Der Glanz des Goldes

Gold glänzt ewig, heißt es – von den Pharaonen über die alten Römer:innen bis hin zu Mansa Musa, dem legendären afrikanischen Herrscher über Mali, das größte Reich der westafrikanischen Geschichte. Er gilt als der reichste Mensch seiner Zeit – manche gehen sogar davon aus, dass er der reichste Mann der Geschichte war. Auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka (1324/25) gab Mansa Musa so viel Gold aus, dass er in Kairo den Wert des auf Gold basierenden ägyptischen Dinars auf zehn Jahre hinaus ruinierte. Laut Berichten soll der König in seinem Tross 80 Kamele mitgeführt haben, die je 300 Pfund Gold trugen.

Zurück in die Gegenwart, in der Gold nichts an Glanz eingebüßt hat – ganz im Gegenteil: Der Kurs des edlen Metalls, das bei einem Feingehalt von 99,9 % immer wieder recycelt werden kann, jagt von einem Rekord zum nächsten. Anfang April lag der Preis je Unze Gold bei 2.893,29 Euro (siehe auch Chart). Blickt man fünf Jahre zurück, so hat sich der Goldpreis seit April 2020 beinahe verdoppelt (+94,56 %). Allein seit Beginn des Jahres hat Gold eine Wertsteigerung von 14 % (in Euro) erzielt, während der bekannte Dow-Jones-Index, der die Kurse der 30 größten an der New York Stock Exchange notierten US-Unternehmen widerspiegelt, im selben Zeitraum etwas verlor (–0,74 %).

Doch die „Gold-Hausse“, um einen Begriff aus der Finanzwelt zu verwenden, hält schon viel länger an. Seit dem Jahr 2000 hat Gold im Schnitt eine jährliche Rendite von mehr als 8 % gebracht (in Euro). In den vergangenen 25 Jahren hat Gold in 20 Jahren einen Zuwachs erzielt, lediglich in 5 Jahren gab es ein Minus. Allein im vergangenen Jahr stieg der Goldpreis um mehr als 35,5 % und erzielte damit den zweithöchsten Jahreszuwachs seit der Jahrtausendwende (Tab.).

Tab.: Jährliche Zu-/Abnahme des Goldpreises in % auf Euro-Basis

Goldige Prognosen

Das soll allerdings noch nicht alles gewesen sein, meinen zumindest einige Expert:innen. Geht es nach der Prognose des „In Gold We Trust“-Reportes (Ausgabe 2024), so soll der Goldpreis bis 2030 auf mehr als 4.800 US-Dollar steigen, was aktuell einem Gegenwert von rd. 4.450 Euro entsprechen würde. Der Report, der von den beiden Österreichern Ronald-Peter Stöferle und Mark J. Valek herausgegeben wird, erscheint jährlich seit dem Jahr 2007 und gilt als eines der umfassendsten Kompendien zum Thema Gold – manche „Gold-Gläubige“ bezeichnen ihn gar als die „Bibel“ für Goldanleger:innen. Die neue Ausgabe des Reportes (2025) erscheint übrigens am 15. 5. 2025 und kann unter dem Link im QR-Code kostenlos heruntergeladen werden.

Dass Gold in den letzten Jahren derart gestiegen ist, hat unter anderem mit den vermehrten Goldkäufen der Zentralbanken zu tun. Nachdem sie jahrelang vor allem verkauft hatten, kam es im Jahr 2008 zu einer Trendumkehr. Ende 2008 lagerten in den Tresoren 30.002 Tonnen Gold, Ende 2024 waren es 36.197 Tonnen, was einem Gegenwert von mehr als 3,6 Billionen Euro entspricht. Die größten Einkäufer waren im Jahr 2024 laut dem World Gold Council Polen (+89,54 Tonnen) vor Indien (+72,6 Tonnen) und China (+44,17 Tonnen). 2023 war der weltweit größte Goldeinkäufer noch die Volksrepublik China, die in diesem Jahr allein 224,9 Tonnen Gold erworben hat.

Österreich hat 280 Tonnen Gold

Den größten Bestand an Gold hält derzeit die US-Notenbank Fed mit 8.133,5 Tonnen, gefolgt von Deutschland mit 3.351,5 Tonnen. Österreich hat rund 280 Tonnen Gold gebunkert, ein guter Teil davon liegt im Vereinigten Königreich und der Schweiz, wo sich auch die wichtigsten Handelsplätze für physisches Gold befinden. Die vor einigen Jahren mit viel Emotion geführte Diskussion, warum Österreich nicht das gesamte Gold in den Tresoren der Nationalbank lagert, lässt sich mit der Handelbarkeit erklären, sie gründet aber auch in der Geschichte. 1938, als das nationalsozialistische Deutschland die Alpenrepublik annektierte, wurde das österreichische Gold flugs von Wien nach Berlin transferiert.

