Das richtige Fortbildungsangebot für jede Zielgruppe

ARZT & PRAXIS: Herr Prof. Prager, wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit am Krankenhaus Wien-Hietzing und welche Forschungsschwerpunkte verfolgen Sie?

Prager: Die Schwerpunkte meiner Abteilung sind Stoffwechsel und Diabetes sowie Nephrologie. Wir beteiligen uns an sehr vielen internationalen Studien, in denen neue Medikamente und -Insuline ausgetestet werden. Darüber hinaus sind wir auf dem Gebiet der Lipidstoffwechsel- und Adipositas-forschung aktiv und führen auch -nephrologische Studien durch. Mein Forschungs-schwerpunkt ist die Insulinresistenz. Über viele Jahre hinweg habe ich die Wirkung des Insulins in den verschiedenen Stadien des Diabetes untersucht und auch Studien bei übergewichtigen Patienten durchgeführt. Wir haben ein Karl-Landsteiner-Institut für Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie angeschlossen, wo auch epidemiologische Daten evaluiert werden. Sehr interessant ist eine Arbeit, in der wir Typ-1-Diabetiker über Jahrzehnte hinweg hinsichtlich der gefürchteten Komplikation der diabetischen Nephropathie nachverfolgt haben.

Diabetes ist auf dem Vormarsch. Was würden Sie sich bezüglich Früherkennung und Prävention wünschen?

Prager: Typ-2-Diabetes ist in Österreich – wie in allen westlichen Ländern – als Folge des Anstiegs des Übergewichts pandemisch geworden. Die Zahl der Patienten mit Typ-2-Diabetes steigt -rasant an. Verglichen mit der Zeit, zu der ich begonnen habe, als Arzt zu praktizieren, sind die Typ-2-Patienten zu Beginn der Erkrankung heute im Schnitt um zehn Jahre jünger und deutlich übergewichtiger als noch vor 30 Jahren. Das ist eine große Herausforderung. Andererseits ist in den letzten Jahrzehnten in der Behandlung des Diabetes sehr viel passiert – nicht nur, was den Blutzucker betrifft, sondern auch beim Management des Blutdrucks und der Lipidwerte. Wir haben hier eine Erfolgsstory hinter uns, die dazu geführt hat, dass viele gefürchtete diabetische Spätkomplikationen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall, diabetische Nieren- und Augenerkrankungen, drastisch reduziert werden konnten. Diese -Erfolgsstory wird allerdings dadurch -getrübt, dass immer mehr Menschen -Diabetiker werden, sodass die Gesamtheit der Erkrankungen bzw. Spätkomplikationen gleich bleibt.
Das Thema Prävention ist ein sehr globaler Begriff. Man müsste die Diabetes-prävention sehr früh beginnen – wir haben bereits jetzt das Problem der übergewichtigen Kinder. Schon in der Schule müsste man auf gesunde Ernährung schauen. Dazu gehört auch, die Epidemie der Süßgetränke zu stoppen. Außerdem bewegen sich die Kinder zu wenig. Diese Kinder sind die künftigen Diabetiker. Für mich ist es eher ein politisches als ein medizinisches Problem. Man müsste in die Schulen und Kindergärten gehen und dort Programme erstellen, damit die Menschen aktiver werden, mehr Sport betreiben und sich gesünder ernähren.
Das Konzept ist dem der Mülltrennung nicht unähnlich. Die Mülltrennung ist ebenfalls von den Kindern zu den Eltern gekommen. Genauso könnte man auch bei der gesunden Ernährung verfahren. Das gestaltet sich allerdings sehr schwierig, weil die Lobby der Nahrungsmittel-industrie hier gegensteuert – das ist zumindest mein Eindruck.

Wird die Diabetestherapie in Österreich – auch abseits von Spezialzentren – ­leitliniengerecht durchgeführt?

Prager: Die österreichische Diabetes-Szene ist sehr aktiv und die ÖDG ist sehr daran interessiert, Leitlinien zu erstellen und diese auch unter die Ärzte zu bringen. Ein Beispiel ist das Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“, mit dem in Zusammenarbeit mit den Kostenträgern ein Grundkorsett einer leitliniengerechten -Diabetestherapie im niedergelassenen Bereich etabliert werden soll. Das Programm ist aber weit davon entfernt, voll ausgerollt zu sein. Es gibt noch viel zu wenige Ärzte, die sich mit Diabetes beschäftigen, und angesichts der großen und steigenden Zahl an zu versorgenden Diabetikern wird es sicherlich notwendig sein, hier noch mehr zu tun.
Die von Lilly Diabetes unterstützte –Insulin-Akademie richtet sich sowohl an niedergelassene Ärzte als auch an Spitals-ärzte, die sich in Diabetologie spezialisieren möchten. Zumindest die einfachen Formen der Insulintherapie, wie die basal unterstützte Therapie oder die Mischinsulintherapie, sollten auch von Ärzten im niedergelassenen Bereich oder ambulant durchgeführt werden können. Die Kurse der Insulin-Akademie sind eine gute Basis dafür, dass man das auch in der Praxis gut umsetzen kann.

