Alles dreht sich …

Schwindel (Vertigo) ist kein eigenständiges Krankheitsbild, ­sondern kann Symptom zahlreicher Erkrankungen sein (Tab.). Weiters kann Schwindel auch als Nebenwirkung einiger Arznei­mittel auftreten. Dazu zählen beispielsweise ­Psycho­pharmaka (insbesondere Sedativa), Antihypertonika, Antibiotika und Muskel­relaxanzien. Bei wiederkehrendem Auftreten der Beschwerden ist daher eine Abklärung durch den Facharzt (Neurologe, Internist, HNO-Arzt) ratsam.

Arzneimittel gegen Schwindel

Der wichtigste Schritt ist zunächst, die Ursache der Schwindelattacken zu eruieren bzw. die Grundkrankheit gezielt zu behandeln. Folgende Arzneimittel werden sehr häufig bei den unterschiedlichen Arten des Schwindels eigesetzt:

  • Betahistin ist ein Antivertiginosum, das als Agonist am H1-Rezeptor sowie als Antagonist am H3-Rezeptor agiert. Es fördert gezielt die Durchblutung im Innenohr und im Gehirn. Auch nach einem Hörsturz wird Betahistin häufig verordnet.
  • Die beiden Kalzium-Antagonisten Flunarizin und Cinnarizin kommen bei vestibulärem Schwindel zum Einsatz. Außerdem sind beide Wirkstoffe zur Migräne-Prophylaxe zugelassen. Kontraindiziert sind sie jedoch bei Depressionen, Morbus Parkinson oder extrapyramidalen Symptomen.
  • Standardisiertes Extrakt aus Ginkgo biloba wird v. a. auf Grund seiner durchblutungsfördernden Wirkung bei Schwindel verwendet.
  • Bei einer Kinetose kommt v. a. Dimenhydrinat zum Einsatz, das in Form von Tabletten, Tropfen oder auch als Kaugummi (für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren) erhältlich ist. Der Wirkstoff aus der Gruppe der Antihistaminika wirkt sehr gut antiemetisch, kann jedoch auch Müdigkeit hervorrufen und sollte nicht gemeinsam mit Alkohol eingenommen werden. Dimenhydrinat ist auch als Kombination mit Vitamin B6 erhältlich, das die Wirkung unterstützt. Als pflanzliche Alternative bewähren sich bei Kinetose Zubereitungen aus der Ingwerwurzel.
  • Bei anhaltender Übelkeit können ergänzend die beiden Prokinetika Metoclopramid oder Domperidon verordnet werden. Beide Wirkstoffe haben antidopaminerge Effekte und fördern die Peristaltik des oberen Verdauungstraktes und wirken gegen Übelkeit und Erbrechen. Metoclopramid kann im Gegensatz zu Domperidon die Blut-Hirn-Schranke überwinden und ist daher bei Kindern auf Grund möglicher extrapyramidaler Nebenwirkungen kontraindiziert.
  • Auch Homöopathika werden erfolgreich gegen Schwindel eingesetzt. So bewährt sich etwa Anamirta cocculus allgemein bei Schwindel und Kinetose sowie bei Drehschwindel durch Störung des Gleichgewichtsorgans wie z. B. Morbus Menière. Weitere Mittel für die Indikation Schwindel sind Conium maculatum (Schwindel im Bett liegend, bei Cupulolithiasis), Veratrum album (durch Hypotonie), Argentum nitricum (Höhenschwindel), Gelsemium (durch Probleme der HWS) und Petroleum rectificatum (Kinetose).
Erkrankungen, die mit Schwindel einhergehen können:
  • Hypertonie
  • Hypotonie
  • Herzrhythmusstörungen
  • neurologische Störungen
  • Probleme der Halswirbelsäule
  • Erkrankungen des Innenohrs
  • Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans (z. B. Morbus Menière)
  • psychische Erkrankungen
  • Erkrankungen der Augen
  • Migräne