HNO / Allergologie

Aus dem Bereich HNO und Allergologie werden Arbeiten zu folgenden Themen besprochen: Reduktion allergenspezifischer IgE-Werte durch Dupilumab bei allergischer Rhinitis; neuer Bet-v1-Antikörpercocktail bei Birkenpollenallergie; Gesundheitskosten der allergischen Rhinitis und allergenspezifischen Immuntherapie; sowie Dupilumab-vermittelte Besserung der Aspirin-Toleranz bei NSAID-exazerbierter Atemwegserkrankung.

Allergische Rhinitis: Dupilumab bessert Symptome und unterdrückt allergenspezifisches IgE

Was wurde untersucht?
Die Typ-2-Immunreaktion spielt bei respiratorischen Erkrankungen, wie der allergischen Rhinitis oder der chronischen Rhinosinusitis, eine wichtige Rolle. Dupilumab, ein monoklonaler Antikörper, blockiert die α-Kette des Interleukin-4-Rezeptors und damit zentrale Zytokine der Typ-2-Immunantwort. Diese Studie untersuchte den Einfluss einer Dupilumab-Therapie auf das allergenspezifische Immunglobulin E im Nasensekret und Serum allergischer Patient:innen mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen über einen Zeitraum von 6 Monaten.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Nach 6-monatiger Dupilumab-Therapie zeigte sich eine starke Abnahme der allergenspezifischen Immunglobulin-E-Werte bei den meisten Patient:innen unabhängig vom untersuchten Allergen. Diese Abnahme war im Nasensekret stärker ausgeprägt als im Serum (Abb.). Zusätzlich besserten sich die Symptome der allergischen Rhinitis, nasale Symptome, die Riechleistung sowie die Polypengröße unter Dupilumab signifikant.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die Studienergebnisse legen nahe, dass Dupilumab einen starken Effekt auf die Reduktion allergenspezifischer Immunglobulin-E-Werte im Serum und im Nasensekret bei Patient:innen mit allergischer Rhinitis haben könnte. Die Daten unterstützen auch die Hypothese, dass die Immunglobulin-E-Produktion durch die Blockade der α-Kette des Interleukin-4-Rezeptors durch Dupilumab vermindert wird und dadurch Symptome der allergischen Rhinitis gelindert werden. Dupilumab könnte in Zukunft eine mögliche Therapieoption bei behandlungsresistenter allergischer Rhinitis darstellen.

DDr. David T. Liu

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★☆☆


Birkenpollenallergie: Neuer Bet-v1-Antikörpercocktail reduziert Allergiesymptome rasch und langfristig

Was wurde untersucht?
Frühere Studien konnten zeigen, dass die Therapie mit allergenspezifischen Immunglobulin-G-Antikörpercocktails eine Rolle bei der Behandlung von allergischen Patient:innen spielen könnte. Die vorliegende randomisierte, doppelblind-kontrollierte Phase-I-Studie untersuchte die Sicherheit, Verträglichkeit, Pharmakokinetik und Wirksamkeit eines Bet-v1-spezifischen Antikörpercocktails bei Patient:innen mit bekannter Birkenpollenallergie.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Der neue allergenspezifische Antikörpercocktail gegen Bet v1 war gut verträglich. Eine einzelne Gabe reduzierte die durch nasale Provokationstests ausgelösten Nasensymptome gegenüber dem Ausganswert bei Patient:innen mit bekannter Birkenpollenallergie signifikant. Es zeigten sich ebenso signifikante Unterschiede im nasalen Provokationstest und im Skin-Prick-Test zwischen der Behandlungs- und der Placebo-Gruppe. Die Wirkung trat innerhalb einer Woche ein und hielt mehr als zwei Monate an. In der Behandlungsgruppe zeigte sich beim Basophilen-Aktivierungstest auch ein signifikanter Rückgang der Basophilen-Reaktion auf Birkenpollenallergene.

Was bedeutet das für die Praxis?
Der neue allergenspezifische Antikörpercocktail gegen Bet v1 könnte einen Paradigmenwechsel in der Therapie der Birkenpollenallergie darstellen.

