Viele Menschen sorgen sich um die Leistbarkeit der Pflege – und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Fachleute fordern echte Veränderungen und mehr Unterstützung.
Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Österreich steigt kontinuierlich, ebenso wie jene der Pflegegeldbezieher:innen. Im Vorfeld des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai mahnt die Volkshilfe Österreich dringend Reformen ein. Zwar sei mit der Aufnahme von Pflegeberufen in die Schwerarbeitsregelung ein Fortschritt erzielt worden, meinte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger. Doch angesichts des demografischen Wandels müsse das Thema Pflege dauerhaft oberste Priorität haben. Große Sorgen bereitet vor allem die Leistbarkeit: 60 Prozent der Bevölkerung befürchten, sich im Alter keine Pflege leisten zu können – bei Menschen mit niedrigem Einkommen oder ab 75 Jahren liegt dieser Wert noch deutlich höher.
Zugleich wächst das Gefühl, von der Politik im Stich gelassen zu werden. Drei Viertel der Befragten haben den Eindruck, dass Familien mit der Pflege ihrer Angehörigen allein gelassen werden – besonders häufig äußern sich so Menschen mit geringem Einkommen. Eine überwältigende Mehrheit fordert daher mehr staatliche Investitionen: 88 Prozent sprechen sich für höhere Ausgaben im Pflegebereich aus. Ebenso viele plädieren für eine grundlegende Reform des Pflegegelds, um den tatsächlichen Pflegebedarf besser abdecken zu können. Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Einstufung bleibt konstant hoch.
Ein weiteres zentrales Problem ist der Mangel an Information über Alternativen zur familiären Pflege. Nur 38 Prozent der Menschen fühlen sich ausreichend informiert – bei den unter 30-Jährigen ist es nicht einmal ein Drittel. Auch regional zeigen sich Unterschiede: In Ostösterreich herrscht deutlich mehr Informationsbedarf als im Westen. Die Volkshilfe warnt eindringlich vor einem „löchrigen Pflegesystem“ und appelliert an Bund und Länder, gemeinsam eine zukunftsfähige Pflege-Struktur zu schaffen. „Die Menschen warten weiter auf den großen Wurf bei der Pflegereform“, sagt Teresa Millner-Kurzbauer, Bereichsleiterin Pflege & Betreuung bei der Volkshilfe. (red)