Seite des BÖG – Kommentar: HPV und HTA

Wie dem auch sei, Ministerin Kdolsky machte damals für hiesige Politik Ungeheuerliches; sie wollte die Entscheidung pro oder contra Aufnahme in den Impfplan wissenschaftlich fundiert treffen und beauftragte einen HTA-Bericht (Health Technology Assessment).
Man kann jetzt geteilter Meinung zu dem Bericht sein, denn zugegeben, er gehörte selbst zur damaligen Zeit zu den besonders kritischen. Aber, die gestellte Forschungsfrage wurde tadellos beantwortet und die politische Entscheidung gegen die öffentliche Finanzierung war mit der damaligen Evidenz (2007) richtig.
Doch gilt das alles auch noch 2012?
Naja, irgendwer müsste halt die neuen Evidenzen zusammentragen, würde man glauben. Irgendwer sollte schauen, ob die kritischen Punkte im Bericht heute zu anderen Ergebnissen führten, möchte man meinen. Immerhin gibt es seit 2009 ja sogar eine „nationale HTA-Strategie“!
Aber, HTA-Strategie heißt das wohl, wenn man Wissenschaft als Machtkampfmittel betrachtet, nicht als Entscheidungshilfe für gesundheitspolitische Fragen.
Gäbe es ernsthaft die „Strategie“, Vernunft statt Macht in solchen Fragen walten zu lassen, dann müsste bei der heutigen Evidenz die damalige Entscheidung doch längst reevaluiert werden.
Ob das allerdings jemals passiert, ist fraglich, denn das Impfbudget ist gedeckelt. Wenn durch eine Impfung beispielsweise Behandlungskosten gespart werden können – im Spital oder niedergelassenen Bereich –, heißt das nicht, dass der Bund, der für die Impfungen aufkommen muss, den Kassen oder Ländern Geld wegnehmen darf, um diese zu finanzieren. Nein, neue Impfungen führen bei uns zwangsläufig zu additiven Budgets!
Und vielleicht ist der Minister deswegen gar nicht daran interessiert, mehr Evidenz zu kriegen – denn was hilft es schon, wenn man weiß, was richtig wäre, aber es nicht durchsetzen kann, weil das Geld fehlt!