… Vitamin E

Es begann alles mit dem „Faktor X“. 1922 berichteten US-Forscher über ein gewisses Etwas, das für die normale Reproduktionsfähigkeit der Ratte notwendig ist. Gefunden hat man diesen Ernährungsfaktor X dann kurze Zeit später in Hefe und Kopfsalat. 1924 wurde schließlich die Bezeichnung Vitamin E aus der Taufe gehoben. Unter dem Begriff werden acht verwandte Substanzen zusammengefasst. Sie bestehen alle aus einem Chromanolring und einer isoprenoiden Seitenkette.1

Vitamin E ist hitzebeständig – es übersteht auch Temperaturen bis zu 200 °C. In Anwesenheit von ranzigen Fetten wird es jedoch rasch durch Sauerstoff oxidiert. Weiters besteht Empfindlichkeit gegenüber Tageslicht und UV-Strahlung.1 Die Absorptionsrate wird durchschnittlich mit 30 % angegeben. Sie ist dosisabhängig: von 12 mg werden noch 54 % aufgenommen, von 200 mg nur noch 10 %. Gefördert wird die Aufnahme durch Lezithin und mittelkettige Fette.2

Gute Quellen sind Pflanzenöle, wobei hier vor allem Weizenkeimöl und Sonnenblumenöl hervorzuheben sind. Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Tomatenkonzentrat und Erdnüsse sind gute Lieferanten. Mittlere Gehalte findet man in Paprika und fettreichen Milchprodukten.2

Die biologische Wirksamkeit von Vitamin E wurde früher in „Internationalen Einheiten“ (IE) angegeben. Heute gibt es die Empfehlung, die unterschiedliche biologische Aktivität des Vitamins in Tocopherol-Äquivalenten (TÄ) anzugeben.2 Die Formel lautet: 1 mg RRR-α-Tocopherol-Äquivalent = 1 mg RRR-α-Tocopherol = 1,49 IE.3

Der tägliche Bedarf wird von den Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) für erwachsene Frauen von 19–65 Jahren mit 12 mg angegeben. Ab 65 sollten 11 mg zugeführt werden. Schwangere sollten 13 mg aufnehmen, Stillende 17 mg. Für Männer von 19–25 Jahren gelten 15 mg, von 25–51 Jahren 14 mg, von 51–65 Jahren 13 mg und danach 12 mg. Die Angaben sind dabei jeweils als TÄ.3 Gesetzlich ist laut EU-Verordnung 1169/2011 ein „Nutrient Reference Value“ von 12 mg festgelegt. Eine ganz wichtige Funktion von Vitamin E ist jene als Antioxidans in der Lipidphase. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren und andere leicht oxidierbare Verbindungen in den Zellmembranen der Gewebe werden vor reaktiven Sauerstoffradikalen geschützt. Dabei verbraucht sich Vitamin E und wird im Anschluss durch Vitamin C regeneriert. In enger Verbindung mit den antioxidativen Eigenschaften von Vitamin E steht die Fähigkeit, redoxsensitive Transkriptionsfaktoren zu hemmen. Somit unterdrückt das Vitamin die Expression von Proteinen, die bei radikalinduzierten Entzündungsprozessen vermehrt entstehen. Daneben wird auch die Expression von Genen reguliert, deren korrespondierende Proteine den Zellzyklus und den Lipidstoffwechsel kontrollieren.2 Bezüglich „Health Claims“ wurde mit EU-Verordnung 432/2012 eine Angabe genehmigt: Vitamin E trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.

Eine weitere Wirkung ist die Membranstabilisierung. Außerdem kommt dem Mikronährstoff eine bedeutende Funktion in der Atmungskette zu. Verbindungen, die beim Elektronentransport in den Mitochondrien Bedeutung haben, werden stabilisiert.

Wenn es zu einem Vitamin-E-Mangel kommt, ist eine erhöhte Hämolyseneigung der Erythrozyten als frühes Symptom zu nennen. Späte Symptome sind Lipidperoxidation und Immunschwäche.4

Die Versorgung ist in Österreich im Kindesalter noch ein wenig optimierbar. 18 % der Schulkinder sind ungenügend versorgt. Bei Erwachsenen und Schulkindern zeigen sich zufriedenstellende Ergebnisse.5

Literatur:

1 Elmadfa I et al., Eugen Ulmer Verlag 2004

2 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

3 D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr

4 Elmadfa I, Eugen Ulmer Verlag 2005

5 Elmadfa I et al., Österreichischer Ernährungsbericht 2012. 1. Auflage, Wien, 2012