Getrieben wird der Preis aber nicht nur von den Zentralbanken. Die „Gier“ nach dem glänzenden Metall – um es provokant zu formulieren – hat längst auch die Privatanleger:innen erfasst. „Gemessen an der jährlichen physischen Goldnachfrage stieg der Anteil der Schwellenländer in den vergangenen fünf Jahren auf 70 %“, konstatieren etwa die Autor:innen des bereits erwähnten „In Gold We Trust“-Reportes.

Doch nicht nur in Asien und dem Nahen Osten, sondern auch in Europa erlebt Gold eine Renaissance. Das ist unter anderem auf die unsichere weltpolitische Lage mit dem Krieg in der Ukraine, dem Konflikt in Israel und einem geradezu erratisch agierenden US-Präsidenten zurückzuführen. Reinhard Walz, Head of Sales & Marketing bei ÖGUSSA, meinte in einem Gespräch mit dem Magazin Assets bereits 2024, dass Gold einmal mehr seinen Status als Krisenwährung bestätigt: „Angesichts anhaltender globaler Unsicherheiten, geopolitischer Spannungen und Sorgen um die Weltwirtschaft suchen Investor:innen Zuflucht in der Sicherheit von Gold.“

Goldsparplan als Alternative

Bleibt letztlich die Frage, ob man angesichts des Rekordkurses noch in Gold investieren sollte. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, wenngleich zahlreiche Expert:innen meinen, dass Gold als Beimischung in der Veranlagung jedenfalls zu empfehlen ist. Allerdings gilt auch hier die Regel, nicht das gesamte Ersparte auf ein Pferd zu setzen. Natürlich birgt der eklatante Preisanstieg auch die Gefahr in sich, dass es zu einem Rücksetzer kommt, wie etwa zuletzt 2013, als Gold binnen eines Jahres rd. 31 % an Wert verlor.

Allerdings hatte sich der Preis für die Unze Gold zuvor nahezu vervierfacht (Jänner 2005: rd. 430 Euro – 31. 12. 2012 rd. 1.675 Euro. Minimieren kann man solche – immer vorhandenen – Marktrisiken, indem man Gold sukzessive über einen längeren Zeitraum verteilt kauft. Die Käufer:innen profitieren dabei vom sogenannten „Cost-Average-Effekt“ (Durchschnittskosteneffekt). Manche Goldhändler – wie etwa die Münze Österreich – bieten in diesem Zusammenhang auch eigene Goldsparpläne an. So kann man etwa die Wiener Philharmoniker, die wohl bekannteste Goldmünze Österreichs, an vorher festgelegten Zeitpunkten zum dann jeweils gültigen Preis erwerben. Die Münze kann in verschiedenen Einheiten von einer Unze (dzt. rd. 2.880 Euro) bis zur kleinsten Einheit einer 1/25 Unze (rd. 143 Euro) erworben werden. Der Vorteil der Philharmoniker-Münze liegt auch darin, dass sie mehrwertsteuerfrei ist, was übrigens für alle Goldmünzen gilt, die einen Feingehalt von mehr als 90 % haben und in ihrem Herkunftsland als Zahlungsmittel gelten bzw. gegolten haben. Man kann Gold auch in Form von sogenannten ETF (Exchange Traded Funds) erwerben. Dabei handelt es sich um Wertpapiere, die mit physischem Gold unterlegt sind. Sie bieten die Möglichkeit, an der Entwicklung des Goldpreises teilzuhaben, ohne selbst physisches Gold zu besitzen.

Wer physisches Gold kauft, sollte sich nur an Händler:innen mit einem einwandfreien Ruf wenden – am besten einen ortsansässigen –, denn die Beliebtheit von Gold treibt mitunter seltsame Blüten – vor allem im Internet.

Einige Websites locken mit Preisnachlässen und Rabatten zwischen 10 % und 20%. Nicht selten handelt es sich dabei jedoch um Fälschungen, die zwar außen tatsächlich Gold enthalten, unterhalb der Oberfläche befindet sich aber häufig ein minderwertiges Material. Wer dennoch rabattierte Goldmünzen kauft, muss auf ein böses Erwachen vorbereitet sein: Gold mag ewig glänzen, aber nicht alles, was glänzt, ist Gold.