Onkologie-Forum warnt vor Verzögerungen bei Diagnosen

© OeGHO/APA/Rudolph

Immer mehr Menschen leben mit Krebs – und brauchen Versorgung, was das Gesundheitssystem vor Herausforderungen stellt, wie Expert:innen warnen. Sie fordern schnellere Abklärung und Priorisierung. 

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Krebserkrankungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert, wodurch die Sterblichkeit seit den 1990er Jahren stark gesunken ist. Gleichzeitig leben heute in Österreich rund 419.000 Menschen mit einer onkologischen Diagnose – Tendenz steigend. „Das stellt das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen“, warnt nun Public-Health-Experte Florian Trauner (GÖG). So nahmen zwischen 2017 und 2024 Bestrahlungen und medikamentöse Therapien jeweils um ein Drittel zu, Spitalskontakte mit medikamentösen Behandlungen sogar um 46 Prozent. Laut Kathrin Strasser-Weippl (Klinik Ottakring) betragen die Wartezeiten auf MRT-Untersuchungen teilweise bis zu zwölf Wochen, bei CT drei bis vier Wochen. Laut internationalen Studien können schon vierwöchige Verzögerungen die Mortalität deutlich erhöhen. Strasser-Weippl warnt, dass steigende Fallzahlen ohne neue Lösungen die bisherigen Fortschritte beim Überleben zunichtemachen könnten. 

Während andere europäische Länder bereits Programme zur Beschleunigung etabliert haben, ist eine eigene „Dringlichkeit“ für Krebspatient:innen im österreichischen System bisher nicht vorgesehen. In Dänemark senkte ein „Cancer Patient Pathways Program“ die Diagnosezeiten und erhöhte das Drei-Jahres-Überleben deutlich. Italien und Spanien konnten mit Fast-Track-Modellen ähnliche Effekte erzielen. Thomas Czypionka (IHS) betont, dass oft keine zusätzlichen Ressourcen nötig seien, sondern kluge Umorganisationen. Die OeGHO fordert deshalb die Einführung einer „onkologischen Dringlichkeit“ in Österreich, um Patient:innen je nach medizinischer Einschätzung schneller durch den Abklärungsprozess zu steuern. 

Um die Versorgungslage systematisch zu analysieren, gründete die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) das Österreichische Onkologie Forum (ÖOF). In interdisziplinären Workshops wurden bisher die Bereiche Brust-, Lungen-, Darm- sowie Blasen- und Nierenkrebs untersucht. Die Ergebnisse werden am 9. September 2025 beim Jahresmeeting vorgestellt. Ziel sei es, Defizite zu identifizieren und eine fundierte Entscheidungsbasis für die Gesundheitspolitik zu schaffen, erklärt OeGHO-Präsident Ewald Wöll. (red)