Konservierungsmitteln. Wenn man sich allerdings die konkreten Anwendungsgewohnheiten von Patienten bei nasal applizierten Alpha-Sympathomimetika vor Augen führt (zum Beispiel im Hinblick auf Überziehung der empfohlenen Verwendungsdauer nach Öffnung der Fläschchen, Sauberkeit in der Handhabung oder auch Verwendung durch mehrere Familienmitglieder), kann ein Konservierungsmittel aber durchaus sinnvoll sein. Andererseits ist in mehreren Studien eine Schädigung der respiratorischen Schleimhaut und im Besonderen der Zilienschlagfrequenz durch das in der pharmazeutischen Industrie beliebte und häufig verwendete Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid nachgewiesen worden.12, 13

Anhand dieser Studien kann jedenfalls von klinisch relevanten Reiz- und Schädigungswirkungen auf die Nasenschleimhaut ausgegangen werden.

Präparate ohne Konservierungsmittel sollten deshalb vor allem bei häufigerer Anwendung bevorzugt werden.

 

In einer Studie von Dorn wurden Xylometazolin mit Zusatz von Benzalkoniumchlorid und Oxymetazolin mit und ohne Zusatz von Benzalkoniumchlorid verglichen.14 Alle drei Präparate zeigten eine gute Wirksamkeit. Bei den Zielparametern „trockene Schleimhaut“ und „Brennen der Schleimhäute“

trat jedoch eine Überlegenheit des benzalkoniumchloridfreien Präparates zu Tage. Diese Ergebnisse sind

konsistent mit den Untersuchungen von Deitmer et al.15, wo unter Anwendung von Oxymetazolin ohne Benzalkoniumchlorid nur eine geringe Reduktion der Zilienschlagfrequenz gemessen wurde (siehe Abbildung 5).

Eine Anwendungsbeobachtung von Wegener und Grebe ergab sowohl für Xylometazolin als auch für Oxymetazolin eine gute Wirksamkeit bei ARS mit Vorteilen in der subjektiven Verträglichkeit für Oxymetazolin.16

In einem Cochrane-Review wurden sowohl lokalen wie systemisch applizierten Alpha-Sympathomimetika prinzipiell eine gute Verträglichkeit bescheinigt. Auch in diesem Review wird empfohlen, die lokale Anwendung auf 10 Tage zu begrenzen und Präparate ohne Benzalkoniumchlorid-Zusätze zu verwenden.17

Einzelne Studien liefern Hinweise für eine mögliche, über die bloße Schleimhautabschwellung hinausgehende Wirkung von Alpha-Sympathomimetika. In einer In-vitro-Untersuchung wurde Oxymetazolin auf mögliche antivirale Effekte getestet. Gegenüber behüllten RNA-Viren, Parainfluenza

und RSA-Viren sowie gegen Adenoviren konnten dabei keine Effekte gefunden werden, während gegenüber den humanen Rhinoviren (HRV-14 und HRV-39) eine dosisabhängige antivirale Aktivität vorhanden war. Dabei war die Replikationsfähigkeit der Rhinoviren reduziert, ebenso die ICAM-1-Expression an TNF-alpha stimulierten HeLa-Zellen und humanen Endothelzellen (siehe Abbildung 6).18 In vitro konnte für Oxymetazolin zudem eine Suppression der Aktivität von proinflammatorischen Arachidonsäure-Metaboliten wie der 5-Lipoxygenase gezeigt werden.19