Kardiologische Highlights

Dr. Christina Binder

PARTNER 3: TAVI für Patienten mit niedrigem Risiko

Präsentation: Martin Leon


Bei PARTNER 3 handelt es sich um eine multizentrische randomisierte Studie, in der die transfemorale Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) mit einer operativen Klappensanierung bei 1.000 Patienten mit niedrigem operativem Risiko verglichen wurde. Es konnte gezeigt werden, dass jene Patienten, die einer TAVI unterzogen worden waren, ein besseres Überleben, weniger Schlaganfälle und weniger Rehospitalisierungen hatten. Bedeutung für die Praxis: Diese Daten werden möglicherweise in Zukunft die TAVI Indikation auf ein größeres Patientenkollektiv ausweiten.

 

Dr. Henrike Arfsten

COAPT: MitraClip bei Herzinsuffizienz

Die rezente COAPT-Studie hat gezeigt, dass bei symptomatischen Herzinsuffizienz (HI)-Patienten unter optimierter medikamentöser Herzinsuffizienztherapie (OMT) mit mittel- bis höhergradiger sekundärer Mitralklappeninsuffizienz (SMR) die kathetergestützte MitraClip-Implantation dem rein konservativen Therapiemanagement hinsichtlich HI-bedingter Hospitalisierung (35,8 vs. 67,9 %) und Mortalität (29,1 vs. 46,1 %) überlegen ist. 
Zwei Subanalysen wurden am diesjährigen ACC 2019 präsentiert:

 

Echokardiografische Outcomes – eine COAPT-Subanalyse

Präsentation: Federico M Asch

Oft ist die Mitralklappenanatomie in der SMR schwierig zu evaluieren und Empfehlungen der amerikanischen und europäischen Leitlinien divergieren. Im Rahmen der COAPT-Studie erhobene echokardiografische Parameter (Baseline sowie 1, 6, 12 und 24 Monate nach Randomisierung) wurden herangezogen, um eine detailliertere Beschreibung der SMR zu erzielen, prädiktive Messwerte für die MitraClip-Therapie zu identifizieren und somit für die Therapie geeignete Patienten, mit hoher Wahrscheinlichkeit des Therapieansprechens in Zukunft besser zu definieren.

Für die Entscheidungsfindung zur MitraClip-Therapie zeigte keiner der analysierten und in den klinischen Alltag implementierbaren echokardiografischen Messwerte (linksventrikuläre Auswurffraktion sowie Schweregrad von Trikuspidal- und Mitralklappeninsuffizienz) prognostische Signifikanz. Lediglich der rechtsventrikuläre systolische Druck korrelierte mit der Prognose nach MitraClip und OMT. Bedeutung für die Praxis: Aus echokardiografischer Sicht gilt für die Indikation zur MitraClip-Implantation somit weiterhin die multifaktorielle Therapieevaluierung (Orientierung an den Guidelines und COAPT-Studien-Einschlusskriterien).

 

Effekte auf die Lebensqualität – eine COAPT-Subanalyse

Präsentation: Suzanne Arnold

Zu den wesentlichen Säulen der Herzinsuffizienz-Therapie zählt die Verbesserung der Lebensqualität (LQ). COAPT zeigte, das die interventionelle MitraClip-Therapie die Hospitalisierungsrate aufgrund von dekompensierter Herzinsuffizienz und die Mortalität gegenüber der konservativen Therapie reduziert. Um die Vorteile der MitraClip-Therapie gänzlich zu verstehen, gilt es, die LQ mit zu berücksichtigen. Diese wurde anhand verschiedener Questionnaires (Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ), SF-36 health status survey) seriell erfasst (Baseline, 1, 6, 12 und 24 Monate nach Randomisierung).

Bereits 1 Monat nach MitraClip-Implantation erwies sich die LQ, im Vergleich zum konservativen Therapiemanagement, als signifikant besser. Der signifikante Unterschied blieb über den gesamten Studienverlauf von 2 Jahren erhalten. Bedeutung für die Praxis: Damit erweist sich die MitraClip-Implantation bei HFrEF mit mittel- bis höhergradiger SMR nicht nur als lebensverlängernd und symptombekämpfend, sondern zudem als lebensqualitätsverbessernde Therapieoption.

