Pneumologie

Aus dem Bereich Pneumologie präsentiert das Austrian Atopy Update neue Daten zu Dupilumab bei Typ-2-Asthma, Langzeitdaten zu Tezepelumab bei schwerem Asthma, sowie einen Review, der der Frage nachspürt, ob Biologika den atopischen Marsch unterbrechen können.

Typ-2-Asthma: Dupilumab reduziert den Effekt schwerer Exazerbationen auf die Lungenfunktion

Was wurde untersucht?
Bei Patient:innen mit mittelschwerem bis schwerem Asthma und erhöhten Typ-2-Biomarkern aus der Phase-III-Studie LIBERTY ASTHMA QUEST wurde der Effekt des Anti-Interleukin-4/13-Antikörpers Dupilumab auf die Lungenfunktion untersucht. Als Typ-2-Biomarker dienten fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid und Eosinophile im Blut. Eingeschlossene Patient:innen wurden in jene mit zumindest einer schweren Exazerbation während des Studienzeitraums und jene ohne Exazerbation stratifiziert. Analysiert wurde die Veränderung der Einsekundenkapazität gegenüber dem Ausgangswert vor und nach Bronchodilatation. Weiters wurde die Symptomkontrolle mittels Asthma-Kontrollfragebogen erhoben.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Sowohl bei Patient:innen mit Exazerbation als auch bei jenen ohne Exazerbation verbesserte Dupilumab die Lungenfunktion gemäß Einsekundenkapazität vor Bronchodilatation im Vergleich zu Placebo – und dies rasch: bereits ab Woche 2 der Therapie. Dieser Effekt war konstant und blieb über die Studiendauer von 52 Wochen bestehen (Abb.). Ähnliche Trends wurden für die Einsekundenkapazität nach Bronchodilatation beobachtet. Verglichen mit Placebo zeigte Dupilumab auch eine signifikante Verbesserung der Lungenfunktion nach Bronchodilatation 0 bis 42 Tage nach der ersten schweren Exazerbation. Die Asthmakontrolle war unter Dupilumab signifikant besser als unter Placebo. Anzumerken ist, dass Patient:innen mit Exazerbationen im Studienzeitraum auch häufiger von vorangegangenen Exazerbationen, also vor Therapiebeginn, berichteten. Diese Patient:innen haben bekanntlich ein größeres Risiko für weitere Exazerbationen sowie für eine weitere Verschlechterung der Lungenfunktion.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die Studie bestätigt den Effekt des monoklonalen Antikörpers Dupilumab auf Lungenfunktion und Asthmakontrolle bei Patient:innen mit mittelschwerem bis schwerem Asthma vom Typ 2. Insbesondere wurde gezeigt, dass der Effekt auf die Lungenfunktion erhalten werden kann, wenn es zu Exazerbationen kommt. Dies hat klinisch positive relevante Auswirkungen für Patient:innen und ist daher für den klinischen Alltag wesentlich.

Prim.a Assoc. Prof.in Dr.in Robab Breyer-Kohansal

Relevanz
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★☆

Abb: Veränderung der Einsekundenkapazität vs. Baseline bei Patient:innen mit und ohne Exazerbation


Können Biologika den „atopischen Marsch“ unterbrechen? (Review)

Was wurde untersucht?
In einem aktuellen Review fasst Jonathan Spergel das Konzept des atopischen Marsches zusammen und diskutiert auf Basis bisher vorhandener Daten, ob Biologika in der Lage sind, diesen zu unterbrechen. Der Begriff „atopischer Marsch“ wurde 2003 vom selben Autor als der natürliche Verlauf atopischer Manifestationen, typischerweise charakterisiert durch die klinische Präsentation von atopischer Dermatitis vor Asthma und allergischer Rhinitis, definiert. Die atopische Dermatitis ist in diesem Konzept der Einstieg in die Allergiekarriere des Patienten bzw. der Patientin. Seit der initialen Definition wurden auch Immunglobulin-E-vermittelte Lebensmittelallergien und die eosinophile Ösophagitis in das Spektrum der möglichen Krankheiten innerhalb des atopischen Marsches aufgenommen.

