Fast Track Surgery: Rascher wieder mobil

Die Entwicklung von „Fast Track Surgery“ hat ihren Ursprung in den USA, in England und in den Niederlanden. Dort wird die Methode als „Rapid Recovery“ bezeichnet und bringt das Ergebnis auf den Punkt: Im Zentrum steht die schnelle Rehabilitation eines Patienten nach einer Operation. Entwickelt wurde das Behandlungskonzept von dem Chirurgen Dr. Henrik Kehlet, einem Vorreiter auf dem Gebiet der evidenzbasierten Medizin. Fast Track ist mehr als nur ein minimalinvasiver Eingriff mit all seinen Vorteilen.
Das Konzept umfasst vielmehr ein Gesamtpaket von Maßnahmen: vom Aufklärungsgespräch über die Vorsorge, die Operationstechnik bis hin zur Nachbehandlung. Fokussiert wird dabei die Frage, durch welche Maßnahmen eine Minimalisierung der perioperativen Komplikationen erreicht werden kann. Durch eine schnelle Rehabilitation des Patienten wird sowohl die Behandlungsqualität gesteigert als auch eine Verkürzung der Liegedauer angepeilt, die sich wiederum positiv auf die Behandlungskosten auswirkt. Das Konzept eignet sich für urologische, gynäkologische, orthopädische oder unfallchirurgische Operationen.
Auch unter dem Aspekt, dass das österreichische Gesundheits-Zielsteuerungsgesetz (G-ZG BGBl. I Nr. 26/2017 § 6 (Z 3 und 4) eine Optimierung der Prozesse und des Ressourceneinsatzes sowie die Sicherstellung der hohen Behandlungsqualität fordert, bietet das Konzept einen interessanten und wissenschaftlich fundierten Rahmen für effizientere Behandlungsprozesse und höhere Patientenzufriedenheit. Finanzielle Erwägungen und das Wissen um mehr Komplikationen bei langer Immobilisation machen den Ansatz auf den ersten Blick attraktiv, doch die Umsetzung stößt in manchen Kliniken an Grenzen, wenn es gilt, Strukturen zu ändern oder eingefahrene Muster zu hinterfragen. „Die Vorteile von Fast Track Surgery sind nicht wegzudiskutieren und auch gut mit Studien belegt. Nichtsdestotrotz ist die Umsetzung in der Praxis nicht einfach“, weiß Dr. Peter Razek, Abteilungsvorstand der Chirurgie im SMZ ­Floridsdorf, aus Erfahrung und rät: „Die Akzeptanz ist oft in kleineren Einheiten höher. Fast Track ist jedenfalls Teamarbeit zwischen Berufsgruppen, das erfordert oft weitreichendes Umdenken.“
In Österreich setzen zum Beispiel die Unfallchirurgie Innsbruck, das Orthopädische Spital Speising, das Herz Jesu Krankenhaus in Wien oder die Barmherzigen Schwestern in Ried auf das Rapid Recovery Programm beim Knie- oder Hüftgelenksersatz. Vorteile zeigen sich unter anderem in der aktiven Mitarbeit der Patienten. Die am Programm teilnehmenden Fachdisziplinen berichten, dass sich die interdisziplinäre Kommunikation deutlich verbessert und schon allein dadurch zu einer Qualitätsverbesserung der Behandlung beiträgt. Standardisierte Protokolle helfen, einen reibungslosen Übergang von der präoperativen über die peri- zur postoperativen Versorgung sicherzustellen und das gemeinsame Ziel – die rasche Rehabilitation – nicht aus den Augen zu verlieren. Das Qualitätsziel spiegelt sich auch in der Reduktion der Verweildauer wider: Aktuelle Studien belegen, dass Kosteneinsparungen zwischen 11 % und 26 % möglich sind.

 

Vier Stufen zur Implementierung
  1. Prozessoptimierung: Medizinische Abläufe werden vom interdisziplinären Behandlungsteam so organisiert, dass Patientenintegration, Gruppendynamiken und eine Mobilisierung am Tag der Operation ermöglicht werden.
  2. Klinische Verbesserungen: optimiertes Drainagen- und Fluidmanagement; Anwendung lokaler Infiltrationsanästhesie.
  3. Datenerfassung und -auswertung: Das Behandlungsteam evaluiert in ­regelmäßigen Abständen Qualitätsscores und Patientenzufriedenheitswerte.
  4. Gesundheitskommunikation: Mit Rapid Recovery wird eine hauseigene Evidenz etabliert, die die Grundlage für eine glaubwürdige Gesundheitskommunikation bildet. Dabei versteht sich das Programm als Versorgungsmarke, die ein Qualitätsversprechen gegenüber Patienten, Krankenkassen, Rehaeinrichtungen und niedergelassenen Ärzten transportiert.