 

Prof. Christian Hengstenberg

AUGUSTUS Trial: Duale besser als Triple-Therapie

Präsentation: Renato D Lopes

Die Studie verglich die Blutungsraten einer antithrombotischen Triple-Therapie (Vitamin K-Antagonist oder Apixaban plus P2Y12-Hemmer plus Aspirin) und Dualtherapie (VKA oder Apixaban plus PY12-Hemmer plus Placebo) bei Patienten mit Vorhofflimmern und ACS/PCI. Für den primären Endpunkt – schwerwiegende und klinisch relevante, aber weniger schwere Blutungen im Verlauf von 6 Monaten – zeigte sich eine relative Risikoreduktion von 31 % unter Apixaban im Vergleich zu VKA (10,5 vs. 14,7 %). Die zusätzliche ASS-Gabe ging mit einer signifikanten Zunahme entsprechender Blutungen einher (16,1 vs. 9 % unter Placebo). Blutungsepisoden traten am häufigsten bei Patienten unter Clopidogrel, Warfarin und ASS auf (18,5 %), am seltensten unter Clopidogrel, Apixaban und Placebo (7,3 %). Bedeutung für die Praxis: Die Ergebnisse legen nahe, dass die meisten Patienten mit VHF und ACS/PCI mit einer dualen Kombination aus Antikoagulans und Clopidogrel sicher behandelt werden können. Dabei sollten NOAKs (neue orale Antikoagulantien) bevorzugt zur Antikoagulation eingesetzt werden.
 

Dr. Christina Binder

Apple Heart Study: App zur Detektion von Herzrhythmusstörungen

Präsentation: Mintu Turakhia und Marco Perez

Die Apple Heart Studie beschreibt erstmals die Anwendung einer App-basierten Smartwatch Technologie zur Detektion von Arrhythmien. Diese wurde von allen Teilnehmern sehr positiv angenommen. Die Eventrate war mit 0,52 % sehr niedrig und der positiv prädiktive Wert lag bei 0,84. Bedeutung für die Praxis: Obwohl diese Technologie kein systematisches Screening-Tool darstellt, könnte sie in Zukunft durchaus die Entscheidung zur weiteren diagnostischen Abklärung von Herzrhythmusstörungen beeinflussen.

 

Dr. Henrike Arfsten

PIONEER-HF Open-Label Extension: ARNI bei akuter Herzinsuffizienz

Präsentation: Adam D. DeVore

PIONEER-HF verglich bei aufgrund akuter Dekompensation hospitalisierten Herzinsuffizienzpatienten die Therapie mit Sacubitril-Valsartan (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor; ARNI) gegen Enalapril. Bereits zur Woche 8 zeigte sich der Verlauf von NT-proBNP als Surrogatmarker sowie das klinische Outcome in der ARNI-Therapiegruppe überlegen.

Die aktuell präsentierte Open-Label Folgestudie umfasst einen Beobachtungszeitraum von 12 Wochen. Initial mit Enalapril behandelte Patienten erhielten nun, 8 Wochen nach akuter Dekompensation, ebenfalls eine ARNI-Therapie. Für diese Patienten zeigte sich für die erweiterten 4 Wochen ein Abfall der NT-proBNP Konzentration um 35,8 %, in der von Beginn an mit ARNI behandelten Gruppe um 18,5 %. Das klinische Outcome zeigte einen ähnlichen Trend für beide Gruppen, erwies sich jedoch unter ARNI-Therapie von Beginn an weiterhin überlegen. Bedeutung für die Praxis: Die Daten bestätigen einmal mehr die Sicherheit und Überlegenheit der ARNI-Therapie gegenüber Enalapril auch in der akuten HFrEF und sprechen für „The sooner the better“.

 

Dr. Christina Binder

PANACHE: Neladenoson bialanat für die Behandlung der HFpEF

Präsentation: Sanjiv Jayendra Shah

Die Phase II Studie PANACHE untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit des Wirkstoffs Neladenoson bialanat (ein partieller A1-Rezeptor-Agonist) bei Herzinsuffizienzpatienten mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF). Neladenoson zeigte über 20 Wochen ein gutes Sicherheitsprofil, allerdings konnte der primäre Endpunkt, die Verbesserung der Gehstrecke in 6 Minuten nicht erreicht werden. Bedeutung für die Praxis: Leider gibt es also nach wie vor keine Zeichen für Therapierfolge für medikamentöse Therapien für HFpEF-Patienten.

 

 

Prof. Christian Hengstenberg

Neue Guidelines zur Primärprävention

Präsentation: Donna K Arnett and Amit Khera

Zur Primärprävention kardiovaskulärer (CV) Erkrankungen wurden neue Leitlinien präsentiert. Als Basis jeglicher Präventionsbemühungen wird ein gründliches Risiko-Assessment empfohlen. Die wichtigsten Lifestyle-Empfehlungen: herzgesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ein gesundes Körpergewicht und Nichtrauchen. Anders als in der Sekundärprävention, wird die regelmäßige Gabe von Aspirin zur Vermeidung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei gesunden Menschen nicht empfohlen. Für Patienten mit Typ-2-Diabetes, einem der stärksten CV-Risikofaktoren, gibt es neue Daten zu zwei Medikamentenklassen (SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Analoga), welche neben ihrer blutzuckersenkenden Wirkung auch das Risiko für CV-Ereignisse senken.

Die „2019 ACC/AHA Guideline on the Primary Prevention of Cardiovascular Disease“ wurde zeitgleich in Circulation und im Journal of the American College of Cardiology publiziert.