CLL Pocket Guide (Kopie wie in OPM-27)

Sehr geehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege!

Diese Pocket-Guidelines bieten den LeserInnen auf knappe, jedoch präzise Art die Möglichkeit, grundlegende Behandlungsempfehlungen der Neutropenie bzw. des neutropenen Fiebers nachzulesen. Die Empfehlungen fassen dabei derzeit gültige Guidelines der European Society of Medical Oncology (ESMO)1 und der American Society of Clinical Oncology (ASCO)2 zusammen und sind so auf eine einfache Art nachzuschlagen und anzuwenden.
Gerade in der Onkologie sind wir durch den Einsatz zahlreicher neuer Medikamente oft mit nicht immer berechenbaren Nebenwirkungen konfrontiert. Unter Berücksichtigung individueller Kriterien, wie PatientInnenalter, Komorbiditäten, Behandlungsmodalitäten und deren Ziele ist das Management von Neutropenien individuell zu entscheiden. Der Mangel zeitlicher und personeller Ressourcen unter Einfluss des sogenannten „Bettendrucks“ beeinflusst oft Entscheidungen über eine ambulante Überwachung neutropener PatientInnen. Diese Pocket-Guidelines sollen dem/r LeserIn einen Überblick über klinische Entscheidungskriterien einer Behandlung der fieberfreien und der febrilen Neutropenie geben. Für die Vollversion der einzelnen Richtlinien verweisen wir auf die jeweilige Referenz.

  • Definition

    Aktuellen ESMO-Leitlinien entsprechend ist die febrile Neutropenie
    definiert als eine oral gemessene Temperatur von einmal > 38,3 °C
    bzw. zweimal > 38,0 °C über zwei Stunden bei einer absoluten Neutrophilenzahl (ANC) von < 0,5 x 109/l bzw. wenn die ANC diesen Wert
    voraussichtlich unterschreiten wird.

  • Inzidenz

    Die meisten Chemotherapie-(CT-)Schemata in Standarddosierung sind mit einer ca. 6-8 Tage dauernden Neutropenie assoziiert; febrile Neutropenie (FN) tritt in etwa 8 Fällen pro 1.000 PatientInnen auf. Im Mittel ist bei 20–30 % der PatientInnen mit FN eine Hospitalisierung aufgrund von Komplikationen erforderlich; die FNassoziierte Krankenhaussterblichkeit liegt bei 10 %, die mittleren Behandlungskosten pro Hospitalisierung betragen etwa 13.500
    Euro.1

  • Risikofaktoren

    Es besteht ein Zusammenhang zwischen Intensität des CT-Regimes
    und Ausprägung der Neutropenie (die wiederum in direkter
    Korrelation zur FN-Inzidenz steht). Demnach wird zwischen „High
    risk“- (> 20 %), „Intermediate risk“- (10–20 %) und „Low risk“-CT
    (< 10 %) unterschieden.1
    Neben Art und Intensität der CT sind folgende Faktoren mit einem
    erhöhten FN-Risiko assoziiert:

    • höheres PatientInnenalter
    • fortgeschrittenes Krankheitsstadium
    • frühere FN in der Vorgeschichte
    • keine Prophylaxe mit Antibiotika bzw. Granulozyten-Koloniestimulierendem Faktor (G-CSF)
    • Mukositis
    • schlechter Gesundheitszustand und/oder
    • kardiovaskuläre Erkrankung