Eltern-Kind-Pass: Hebammenberatung wird eingespart

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Die geplante verpflichtende Hebammenberatung im neuen Eltern-Kind-Pass kommt doch nicht. Das Familienministerium argumentiert mit Freiwilligkeit, das Gesundheitsministerium mit fehlendem Geld. 

Die Entscheidung des Familienministeriums, die geplante verpflichtende Hebammenberatung im neuen Eltern-Kind-Pass doch nicht umzusetzen, stößt beim Österreichischen Hebammengremium (ÖHG) wie auch bei den Grünen auf Kritik. Während das Gesundheitsministerium die fehlende Finanzierung der Verpflichtung durch das Familienministerium bedauert, wies dieses die Kritik zurück: Die kostenlose Hebammenberatung werde weiter ausgebaut, bei der Inanspruchnahme setze man auf Freiwilligkeit. 

Diese Freiwilligkeit kritisierte Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG), in einer Presseaussendung: „Ein freiwilliger Hebammentermin erreicht sozioökonomisch benachteiligte und besonders vulnerable Schwangere häufig nicht.“ Gerade diese Frauen würden aber von einer verpflichtenden Beratung profitieren. Sie betonte zudem: „Eine Streichung aus Budgetgründen ist kurzsichtig und gesundheitspolitisch verantwortungslos.“ Erst kürzlich habe man mit einem Expertengremium ein Untersuchungsprogramm mit drei Beratungsgesprächen ausgearbeitet, das erste davon verpflichtend, sagte die ÖHG-Präsidentin in einem ORF-Interview. Das Gesundheitsministerium habe versprochen, dieses Konzept umzusetzen. 

Das Gesundheitsministerium betonte hingegen gegenüber der APA, ein verbindliches Angebot sei nie zugesagt worden, da die Finanzierung beim für den Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) zuständigen Familienministerium liege. Man bedauere aber, dass die Maßnahmen aus Budgetgründen nicht in den Eltern-Kind-Pass aufgenommen werden konnten und unterstütze die Forderung in Zukunft weiterhin. Das Familienministerium wies die Kritik hingegen entschieden von sich, denn die derzeitige freiwillige kostenlose Hebammenberatung im Eltern-Kind-Pass werde mit dem neuen Untersuchungsprogramm um eine zweite, ebenfalls freiwillige Beratung ausgebaut. „Eine Verpflichtung würde bedeuten, dass Leistungen gestrichen werden müssen, wenn es nicht in Anspruch genommen wird.“ Außerdem müsste bei Terminengpässen von Hebammen die betroffene Frau beweisen, dass es nicht möglich war, einen Termin zu bekommen.  

Besonders kritisierte das Familienministerium die von einer Hebamme gestartete Online-Petition, in der bisher über 58.000 Unterstützerinnen „Nein zur Streichung der verpflichtenden Hebammenberatung im e-Eltern-Kind-Pass“ forderten. Die Grünen forderten in einer Presseaussendung eine Kurskorrektur: „Dass die verpflichtende Hebammenberatung aus Budgeterwägungen einfach gekippt wird, ist nicht nur fachlich unhaltbar, sondern auch gesundheits- und sozialpolitisch fahrlässig. Die Gesundheit von Frauen und jungen Familien darf kein Sparposten sein.“ (red/APA)