Gefäße: alles ins Fließen bringen

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist multifaktoriell. Einerseits haben metabolische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypertonie und Hypercholesterinämie negative Effekte, andererseits spielen auch Adipositas, Stress, Nikotin und Bewegungsmangel eine entscheidende Rolle. Um die Gefäßgesundheit langfristig zu erhalten, ist generell eine Änderung des Lebensstils erforderlich.

Roter Hefereis senkt Cholesterin

Hypercholesterinämie gilt als weiterer Risikofaktor für Atherosklereose. Roter Hefereis, ein Fermentierungsprodukt aus Reis mit der Hefe Monascus purpureus, wird unterstützend zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels eingesetzt. Das Extrakt hemmt die Cholesterin-­Biosynthese durch Blockade des Enzyms HMG-CoA-Reduktase. Das aus der Berberitzenart Berberis arista gewonnene Berberin-Trockenextrakt erhöht die ­Fähigkeit zur Aufnahme von LDL in die Leber durch Aktivierung der LDL-Rezeptoren. Außerdem reduziert es die Triglycerid-Biosynthese. Eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sowie regelmäßige sportliche Betätigung sind dafür die Basis. Im Rahmen regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen können etwaige Erkrankungen auch bei Beschwerdefreiheit frühzeitig erkannt werden. Bei bereits bestehenden Problemen können ergänzend zur ärztlichen Therapie Phytopharmaka empfohlen werden.

Homocystein senken

Als eigenständiger Risikofaktor für Atherosklerose gilt Hyperhomocysteinämie, wobei verschiedene Prozesse zur Induktion der atherosklerotischen Prozesse diskutiert werden. So kommt es etwa zu einer Veränderung der Endothel- und glatten Muskelzellfunktion, zu einer erhöhten Bildung von Schaumzellen und proliferativ-fibrösen Plaques und zu einer erhöhten Aktivität von Gerinnungsfaktoren. Die häufigste Ursache einer Hyperhomocysteinämie ist ein Mangel an B-Vitaminen, insbesondere an Vitamin B6, B12 und Folsäure. Auch bestimmte Arzneimittel können zu einer Erhöhung der Homocysteinkonzentration im Plasma führen: Dazu zählen beispielsweise orale Kontrazeptiva, Fibrate, Theophyllin, Metformin, Antiepileptika, Omeprazol und Methotrexat. Auch Nikotin- und Alkoholkonsum wirken sich negativ aus. Eine gezielte Vitaminsubstitution ist bei Risikopersonen daher dringend anzuraten. Neben einer medikamentösen antihypertensiven und lipidsenkenden Therapie werden Knoblauchpräparate häufig zur Atheroskleroseprophylaxe eingesetzt. Knob­lauchextrakt wirkt nachweislich vasodilatorisch, thrombozytenaggregationshemmend, kardioprotektiv und blutdrucksenkend. Bereits bestehende Plaques können reduziert werden. Wirkungsverantwortlich sind vor allem Allicin und Ajoene, welche direkt an der Gefäßmuskelzelle den Durchtritt von Kalium und Kalzium durch die Zellmembran regulieren. Die Mistel (Viscum album), welche als Halbparasit auf verschiedenen Laub- und Nadelbäumen zu finden ist, wird vor allem unterstützend zur Blutdrucksenkung eingesetzt. Die Wirkung beruht auf biogenen Aminen und Cholin. Wird die Mistel als Teezubereitung eingesetzt, so ist ein Kaltansatz empfehlenswert. Als Extrakt ist die Mistel in zahlreichen Phytopharmaka – häufig in Kombination mit Weißdorn und Knoblauch – enthalten. Weißdorn hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Gefäße. Neben seiner Herzwirkung (positiv inotrop, chronotrop und dromotrop sowie negativ bathmotrop) führt Crataegusextrakt zu einer Gefäßdilatation und somit zu einer Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes und einer moderaten Blutdrucksenkung. Als Inhaltsstoffe sind vor allem Flavonoide, Flavane sowie 2,4 % oligomere Procyanidine (OPC) und biogene Amine zu nennen.

Extrakte aus den Blättern der Artischocke (Cynara scolymus) haben neben ihrer choleretischen Wirkung auch positive Effekte auf die Gefäßgesundheit. Eine weitere gefäßwirksame Arzneipflanze ist Ginkgo biloba, dessen Extrakt aufgrund der Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes vor allem durchblutungsfördernd im Bereich der peripheren (und auch zerebralen) Gefäße wirkt. Es kommt zu einer deutlichen Durchblutungssteigerung in den peripheren Gefäßen, besonders im Bereich der Mikrozirkulation. Die Blätter von Ginkgo biloba enthalten unter anderem Flavonoide, Diterpene (Ginkgolide A, B und C) und Sesquiterpene, welche in Form eines ethanolischen Extraktes genutzt werden. Ginkgopräparate senken außerdem die Thrombozytenaggregation. Als Tagesdosis werden bei oraler Gabe 120–160 mg Extrakt empfohlen. Wichtig ist jedoch der Hinweis auf Wechselwirkungen von Ginkgo­extrakt mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln. Von der gleichzeitigen Einnahme wird aufgrund des potenziellen Risikos für Blutungskomplikationen abgeraten. Auch die fernöstliche Heilkunde wird hierzulande immer bekannter und populärer. In der tibetischen Medizin beispielsweise kommen bei Durchblutungsstörungen der Extremitäten spezielle Kräutermischungen zum Einsatz, welche auch bereits den Weg nach Europa gefunden haben. Die getrockneten und gemahlenen Pflanzenteile sind in Form von Kapseln erhältlich, die Einnahme sollte 30 bis 60 Minuten vor der Mahlzeit erfolgen. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind bisher keine bekannt, dennoch sollte zu einer Arzneimitteleinnahme ein zeitlicher Abstand eingehalten werden.