Erstattungskodex: Arzneimittel-Exodus befürchtet

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Der Dachverband der Sozialversicherungsträger hat das Preisband 2025 veröffentlicht. Die gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme dient der Angleichung der Preise von Generika – und sorgt für Debatten.

Für Generika bedeutet das neue Preisband einen empfindlichen wirtschaftlichen Einschnitt, beklagt der Österreichische Generikaverband und warnt: „Monatlich verschwinden jetzt schon im Schnitt 20 Medikamente aus dem Erstattungskodex – ein deutliches Zeichen dafür, dass Preisregulierungen mit Augenmaß umgesetzt werden müssen, um die Versorgung mit wichtigen Medikamenten nicht zu gefährden.“

Das Preisband sieht vor, alle zwei Jahre die Preise wirkstoffgleicher Produkte in einen Preiskorridor von maximal 20 Prozent über der jeweils günstigsten gleichen Wirkstoffstärke zu senken. Es unterliegt einer gesetzlichen Regelung im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG), die heuer wieder einmal auslaufen könnte. „Dann wären Generika ab dem kommenden Jahr noch empfindlicheren Zwangspreissenkungen schutzlos ausgeliefert“, warnen die Hersteller in einer Aussendung.

„Der enorme Preisdruck auf Generika bei gleichzeitig steigenden Herstellkosten und steigenden kostenintensiven regulatorischen Anforderungen gefährdet immer mehr die Grundversorgung der Menschen mit wichtigen Medikamenten“, betont Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbands. „Das betrifft nicht nur Österreich allein. In Europa sind innerhalb von zehn Jahren rund ein Viertel aller Generika aus der Versorgung verschwunden.“

Mehr als 80 Prozent der Generika mit einem Versorgungsanteil von über 60 Prozent werden in Europa nur noch von einem einzigen großen Anbieter geliefert. Und das sei noch nicht das Ende: Neben dem Preisband würden weitere gesetzliche Vorgaben den wirtschaftlichen Druck auf Hersteller erhöhen. Die neue Verordnung zur Arzneimittelbevorratung verlange kostenintensive Lagerhaltung von fast 600 Produkten. 83 Prozent der betroffenen Wirkstoffe sind Generika. Mit der Einführung der novellierten Kommunalen Abwasserrichtlinie (KARL) müssten Generikahersteller zudem 60 Prozent der Kosten für die zusätzliche vierte Reinigungsbehandlung der Abwässer von Städten und Gemeinden übernehmen. „Die Kostenschätzungen liegen europaweit zwischen 1,18 und 11 Milliarden Euro. Diese Regulierungsmechanismen sind über die Jahre hypertrophiert – und sie gefährden die Generikaversorgung massiv“, so Andiel.

Beim letzten Preisband 2023 habe der Dachverband eine umsichtigere Vorgangsweise gewählt, um die Versorgung nicht noch mehr zu gefährden. Dieses Vorgehen müsse auch in diesem Jahr die Entscheidungen der Erstattungsbehörde leiten. „Denn unter den betroffenen Produkten sind auch Medikamente aus der Pflicht-Bevorratungsliste enthalten und Arzneien, die von Lieferengpässen betroffen sind. Wir gehen davon aus, dass die Erstattungsbehörde auch heuer wieder mit Augenmaß agieren wird. Nur so kann verhindert werden, dass weitere Generika vom Markt verschwinden und die Versorgungssicherheit leidet“, betont Andiel. Zur nachhaltigen Sicherstellung der Generikaversorgung braucht es darüber hinaus weitere Reformen der Preis- und Erstattungsregelungen. (rüm)