Wird das Thema/die Erkrankung ­Diabetes in der ärztlichen Ausbildung ausreichend behandelt?

Prager: Ja und nein. Diabetes ist ja an und für sich eine sehr häufige Erkrankung. Die Behandlung gewisser Diabetes-formen, z. B. des juvenilen Diabetes, ist jedoch auf wenige Zentren konzentriert, sodass man, wenn man nicht an einem solchen Zentrum arbeitet, die entsprechenden Tools nicht mitbekommt. Andererseits sollten Patienten mit -juvenilem Diabetes meines Erachtens sowieso in spezialisierten Zentren versorgt werden. Wir haben ein sehr großes Pumpen-zentrum, wo wir 400 Patienten -versorgen, die eine Insulinpumpe haben, also eine sehr spezielle Form der Insulintherapie. Der letzte Schrei sind die sensorunterstützten Therapieformen, bei denen man mithilfe von kontinuierlicher Blutzucker-messung sehr rasch auf sich ändernde Situationen reagieren kann. Bei diesen Therapien hat der Patient selbst das Steuer in der Hand, wir sind sozusagen die Ausbildner und Fahrlehrer, die unterstützend eingreifen.
Darüber hinaus gibt es auch an den Kinderkliniken Zentren, die sich mit Typ-1-Diabetes beschäftigen. Die große Anzahl der Typ-2-Diabetiker kann aber sicherlich nicht von Spezialisten betreut werden. Hierfür braucht es flächen-deckende Konzepte, wie z. B. das angesprochene Therapie-Aktiv-Programm.

Inwieweit engagieren Sie sich im Bereich der ärztlichen Fortbildung?

Prager: Meine Mitarbeiter sind natürlich bei verschiedenen Veranstaltungen, wie auch der Insulin-Akademie, als Vortragende tätig. Ich selbst bin in die Organisation nationaler und internationaler Kongresse aktiv involviert und trete auch bei verschiedensten Fortbildungsveranstaltungen auf, z. B. beim Diabetes Update. Für das Diabetes Update fungiere ich zusammen mit Prof. Fasching und Prof. Ludvik als wissenschaftlicher Leiter.

Frau Mag. Satler, nach welchen Kriterien unterstützt Lilly Diabetes Österreich Fortbildungen im Bereich Diabetes?

Satler: Wir unterstützen im Wesentlichen drei Formate, welche die speziellen Bedürfnisse der verschiedenen im Bereich Diabetes tätigen Berufsgruppen optimal berücksichtigen: das Schulungsforum für Diabetesberaterinnen, das bereits erwähnte Diabetes Update für erfahrene und wissenschaftlich interessierte Ärzte und die Insulin-Akademie für Ärzte in Ausbildung.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Diabetes Update“, der Fortbildungsschiene für erfahrene Diabetologen?

Satler: Unter den Begriff Diabetes Update fallen im Prinzip alle von uns unterstützten Veranstaltungen, die für sehr -wissenschaftlich interessierte und/oder erfahrene Diabetologen in Österreich relevant sind. Dazu gehört beispiels-weise die einmal im Jahr stattfindende, mehrtägige Veranstaltung Diabetes Update, eine unabhängige Fortbildung auf hohem wissenschaftlichem Niveau.

Prager: Diese Veranstaltung ist nicht nur für Ärzte, sondern auch für Diabetes-berater gedacht. Menschen, die sich eng mit Diabetes auseinandersetzen, sollen zusammengebracht und die neuesten Erkenntnisse vermittelt werden. Was das Diabetes Update so speziell macht, ist, dass man sich für drei Tage zurückzieht – eine Art Klausur –, um Neues zu lernen sowie Gelerntes zu vertiefen und zu diskutieren. Es ist wichtig, dass die Gruppen der Ärzte und der Diabetesberater zusammenkommen. Außerdem wird ein ausgewogener Mix zwischen Grundlagenforschung – heuer z. B. die Betazelle – und praktischen Themen geboten. Was bei den Ärzten auch sehr gut ankommt, sind die verschiedenen Workshops, die auch Randbezirke des Diabetes, wie Blutdruck oder Lipide, mit abdecken. Jedes Jahr kommen 100 bis 150 Leute zum Diabetes Update.

