ELGA ist startklar

Eine nahezu unendliche Geschichte geht in die Zielgerade: Am 9. Dezember startet die Umsetzung der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) – zuerst in Spitälern und Pflegewohnhäuser des Wiener Krankenanstaltenverbundes, den Landeskrankenhäusern der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft sowie dem Krankenhaus der Elisabethinen in Graz, den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, dem Marienkrankenhaus Vorau und dem Neurologischen Therapiezentrum in Kapfenberg. Schrittweise folgen weitere Spitäler in den Ländern. Ab 2016 folgen Niederösterreich, Kärnten und die Spitäler der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt. Dann beginnt im Mai 2016 die Einbindung des niedergelassenen Bereichs mit dem Testbetrieb der E-Medikation, bei der auf Basis der dann systematisch übermittelten E-Medikationsdaten unter anderem Wechselwirkungen zwischen verschriebenen Medikamenten hintangehalten werden sollen.

„Die technische Anbindung der Spitäler an die ELGA-Infrastruktur ist fertiggestellt und wird nun noch speziellen Tests unterzogen, um die bestmögliche Ausgangsbasis für einen funktionierenden und sicheren Start zu gewährleisten“, sagt Susanne Herbek, Geschäftsführerin und Sprecherin der ELGA GmbH. Gleichzeitig mit Wien und der Steiermark geht das neue ELGA-Portal mit seinen erweiterten Funktionen österreichweit in Betrieb. „Über das Portal können Bürger ihre eigenen Gesundheitsdaten einsehen, ausdrucken oder abspeichern. Das ist neu und bringt mehr Wissen über die eigenen Gesundheitsdaten.“ Im Protokoll ist zudem genau nachvollziehbar, wer wann was aufgerufen oder durchgeführt hat. Gleichzeitig nimmt auch die ELGA-Ombudsstelle mit ihren Standorten bei den Patientenanwaltschaften in Wien und der Steiermark den Betrieb auf.

Die Menschen werden in ihrer persönlichen ELGA allerdings zu Beginn nur Befunde aus stationären Einrichtungen sehen können. „Erst wenn ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung mit ELGA arbeitet und man dort in Behandlung oder Betreuung war, entstehen ELGA-Gesundheitsdaten. Alte Befunde werden nicht übertragen. Das ist technisch nicht möglich, da die ELGA-Befunde in einem neuen, interaktiven Format bereitgestellt werden“, erklärt Herbek. Die ersten Gesundheitsdaten, die über ELGA verfügbar gemacht werden, sind ärztliche beziehungsweise pflegerische Entlassungsbriefe sowie ausgewählte Labor- und Röntgenbefunde aus teilnehmenden Spitälern und Pflegeeinrichtungen.

Der niedergelassene Bereich wird erst später mit ELGA arbeiten. Die E-Medikation beginnt im ersten Halbjahr 2016 im Bezirk Deutschlandsberg (Steiermark) und wird danach in ganz Österreich zur Verfügung stehen. „Hier wollen wir im Testbetrieb die Möglichkeit eröffnen, dass wir Anregungen der Nutzer aufgreifen können.“

Aufklärung wirkt

Die anfängliche Kritik und Sorgen der Bevölkerung im Hinblick auf Datensicherheit sind abgeflaut, erzählt Herbek. Gab es zum Start der Website mit der Möglichkeit zum Opt-out noch bis zu 3.000 Anrufe pro Tage bei der ELGA-Hotline, sind es jetzt noch etwa 20 bis 30 Anrufe. Geholfen haben dabei wohl auch die breite Aufklärungskampagne und die Verschiebung, um das System absolut sicher zu machen. ELGA soll Ärzten und befugten Gesundheitsberufen helfen, wenn es medizinisch nötig ist einen Überblick über Befunde von Patienten zu erhalten. Dabei werden die ELGA-Gesundheitsdaten nicht zentral gespeichert, sondern sind vernetzt abrufbar. Alle Abrufe sind gesetzlich genau geregelt und müssen im ELGA-Protokoll für die Patienten gut nachvollziehbar sein können. Für allfälligen Missbrauch gibt es empfindliche Strafen, sagt die ELGA-Geschäftsführerin.