Welche Chancen und welche Risiken bietet der Longevity-Trend bietet und warum professionelle Gesundheitsberufe den Bereich besetzen sollten.
Abnehmspritzen, Vitamin D-Tests, Gen-Analysen, Selbst-Tests, Mikronährstoffe, Klimakammern und vieles mehr werden zu einem neuen Milliardengeschäft im Gesundheitsbereich. Wenn Menschen alt werden, spricht man generell von Langlebigkeit (Longevity). Der Begriff bezeichnet deshalb eigentlich eine im Vergleich zur durchschnittlichen Lebenserwartung verlängerte Lebensspanne. Doch immer öfters wird der Begriff als Werbung für Angebote und eine Einstellung verwendet, mit der Menschen versprochen wird, dass sich dadurch das Leben verlängern lässt. Wir machen Prävention zum Trendprodukt und lösen einen Hype aus. Unter dem Schlagwort Longevity hat sich ein Riesenmarkt entwickelt. Früher hat man es Anti-Aging genannt, doch das war bald negativ besetzt. Von „Altern“ will ja niemand reden. Es geht jetzt um das bereits in Mythologien diskutierte Motiv der Unsterblichkeit.
Wie auch immer man dazu steht und ob man mitmacht oder nicht, professionelle Gesundheitsberufe sollten den Longevity-Boom nicht dem unregulierten Heilsektor, Social Media und irgendwelchen Gesundheitscoaches überlassen. So ein Thema braucht gerade jetzt fundierte Beratung. Es geht aber auch um die Debatte selbst, in der sich akademische Gesundheitsberufe einbringen sollten, denn der Hype um Longevity suggeriert auch, dass Menschen selbst schuld sind, wenn sie nicht gesund sind. Das ignoriert allerdings Studien, die klar zum Ergebnis kommen, dass vor allem der soziale Status und das Einkommen die Gesundheit bestimmen. Nicht zuletzt deshalb gibt auch die WHO als politisches Gesundheitsziel vor, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet werden müssen, dass sie die Menschen überhaupt in die Lage versetzen, für sich und die eigene Gesundheit selbst Sorge tragen zu können. (rüm)