Dermatologie

Rezente Studien und Übersichtsarbeiten aus dem Bereich der Dermatologie untersuchten Dupilumab bei Prurigo nodularis; die prominente Rolle der Typ-2-Immunantwort bei Hautkrankheiten; Typ-2-Entzündung und die Funktionsstörung der Hautbarriere; sowie antimikrobielle Peptide als potenzielle Therapeutika bei atopischer Dermatitis.

Dupilumab bei Prurigo nodularis – ein systematischer Review

Was wurde untersucht?
Die bisher angewendeten topischen und systemischen antipruriginösen Therapien zeigen meist keinen zufriedenstellenden Behandlungserfolg bei Prurigo nodularis und sind bei langfristiger Anwendung mit Sicherheitsrisiken verbunden. Dupilumab, ein monoklonaler Antikörper gegen die gemeinsame Rezeptoruntereinheit der Typ-2-Zytokine Interleukin-4 und Interleukin-13, wurde als erstes Biologikum zur Therapie der Prurigo nodularis zugelassen und stellt eine vielversprechende neue Behandlungsoption dar. In diesem systematischen Review wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab in der Therapie der Prurigo nodularis untersucht.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Nach 16 Wochen Therapie mit Dupilumab zeigten 3,6 % eine komplette und 83,9 % der Patient:innen eine partielle Remission der Prurigo nodularis. Zusätzlich kam es zu einer signifikanten Reduktion des Juckreizes auf der numerischen Schmerzskala: von 9,0 auf 2,8 Punkte nach 16 Wochen Therapie (Abb.). Während der Behandlung wurden keine schweren Nebenwirkungen beobachtet, das häufigste unerwünschte Ereignis war eine Konjunktivitis bei 12,6 % der Patient:innen.

Was bedeutet das für die Praxis?
Innovative Therapieoptionen sind ein Lichtblick in der Therapie dieser komplexen Erkrankung. Dupilumab zeigt eine sehr gute Wirksamkeit mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil in der Therapie der Prurigo nodularis und wurde auch als erste systemische Therapieoption zugelassen.

Dr.inTamara Arnoldner

Relevanz
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★☆☆ Praxisrelevanz: ★★☆


Prominente Rolle der Typ-2-Immunantwort bei Hautkrankheiten (Review)

Was wurde untersucht?
Die dominante Rolle der Typ-2-Immunantwort in der Pathogenese der atopischen Dermatitis wurde bereits mehrfach gezeigt, jedoch scheint die Typ-2-Inflammation auch in vielen anderen Hauterkrankungen von Bedeutung zu sein. So widmet sich ein aktueller Review der Rolle der Typ-2-Entzündung in der Pathogenese von Ekzemen, von Immunglobulin-E-vermittelten Dermatosen (z. B. bullöses Pemphigoid oder chronisch spontane Urtikaria) sowie von Kollagenosen.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
Dupilumab, ein monoklonaler Antikörper gegen die gemeinsame Rezeptoruntereinheit IL-4-R-a, der Typ-2-Zytokine Interleukin-4 und Interleukin-13, ist bereits für die Therapie der atopischen Dermatitis und Prurigo nodularis zugelassen. In der Literatur gibt es einige Fallberichte, die eine Wirksamkeit bei allergischer Kontaktdermatitis, chronischen Handekzemen und chronisch spontaner Urtikaria zeigen.
Nemolizumab, ein monoklonaler Antikörper, der an den Interleukin-31-Rezeptor A bindet, ist ein neuer Therapieansatz, der gezielt den Juckreiz bei Typ-2-Erkrankungen hemmen soll. Phase-II- und Phase-III-Studien werden derzeit noch durchgeführt.
Weiters gibt es Fallberichte zum therapeutischen Einsatz von Anti-Immunglobulin-E-Antikörpern (z. B. Omalizumab), Anti-Interleukin-4/13-Antikörpern (Dupilumab), Anti-Interleukin-13-Antikörpern (Lebrikizumab und Tralokinumab) und Anti-Interleukin-5-Antikörpern (z. B. Mepolizumab und Benralizumab) beim bullösen Pemphigoid, bei der chronisch spontanen Urtikaria und beim hypereosinophilen Syndrom.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die Übersichtsarbeit hebt die bedeutende Rolle der Typ-2-Inflammation in der Pathogenese verschiedener Hautkrankheiten hervor. Es gibt bereits einige zielgerichtete Therapien zur Blockade der Typ-2-Immunantwort, wie beispielsweise Interleukin-4/13-, Interleukin-5- und Interleukin-31-Inhibitoren sowie monoklonale Anti-Immunglobulin-E-Antikörper. Zahlreiche weitere innovative Systemtherapien befinden sich derzeit in der Pipeline. Dies könnte in Zukunft neue Behandlungsstrategien zur Therapie von komplexen Hautkrankheiten ermöglichen.

Dr.inTamara Arnoldner

Relevanz
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★☆☆ Praxisrelevanz: ★★☆


Typ-2-Entzündung trägt zur Funktionsstörung der Hautbarriere bei (Review)

Was wurde untersucht?
Diese umfassende Literaturübersicht beschäftigt sich mit der Rolle der Typ-2-Immunantwort und der damit verbundenen Entzündung der Haut bei atopischer Dermatitis. Mehr als 250 wissenschaftliche Veröffentlichungen, die diese Thematik direkt oder indirekt betreffen, wurden dazu kritisch analysiert, um die klinische Bedeutung der Beeinflussung der Typ-2-Immunantwort hinsichtlich Hautbarriere einstufen zu können.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
Bei der atopischen Dermatitis kommt es durch Wechselwirkungen zwischen dem menschlichen Organismus und der Umwelt zu einer Hautentzündung. An dieser sind Keratinozyten sowie geweberesidente Immunzellen wie angeborene Lymphoidzellen vom Typ 2, basophile und eosinophile Leukozyten, Mastzellen, dendritische Zellen und T-Helferzellen vom Typ 2 beteiligt, die Zytokine wie Interleukin-4, Interleukin-5, Interleukin-13 und Interleukin-31 produzieren. Eine Typ-2-Entzündung wirkt sich aber auch auf die Expression von Genen aus, deren Produkte für die Barrierefunktion der Haut relevant sind, darunter Strukturproteine wie Filaggrin, Involucrin und Loricrin sowie extrazelluläre Lipide. Weiters begünstigt eine Typ-2-Entzündung die Besiedlung der Haut mit Staphylococcus aureus. Studien haben nun gezeigt, dass eine systemische Behandlung mit Medikamenten wie JAK-Inhibitoren oder Dupilumab, die sich gegen eine Typ-2-Immunantwort richten, auch die gestörte Hautbarriere bei atopischer Dermatitis verbessert und die Kolonisierung mit Staphylococcus aureus vermindert.

Was bedeutet das für die Praxis?
Weitere klinische Untersuchungen sind erforderlich, um zu bestätigen, inwieweit eine gezielte Blockade der Typ-2-Immunantwort bzw. der Typ-2-Entzündung die Barrierefunktion der Haut unter Alltagsbedingungen tatsächlich verbessern kann und welche Rolle eine solche Wirkung beim Ansprechen der Hautsymptome bei atopischer Dermatitis spielt.

Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★☆