Sparen am falschen Platz

© Tanzer

Die Regierung antwortet mit falschen Rezepten auf Versorgungsmängel im Gesundheitswesen. Das System ist zu kompliziert für scheinbar einfache Lösungen. 

20 Millionen sind viel Geld. Gemessen an Gesundheitsausgaben von insgesamt 57 Milliarden Euro allerdings auch wieder nicht. Da sind es gerade einmal 0,035 Prozent. Rechnet man die 20 Millionen allein auf das Gesundheitsbudget der Regierung von 3,2 Milliarden Euro, sind es auch nur 0,62 Prozent. Mit diesem „kleinen“ Betrag wollte die Vorgängerregierung die Gründung von 200 Kassenarztstellen im Bereich der Allgemein- und Familienmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Gynäkologie und Frauenheilkunde fördern: 100.000 Euro pro Ordinationsgründung. Das Interesse war nach Aussagen der ÖGK zu Beginn der Aktion enorm. Man hätte sogar weit mehr Stellen fördern können. Doch dazu kam es nicht. Und dazu wird es auch nicht mehr kommen. 

Tatsächlich konnten nur 69 Gründungen gefördert werden – die meisten Ärzt:innen wollten nicht in jene Regionen gehen, in denen die ÖGK gerne Ordinationen hätte. Und die Regierung streicht jetzt überhaupt die Mittel für die Förderungen. Wohlgemerkt geht es dabei um 0,62 Prozent des Gesundheitsbudgets, beziehungsweise 0,035 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben. Dem gegenüber stehen steigende Wartezeiten für Patient:innen und Kassenärzt:innen, die am Anschlag sind.  

Die Regierung setzt auf Primärversorgungseinheiten, die wohl primär in Ballungsräumen geschaffen werden, und einen Ausbau der Studienplätze in der Humanmedizin. Wie man junge Menschen motivieren will, ein Studium anzutreten, wenn man gleichzeitig die Stellen kürzt, ist eine Frage, die unbeantwortet bleibt. Vielleicht stellt man sie sich auch gar nicht und verspricht nur etwas, das gut klingt: Mehr Ärzt:innen. Das hat allerdings auch die Vorgängerregierung mit den 200 zusätzlichen Kassenstellen versprochen. Eingehalten wird es, wie wir jetzt sehen, nicht. Weil man damit im Gesundheitsbudget 0,62 Prozent sparen will. (rüm)