Medscape Oncology – RWE treatment of RRMM

Studienkollektiv vs. Real-World-Patientenpopulation: In der täglichen Routine bleibt oftmals der Umstand unbeachtet, dass wir es nicht mit Studienpatienten zu tun haben, sondern dass es sich gerade bei Myelom-Patienten häufig um ältere Patienten mit Komorbiditäten handelt. Die Therapie wird dabei individuell auf unsere Patienten abgestimmt; insbesondere müssen wir uns Gedanken über die Verträglichkeit dieser Therapien machen – ohne dabei das  Therapieziel aus den Augen zu verlieren. Angestrebt wird entweder einer möglichst tiefe Remission oder (vor allem bei komorbiden Patienten) die Krankheitskontrolle bei möglichst guter Lebensqualität.

Therapieregime: Die in der Session vorgestellten Therapieregime entsprechen denen unserer täglichen Praxis. So kommen beispielsweise die angesprochenen Lenalidomid-basierten Triple-Kombinationen bei transplantfähigen Patienten zum Einsatz und beim nicht-transplantfähigen Patientenkollektiv als Doublette.

Stellenwert von Real-World-Evidence-(RWE-)Daten: Die Generierung von RWE-Daten spielt eine wichtige Rolle, auch wenn es um Toxizitäten geht. Diese scheinen in Real-World-Kollektiven etwas häufiger aufzutreten als in selektionierten Studienpopulationen mit oft sehr strengen Ausschlusskriterien. Es wurde postuliert,  künftige Studien mit weniger rigiden Ausschlusskriterien zu gestalten. Weiters wünschenswert wären zudem einerseits mehr RWE-Daten in Bezug auf alte Patienten, die in Studien häufig nicht ausreichend abgebildet werden, und andererseits zur Niereninsuffizienz, einer typischen Komplikation beim multiplen Myelom.

Mitentscheidung des Patienten: Mittlerweile steht uns für die Behandlung des multiplen Myeloms ein breites Spektrum an Medikamenten zur Verfügung, und dies erlaubt uns, bei der Therapieentscheidung nicht mehr nur auf die Komorbiditäten Rücksicht zu nehmen, sondern auch die individuelle Lebenslage des Patienten miteinzubeziehen. So stehen etwa wirksame orale Therapieoptionen zur Verfügung, die es ermöglichen, Termine und damit verbundene Anreise- und Wartezeiten an der Ambulanz auf ein Minimum zu reduzieren. Je nach Behandlungsziel kann man mit einer gewissen Flexibilität agieren. Ältere Patienten sind zwar häufig zeitlich ungebundener als jüngere Patienten, die beruflichen oder familiären Verpflichtungen nachkommen müssen, hier müssen jedoch vermehrt Begleiterkrankungen und Toxizitäten berücksichtigt werden.

Wann intervenieren? In der abschließenden Diskussion der Session stellte sich die Frage, ob bereits bei einem biochemischen Relaps interveniert werden soll oder erst bei Erfüllung der CRAB-Kriterien. In unserer täglichen Praxis wird biochemisch monitiert. Ob wir eine Therapie beginnen, hängt in erster Linie von den Symptomen und der Dynamik der Erkrankung ab.