Welche Biologika kommen in Frage?
Omalizumab wird derzeit in der PARK-Studie bei zwei- bis dreijährigen Kindern mit Wheezing und Allergien gegen Aeroallergene untersucht. Die Studienhypothese: Die Bindung von freiem Immunglobulin E durch Omalizumab soll unter anderem virale Infektionen und die dadurch verstärkte Typ-2-Immunantwort mindern. Diese verstärkte Typ-2-Immunantwort in Kombination mit viralen Infektionen wird als möglicher Initiator des atopischen Marsches vermutet. Primäre Endpunkte sind Asthma-Diagnose und Asthma-Schweregrad.
Bei Patient:innen mit atopischer Dermatitis hilft Dupilumab über die Verhinderung der Signalweiterleitung durch Blockade des Interleukin-4-Rezeptor-alpha, die Hautbarriere zu reparieren, und reduziert die Kolonisation mit Staphylococcus aureus. Beides sind Risikofaktoren für das Fortschreiten des atopischen Marsches. Ob eine Therapie der atopischen Dermatitis mit Dupilumab im Kleinkindalter den atopischen Marsch tatsächlich aufhalten kann, ist noch unklar, da Dupilumab erst seit kurzem bei Kindern unter dem 6. Lebensjahr (Indikation: schwere AD) eingesetzt wird.

Was bedeutet das für die Praxis?
Einige Biologika haben aufgrund ihrer Eingriffe in pathophysiologische Mechanismen das Potenzial, den atopischen Marsch positiv zu beeinflussen. Konkret wird diese Fragestellung nur in der PARK-Studie untersucht. Mehr und auch deutlich längere Studien sind dringend notwendig, um festzustellen, ob dieser potenzielle Effekt den atopischen Marsch tatsächlich aufhalten oder nur temporär unterdrücken kann.

Dr. Andreas Renner

Relevanz
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★☆☆


Langzeit-Wirksamkeit von Tezepelumab – die DESTINATION-Studie

Was wurde untersucht?
Der humane monoklonale Antikörper Tezepelumab ist das neueste derzeit für schweres Asthma zugelassene Biologikum. Tezepelumab blockiert die Aktivierungskaskade der Atemwegsentzündung bei Asthmapatient:innen „flussaufwärts“ der klassischen Angriffspunkte Immunglobulin-E, Interleukin-5, Interleukin-5R, Interleukin-4R und Interleukin-13. In den Phase-III-Zulassungsstudien NAVIGATOR1 und SOURCE2 hat Tezepelumab die Exazerbationsrate über eine Studiendauer von jeweils 52 und 48 Wochen gegenüber Placebo signifikant verringert. In der NAVIGATOR-Studie wurden primär Patient:innen ohne orale Glukokortikosteroide untersucht, in der SOURCE-Studie dagegen nur Patient:innen, die orale Glukokortikosteroide als Dauermedikation benötigen. Dabei konnte unter Tezepelumab keine größere Steroideinsparung erzielt werden als unter Placebo.

Die hier vorgestellte DESTINATION-Studie ist eine kombinierte, randomisierte, doppelblinde Verlängerungsstudie der NAVIGATOR- und SOURCE-Studien. Insgesamt nahmen 951 Patient:innen teil (827 Patient:innen von NAVIGATOR und 124 von SOURCE). Bei Patient:innen, die in der ursprünglichen Studie Tezepelumab erhielten, wurde dieses Präparat weitergeführt. Patient:innen, die initial Placebo erhielten, wurden in der Verlängerung 1 : 1 zu Tezepelumab oder Placebo randomisiert. Die gesamte Studiendauer (inklusive der ursprünglichen Studien) betrug 104 Wochen.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?
Die Rate an unerwünschten Ereignissen war für Patient:innen, die Tezepelumab erhielten, niedriger als unter Placebo. Die in den NAVIGATOR- und SOURCE-Studien beobachteten Verbesserungen der Exazerbationsrate im Vergleich zu Placebo konnten auch in der Verlängerung bestätigt werden.

Was bedeutet das für die Praxis?
Die DESTINATION-Studie bietet die bisher längsten Daten zu Tezepelumab. Das Präparat wurde gut vertragen, und die klinische Verbesserung im Sinne der Reduktion der Exazerbationsrate blieb über den Beobachtungszeitraum von 104 Wochen erhalten. Die größte Stärke der Studie ist die große Patientenzahl über 2 Jahre. Eine Schwäche ist, dass die Tezepelumab-Gruppe während des Beginns der COVID-19-Pandemie länger lief als die Placebo-Gruppe; dies war jedoch nicht planbar.

Dr. Andreas Renner

Relevanz
Innovation: ★☆☆ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★☆