Gastroenterologie

Neue Erkenntnisse gibt es auch zu verschiedenen Aspekten der eosinophilen Ösophagitis (EoE); z. B. zu Inzidenztrends; zur Wirksamkeit einer One-Food- vs. Six-Food-Eliminationsdiät; zu Dupilumab bei EoE; sowie zum Stellenwert des Interleukin-4-Rezeptors bei EoE.

Inzidenztrends der eosinophilen Ösophagitis

Was wurde untersucht?
Eine holländische Registerstudie untersuchte mit Hilfe des nationalen Pathologieregisters die jährliche Inzidenzrate einer eosinophilen Ösophagitis (kurz EoE) zwischen 1995 und 2019. In diesem nationalen Pathologieregister erfassen alle 46 Pathologieinstitute Hollands seit 1991 ihre Biopsien. Um andere Ursachen einer ösophagealen Eosinophilie auszuschließen, wurde in knapp der Hälfte aller Biopsien die Indikation der Endoskopie untersucht.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Die jährliche Inzidenzrate der EoE stieg von 0,01 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner:innen im Jahr 1995 auf 3,16 im Jahr 2019. Das entspricht einer 316-fachen Zunahme der EoE-Fälle innerhalb von 25 Jahren. Im selben Zeitraum kam es zu einer nur 2,6-fachen Zunahme der ösophagealen Biopsiezahlen. Obwohl die EoE in jedem Alter diagnostiziert wurde, waren junge Patient:innen zwischen 20 und 29 Jahren am häufigsten von einer neuen EoE-Diagnose betroffen. Interessanterweise wurde der histologische Schweregrad der Eosinophilie nur in 40 % der Biopsien angegeben. Nur 2 % der Pathologieberichte beschrieben indirekte Zeichen für eine EoE, wie Basalzellhyperplasie, Spongiose oder subepitheliale Fibrose.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die Inzidenz der EoE ist weiterhin deutlich zunehmend, und die Prävalenz nähert sich in Europa langsam der des Morbus Crohn. Wie schon in früheren Studien gezeigt, handelt es sich hierbei um eine reelle Zunahme und nicht nur um einen „sampling bias“ durch das häufigere Biopsieren. Obwohl neben der absoluten Eosinophilenzahl pro Gesichtsfeld indirekte Zeichen einer EoE wie Basalzellhyperplasie, Spongiose oder subepitheliale Fibrose für eine histologische Beurteilung immer wichtiger werden, sind die tiefen Zahlen eines detaillierten Pathologieberichtes in diesem nationalen Register ernüchternd.

Doz. Dr. Philipp Schreiner

Relevanz
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★★


One-Food- versus Six-Food-Eliminationsdiät bei eosinophiler Ösophagitis

Was wurde untersucht?
In dieser multizentrischen, randomisierten Studie wurden 129 Patient:innen mit einer aktiven eosinophilen Ösophagitis (kurz EoE) entweder mit einer One-Food-Eliminationsdiät (Vermeiden von Milch) oder mit einer Six-Food-Eliminationsdiät (Vermeiden von Milch, Weizen, Eiern, Soja, Fisch bzw. Meeresfrüchten und Erd- und Baumnüssen) für 6 Wochen therapiert. Patient:innen, die mittels One-Food-Eliminationsdiät nicht in Remission kamen, konnten eine Six-Food-Eliminationsdiät für erneute 6 Wochen versuchen. Patient:innen, die mittels Six-Food-Eliminationsdiät nicht in Remission kamen, konnten eine Therapie mit topischem Fluticasonpropionat für 6 Wochen probieren.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Nach 6 Wochen Diät zeigte sich kein Unterschied in der histologischen Remission zwischen einer Six-Food-Eliminationsdiät (40 %) und einer One-Food-Eliminationsdiät mit tierischer Milch (34 %). Auch gab es keinen Unterschied bei einer symptomatischen Verbesserung zwischen den beiden Gruppen. Nach Versagen einer One-Food-Eliminationsdiät konnten 43 % mit einer Six-Food-Eliminationsdiät in histologische Remission gebracht werden. Im Gegensatz hierzu erreichten 82 % der Patient:innen, die mit der Six-Food-Eliminationsdiät keine Remission erzielten, mit topischem Fluticason eine histologische Remission. Es zeigte sich keine Korrelation zwischen allergologischen Tests und dem Ansprechen auf die Nahrungsmittel.

Was bedeutet das für die Praxis?
Diese große, multizentrische und randomisierte Studie zeigt uns die Limitationen einer Diät bei der eosinophilen Ösophagitis auf. Die Remissionsraten in dieser Studie sind deutlich niedriger als in früheren, kleineren Studien. Bei Patient:innen, die eine diätetische Therapie wünschen, sollte als erster Schritt eine One-Food-Eliminationsdiät mit Milch versucht werden. Auch wenn bei Versagen einer One-Food-Eliminationsdiät eine Six-Food-Eliminationsdiät versucht werden kann, bestätigt die Studie auch bei Patient:innen mit Versagen von einer diätetischen Therapie die hohe Effektivität der topischen Kortikosteroidtherapie.