Satler: Neben dieser großen -Veranstaltung fällt auch das im Rahmen der Jahres-tagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) stattfindende Satellitensymposium unseres Unternehmens unter den Begriff des Diabetes Update. Inhalt dieses Symposiums sind die Highlights von großen internationalen Kongressen, wie ADA oder ISPAD. Dabei stellen nationale wie -internationale Sprecher ihre persönlichen Highlights vor.
Für die Zielgruppe der erfahrenen -Diabetologen finden außerdem mehrmals pro Jahr Workshops statt – „Der Diabetespatient: Therapie und Arzneimittelinteraktionen –, in denen anhand von konkreten Fallbeispielen mögliche Therapieoptionen und Arzneimittel-interaktionen diskutiert und erarbeitet werden. Präsentiert werden die Fälle von Herrn OA Dr. Brath und Frau Mag. Anditsch; anschließend wird mit den Teilnehmern diskutiert, welche Therapie eingesetzt werden kann, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Therapeutika haben und welche Medikamentenwechselwirkungen möglich sind. Bei Letzterem geht es nicht nur um blut-zuckersenkende Medikamente, sondern auch um viele andere Arzneimittel, die ein multimorbider Diabetespatient braucht.
Schließlich unterstützt Lilly auch lokale Diabetesgesellschaften in verschiedenen Ländern durch die -Zurverfügungstellung von EASD-Kongressstipendien für -wissenschaftlich interessierte junge Ärzte. Für den heuer in München stattfindenden EASD-Kongress vergibt die ÖDG 15 von Lilly gesponserte -Stipendien ().

Herr Prof. Prager, was ist für Sie als Fortbildungsanbieter für die Insulin-Akademie das Besondere an ­diesem Format?

Prager: Die Insulintherapie ist etwas, das man durch „Learning by Doing“ erlernt, und erfordert sicherlich eine gewisse Routine. Um junge und unerfahrene Ärzte praxisnah in die verschiedensten Formen der Insulintherapie einzuführen, wurde die Insulin-Akademie etabliert. In der Ausbildung können nicht alle Aspekte in der nötigen Ausführlichkeit berücksichtigt werden, weil es nur sehr wenige spezialisierte Diabeteszentren gibt, wo man die Insulintherapie systematisch erlernen kann. Deshalb ist es wichtig, über die Ausbildung hinaus-gehende Kurse anzubieten, um Ärzten den Zugang zur Insulintherapie zu -ermöglichen – von einfachen Insulintherapien, wie der basal unterstützten Therapie, bei der ein Langzeitinsulin mit oralen Antidiabetika kombiniert wird, bis hin zur komplexesten Art der Insulintherapie, der funktionellen -Insulintherapie, die vor allem bei Typ-1-Diabetikern angewandt wird.

Satler: Die Insulin-Akademie gibt es bereits seit 2013. Inhalt des ersten entwickelten Moduls war der Beginn der Insulin-therapie. Später wurden weitere Intensivierungsmodule generiert, in denen vermittelt wird, wie man als Arzt weiter verfahren soll, wenn die einfache Insulintherapie nicht mehr ausreicht. Wichtig ist, dass die Fortbildungen praxisrelevant und produktunabhängig sind, denn in jedem Krankenhaus wird die Insulintherapie ein bisschen anders gehandhabt. Alle in Österreich verwendeten Therapieschemata werden in die Theorie hineingenommen. Außerdem wird viel mit Patientenbeispielen gearbeitet, um die Inhalte möglichst praxisnah zu gestalten.

Prager: Theoretisch kann man jederzeit einsteigen; sinnvoll ist es aber, mit den Basismodulen, also mit den einfachen Insulintherapien, zu beginnen und sich dann zu den komplexeren Therapie-formen weiterzuarbeiten. Die Themen und Inhalte der einzelnen Module der Insulin-Akademie orientieren sich an den Leitlinien der ÖDG. Zur Entwicklung neuer Module setzen wir uns einmal im Jahr mit allen Referenten zusammen und überlegen, welche neuen Themen und Trends interessant wären, bei denen junge Kollegen in der Praxis vielleicht Schwierigkeiten und Lücken haben.

Satler: Das letzte Modul, das entwickelt wurde, war beispielsweise ein Intensivierungsmodul für die prandiale Insulintherapie, ausgehend von den ASA/EASD-Guidelines, die Anfang dieses Jahres aktualisiert wurden.

Abschließend, Herr Prof. Prager: Wie ­bilden Sie sich persönlich am ­liebsten fort?

Prager: Ich fahre gerne zu Kongressen, weil man da Zeit hat, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, und Kollegen trifft, mit denen man das Neueste diskutieren kann. Ich schätze diese inter-aktive Art des Meinungsaustausches. Darüber hinaus sind natürlich die Fachmedien eine wichtige Quelle für die neuesten Erkenntnisse. Im Zeitalter des Internets hat man hier ja alle Publikationen und Daten jederzeit griffbereit zur Hand.

Das Jahr 2016 steht beim MedMedia Verlag unter dem Motto „Wertschätzung und Anerkennung“. Was verbinden Sie als Arzt mit diesen Schlagworten?

Prager: Ich halte das für ein sehr gutes Motto! In unserer Abteilung, die sehr interdisziplinär ist und wo daher viele Leute zusammenarbeiten müssen, ist ein wertschätzender Umgang nicht nur in der Betreuung der Patienten, sondern auch in der Zusammenarbeit -mit-einander und in der Forschung unablässig. Nur dadurch kann ein -reibungsloser oder zumindest reibungsarmer Ablauf gewährleistet werden. Ohne gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung kann man keine Spitzenleistungen abrufen. Und umgekehrt macht das Arbeiten auch viel mehr Spaß, wenn man sich dieses Prinzip als Leitlinie nimmt. ν