DDr. David T. Liu

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★☆


Gesundheitskosten der allergischen Rhinitis und allergenspezifischen Immuntherapie

Was wurde untersucht?
Die allergische Rhinitis ist ein relevanter direkter und indirekter Kostenfaktor für Gesundheitssysteme weltweit. Die allergenspezifische Immuntherapie (kurz AIT) ist derzeit die einzige Therapieoption bei allergischer Rhinitis, welche auch die zugrundeliegende Ursache behandelt. Die nachfolgende Studie untersuchte die Gesamt- sowie krankheitsspezifischen Kosten einer kommerziell versicherten, amerikanischen Population von Patient:innen mit allergischer Rhinitis für das Gesundheitssystem.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Insgesamt wurden 2.334.530 Patient:innen mit allergischer Rhinitis eingeschlossen. 103.207 dieser Patient:innen stellten mindestens einen AIT-Antrag (Vorbereitung oder Injektion), 43,9 % davon erreichten die Erhaltungsphase (25 oder mehr Injektionen), während 23,9 % sich zwar vorstellten, aber die Injektion nicht erhielten. Die verbliebenen 2.231.323 AR-Patient:innen erhielten keine AIT. Während der Nachbeobachtungszeit verursachten Patient:innen mit allergischer Rhinitis, welche die Erhaltungsphase der AIT erreicht hatten, weniger Gesamtkosten für das Gesundheitssystem, verglichen mit der gesamten AIT-Kohorte. Ebenso führten sie zu niedrigeren Folgekosten bezüglich Krankenhausaufenthalte sowie zu niedrigeren Gesamtbehandlungskosten.

Was bedeutet das für die Praxis?
Es bedarf weiterer Anstrengungen, um das Bewusstsein von Patient:innen mit allergischer Rhinitis für die verfügbaren Therapieoptionen und die Einhaltung der AIT zu schärfen. Die AIT bleibt eine wirtschaftliche Behandlungsoption, da sie die Gesamtbehandlungskosten nicht signifikant erhöhte und möglicherweise auch positive gesellschaftliche Auswirkungen haben könnte.

DDr. David T. Liu

Relevanz
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★★


Dupilumab verbessert Aspirin-Toleranz bei NSAID-exazerbierter Atemwegserkrankung

Was wurde untersucht?
Die „non-steroidal anti-inflammatory drug“-exazerbierte Atemwegserkrankung (kurz N-ERD) zeichnet sich durch eine Trias, bestehend aus chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, Asthma und einer Überreaktion gegen nichtsteroidale Antirheumatika aus. In dieser Studie wurde der Effekt einer Dupilumab-Therapie auf die Aspirin-Toleranzgrenze, die Krankheitsbelastung sowie das Zytokinprofil im Nasensekret von 31 Patient:innen mit N-ERD untersucht.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
57 % der N-ERD-Patient:innen tolerierten eine höhere Aspirin-Dosis nach einer 6-monatigen Dupilumab-Therapie. Die Größe der Nasenpolypen nahm ab, während sich die pulmonalen Symptome und die Riechleistung signifikant verbesserten. Bei Patient:innen mit einer erhöhten Aspirin-Toleranzgrenze zeigte sich auch eine signifikante Konzentrationsverminderung verschiedener proinflammatorischer Zytokine im Nasensekret.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die Therapie mit Dupilumab führte zu einem signifikanten Rückgang der Nasenpolypen bei Patient:innen mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen und komorbider N-ERD. Diese Rückbildung der Nasenpolypen wurde von einer erhöhten Toleranzgrenze gegenüber Aspirin begleitet. Da die Therapie mit dem Biologikum nicht bei allen Patient:innen zu einer erhöhten Toleranzschwelle gegenüber Aspirin führte, wird auch bei Patient:innen unter laufender Dupilumab-Therapie eine Aspirin-Provokation vor einer Verschreibung nichtsteroidaler Antirheumatika empfohlen, um den Status der Aspirin-Verträglichkeit zu bestimmen.

DDr. David T. Liu

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★☆