Doz. Dr. Philipp Schreiner

Relevanz
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★☆


Dupilumab bei eosinophiler Ösophagitis

Was wurde untersucht?
In dieser doppelblinden, randomisierten Phase-III-Studie wurde der Einsatz des monoklonalen Antikörpers Dupilumab bei Patient:innen mit eosinophiler Ösophagitis (kurz EoE) untersucht. Dupilumab blockiert 2 zentrale Botenstoffe in der Entstehung von Typ-2-Inflammation, nämlich Interleukin-4 und Interleukin-13. In dieser dreiteilig aufgesetzten Studie wurde Dupilumab in 2 verschiedenen Dosierungen (300 mg wöchentlich vs. 300 mg alle 2 Wochen) über 24 Wochen gegen Placebo verglichen; anschließend wurde die Studie für weitere 28 Wochen ohne Placebo-Arm fortgeführt. Der Einschluss in diese Studie war bereits ab dem 12. Lebensjahr möglich. Studienendpunkte waren eine histologische Remission, eine Besserung von Dysphagiebeschwerden, ein endoskopisches Ansprechen und die Beurteilung der Lebensqualität.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Unter wöchentlicher wie auch zweiwöchentlicher Behandlung mit Dupilumab zeigte sich bereits nach 24 Wochen eine im Vergleich zur Placebo-Gruppe statistisch hochsignifikante histologische Remission der eosinophilen Ösophagitis: 59–60 % der mit Dupilumab behandelten Patient:innen versus 5–6 % unter Placebo erreichten diesen Endpunkt (Abb.). Der erhobene Dysphagie-Score besserte sich bei wöchentlicher Dupilumab-Gabe statistisch signifikant im Vergleich zur Placebo-Gruppe, nicht jedoch bei zweiwöchentlicher Gabe von Dupilumab. Als häufigste Nebenwirkung wurden Lokalreaktionen an der Injektionsstelle berichtet.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die Studie ist ein wichtiger Meilenstein in der Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten von Patient:innen mit eosinophiler Ösophagitis und führte zur EMA-Zulassungserweiterung von Dupilumab 300mg wöchentlich als Therapie bei eosinophiler Ösophagitis. Unter den bisherigen Standardtherapien, wie Eliminationsdiät, Protonenpumpenhemmer und lokal wirksame Kortikosteroide, konnte nur ein begrenztes Therapieansprechen erreicht werden. Gerade für diese Patient:innen stellt Dupilumab eine wirkungsvolle Alternative dar.

Zur Zulassung gelangte Dupilumab 300 mg wöchentlich, die 2-wöchentliche Gabe ist Off-Label

Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★★


Stellenwert des Interleukin-4-Rezeptors bei eosinophiler Ösophagitis

Was wurde untersucht?
Die eosinophile Ösophagitis (kurz EoE) ist eine chronische, nahrungsmittelvermittelte allergische Erkrankung, die durch eine eosinophilenreiche Entzündung der Speiseröhre gekennzeichnet ist. Die Interleukine 4 und 13 gelten als zentrale Player dieser Entzündungsreaktion. Eine tierexperimentelle Studie untersuchte nun den Stellenwert dieser beiden Zytokine sowie den Stellenwert des Interleukin-4-Rezeptors, der sich aus den 2 Untereinheiten Interleukin-4-Rezeptor-alpha und Interleukin-13-Rezeptor-alpha-1 zusammensetzt, genauer. Die Analyse wurde an Wildtyp-Mäusen sowie an Interleukin-13-defizienten Mäusen mit experimentell induzierter Ösophagitis durchgeführt.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Sowohl nach Interleukin-13-Antikörper-Gabe als auch nach Interleukin-13-Rezeptor-alpha-1-Knockout bei Mäusen konnte im Rahmen einer experimentell induzierten Ösophagitis keine Verdickung der Lamina propria, keine Basalzellenproliferation, keine Eosinophilie und kein Tissue Remodelling beobachtet werden. Damit konnte gezeigt werden, dass Intereukin-13-Rezeptor-alpha-1 für den Großteil der EoE-assoziierten Gewebsveränderungen maßgeblich verantwortlich ist.

Was bedeutet das für die Praxis?
Aufgrund des tierexperimentellen Charakters dieser Studie ist es noch verfrüht, Rückschlüsse für die klinische Praxis zu ziehen. Allerdings konnte die Wichtigkeit von Interleukin-13 inklusive Signalübertragung über den Intereukin-13-Rezeptor-alpha-1 in der Pathogenese von EoE gezeigt werden. Die Daten gewähren mechanistische Einblicke in die Wirkweise bereits vorhandener Therapien und heben den Typ-II-Interleukin-4-Rezeptor als zukünftiges therapeutisches Target hervor.

Prim. Dr. Hans Peter Gröchenig

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★☆☆