Experten-Kommentare UEG Week Vienna 2018

Dr. Martina Büchele

Innere Medizin, Landeskrankenhaus Bregenz

„The broad spectrum of IBD management“

Eines der wichtigsten Kernthemen aus der Abstract-Based Session „The broad spectrum of IBD management“ waren für mich die personalisierte Strategie in der Behandlung von CED-Patienten. Hierbei geht es darum, noch vor Therapiebeginn herauszufinden, wie schwer die Erkrankung ist. Dies sollte mittels Risk-Assessments erfolgen. Die Therapie sollte dann individuell gestartet werden – und zwar mit den diversen Optionen, welche die Guidelines für Colitis ulcerosa und Morbus Crohn empfehlen. Ein weiteres in der Session angesprochenes wichtiges Thema ist die Tatsache, dass ein Therapieansprechen vorausgesagt werden kann, beispielsweise mittles Drug Monitoring. Relevant ist, die Patienten während der Therapie zu beobachten und zu begleiten (das heißt, regelmäßige Laborkontrollen und vor allem nicht nur die Verwendung klinischer Scores für das Ansprechen- (CDIS), sondern auch der Endoskopie).
Für den klinischen Alltag heißt das, dass ein frühzeitiger Behandlungsbeginn mit TNF-α-Inhibitoren und anderen Präparaten das Outcome verbessern kann; dass also Patienten deutlich davon profitieren, wenn früh im Erkrankungsverlauf mit einer adäquaten Therapie begonnen wird. Dieses Vorgehen kennt man aus der Kardiologie („Time is muscle“) oder aus der Neurologie („Time is brain“). Bei CED gilt das Motto: „Time is gut“. Wünschenswert wäre die Ausdehnung der Möglichkeit zum Drug-Monitoring.
Im Spital werden vorwiegend die komplizierten Fälle, die bereits Vortherapien erhalten haben, vorstellig. Diese Patienten entsprechend den Leitlinien zu behandeln, erfordert zuerst die Aufarbeitung der gesamten Krankheitshistorie.

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OA Dr. Hermann Mayr

Innere Medizin I, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried Betriebsges.m.b.H.

„Clinical Trials in IBD“

OA Dr. Hermann Mayr, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, zieht sein Fazit zur Late Breaking Abstracts Session „Clinical Trials in IBD“: Insbesondere die präsentierten Phase-III-Studien von Arzneimitteln, die bereits am Markt sind, waren sehr interessant, bedeutet dies ja, dass diese bald in die klinische Anwendung kommen können. Besonders interessant war die Vergleichsstudie von Vedolizumab in der subkutanen vs. intravenösen Verabreichungsform. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die beiden Applikationsformen vergleichbar sind – sowohl hinsichtlich Remission als auch Mukosaheilung. In der klinischen Praxis ist dies von besonderer Relevanz, denn für viele Patienten wäre eine subkutane Applikation von großem Vorteil. Weiters spannend waren eine Studie zu Ustekinumab, wenngleich die Daten für den Einsatz bei Colitis ulcerosa noch auf sich warten lassen, sowie eine Phase-Ib-Studie, die den Einsatz eines pan-JAK Inhibitors bei Colitis Ulcerosa untersuchte. Auf die weiteren Daten dieser Studie darf man gespannt sein, war doch die Verträglichkeit in dieser 4-wöchigen Kurzzeitstudie sehr gut.

* Disclaimer: Es handelt sich um erste Ergebnisse zu Vedolizumab subkutan, diese Formulierung ist noch nicht zugelassen.

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 Dr. Marion Kara

Niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie, Facharztzentrum Ernstbrunn

„Clinical Trials in IBD“

Die wichtigsten Take-Home-Messages dieses Vortrags sind meines Erachtens, dass sehr viele Präparate – und zwar in den unterschiedlichsten Darreichungsformen – am Markt verfügbar sind. Für die Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa steckt zudem noch einiges in der Pipeline. In meinem derzeitigen beruflichen Alltag habe ich mit diesen neuen Präparaten allerdings noch wenig Erfahrung. In meiner früheren Tätigkeit im Spital wurden viele Patienten intravenös mit Vedolizumab therapiert. Für Vedolizumab spricht die gute Verträglichkeit, aber auch die gute Wirksamkeit bei Nichtansprechen auf Vortherapien.

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 Dr. Stephan Dertinger

Niedergelassener Facharzt für Innere Medizin (Additiv-FA Gastroenterologie / Hepatologie und Endokrinologie / Stoffwechsel), Bludenz

„Mucosal Healing in Crohn’s Disease: Lessons From Theory to Practice“

Einer der wesentlichsten Punkte aus diesem Symposium ist für mich, dass man die Mukosaheilung endoskopisch verifiziert, wie dies primär in Universitätsspitälern gemacht wird. Ein weiterer Punkt: das fäkale Calprotectin bei 250 µg/g stellt einen guten Indikator für die Mukosaheilung dar. Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung und ist klinisch nachvollziehbar. Salopp gesprochen wurde auch betont, dass nicht mit „der Kanone auf einen Spatz geschossen werden sollte“, sondern eine komplette Bestandserhebung nach 6 Monaten Therapie durchaus Sinn macht. Hier ist zu evaluieren, ob der Patient eine Verbesserung erfahren hat oder ob die Therapie eskaliert werden muss. Ich selbst bestimme Calprotectin alle 3 Monate und bestelle die Patienten, die ja gewöhnlich hausärztlich betreut werden, dafür ein und verschreibe die Spezialmedikamente. Bei stabiler Remission werden die Intervalle auf ein halbes Jahr ausgeweitet. Ich behalte die Patienten aber immer im Auge. Zusammengefasst hat dieses Symposium mein praktisches Vorgehen bestätigt.

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