Ein neues Zielbild für Österreichs ­Gesundheitssystem

Das Austrian Health Forum (AHF) hat sich mittlerweile als führendes Netzwerktreffen im heimischen Gesundheitswesen etabliert. Es fand heuer bereits zum 8. Mal statt, rund 400 Entscheidungsträger:innen und Vordenker:innen aus dem Gesundheitssektor nahmen teil.

Christoph Hörhan, Gründer des Austrian Health Forum, eröffnete den Kongress und unterstrich, dass es angesichts der aktuellen Herausforderungen wichtig sei, „alle Akteur:innen an einen Tisch zu holen, um tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln“. Für diesen wichtigen Austausch will das AHF eine Plattform bieten.

© AHF / Klaus Ranger

Intensiv diskutiert wurde beim AHF die ­Vision eines zukünftigen österreichischen Gesundheitswesens. Gesundheitsministerin Korinna Schumann betonte diesbezüglich: „Wir erleben Zeiten des Wandels, und das schafft Unsicherheit. Trotz aller ­Herausforderungen müssen wir das Vertrauen in unser Gesundheitssystem wiederherstellen und stärken. Und ich möchte an ­dieser Stelle betonen, dass wir ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem haben! Die Frage der Gesundheit ist auch eine soziale Frage und damit wichtig für eine stabile Demokratie.“

Bundesministerin Korinna Schumann mit AHF-Gründer Christoph Hörhan; © AHF / Klaus Ranger

Johannes Pleiner-Duxneuner, Geschäftsführer der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), wies auf neue Herausforderungen hin: „Wir müssen mit dem Klimawandel zurechtkommen, der schon jetzt bis zu 500 Hitzetote pro Jahr fordert. Erkrankungen wie die Vogelgrippe könnten auf den Menschen übergreifen. Und wir verzeichnen steigende Fallzahlen bei exotischen Krankheiten. Die großen Probleme können wir nur gemeinsam bewältigen, etwa durch eine bessere Nutzung vorhandener Gesundheitsdaten für die Patientensteuerung.“

Neue Technologien als Lösungsansatz

Peter McDonald, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse ÖGK und Vorsitzender des Dachverbands der Sozialversicherungen, hält angesichts der aktuellen Herausforderungen einen effizienteren Einsatz der vorhandenen Mittel für erforderlich: „Neue Technologien können dabei die Antwort auf die kommenden Herausforderungen sein. Dafür benötigt es jedoch die entsprechende Akzeptanz in der Bevölkerung.“
Mehrere Referent:innen wiesen ebenfalls auf die Potenziale neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik, Medizintechnik, Telemedizin etc. hin, darunter auch Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH: „Ich halte es für klug und dringend erforderlich, die menschliche Arbeit mit Technologieeinsatz zu unterstützen und damit produktiver zu machen. Darüber hinaus kann dieser ­Technologieeinsatz auch dazu beitragen, dass sich Tätigkeiten in den Gesundheitsberufen neu – und integrativer – organisieren lassen.“

Nachhaltige Finanzierung sicherstellen

Wie man die Finanzierung des solidarischen Gesundheitssystems auch für kommende Generationen nachhaltig sicherstellen kann, war ebenfalls ein wesentliches Thema am AHF.
Andreas Huss, altern. Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse ÖGK, unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung eines solidarischen Gesundheitssystems, bei dem die Belastungen gerecht verteilt werden: „Wir sind in einer schwierigen finanziellen Situation, aber mit den beschlossenen Maßnahmen im Regierungsprogramm wurden die Voraussetzungen geschaffen, um unser Gesundheitssystem solidarisch und sinnvoll weiterzuentwickeln.“ Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, ergänzte: „Wenn die Zeiten wirtschaftlich schlecht sind, dann steigt der Bedarf an medizinischen Dienstleistungen. Gesundheit ist eine Notwendigkeit, in die gerade jetzt investiert werden muss.“
Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, verwies auf das Optimierungspotenzial durch eine stärkere Nutzung der Apotheken als Gesundheitsversorger, denn „die Apotheken sind prädestiniert, bei der Patientensteuerung eine führende Rolle im Gesundheitssystem zu übernehmen“.

Neben allen Herausforderungen, mit denen das Gesundheitswesen konfrontiert ist, gab es beim AHF Schladming 2025 auch positive Ausblicke. So wies Zukunftsforscher Tristan Horx darauf hin, dass jede Generation heute im Schnitt um 7,4 Jahre jünger ist als die vorige: „Wir haben dem Leben also nicht nur mehr Jahre gegeben, es gibt auch mehr Leben in diesen Jahren.“
Auch Alexander Biach, Generaldirektor der Sozialversicherung der Selbständigen SVS, betonte, dass man aktuell durchaus zufrieden mit der medizinischen Versorgung in Österreich sein könne: „Wir haben ein Gesundheitssystem, um das uns viele beneiden, wir dürfen die Diskussion nicht nur auf die Frusterlebnisse reduzieren. Die Ausgaben, die künftig nötig sind, werden wir solidarisch finanzieren. Dieses Land kann sich das leisten – und es wird sich das leisten.“

Fazit

Zum Abschluss des Kongresses präsentierte Hörhan in Anwesenheit von Gesundheitsministerin Schumann das gemeinsam am AHF erarbeitete Zielbild für Österreichs Gesundheitssystem. „Angesichts der aktuellen finanziellen Lage und des zunehmend spürbaren Fachkräftemangels wird immer deutlicher, dass dringend innovative Konzepte und zukunftsfähige Strukturen erforderlich sind. Die Ideen sind längst formuliert – jetzt ist es an der Zeit, den Mut aufzubringen, sie in die Tat umzusetzen. Es geht nicht nur darum, bestehende Systeme neu zu denken, sondern auch mit Entschlossenheit und Tempo zu handeln, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken“, fasste Hörhan die Kernpunkte des Zielbildes zusammen.