Nierenzellkarzinom

Autor: Dr. Beat Förster

Risikobasierte Surveillance nach radikaler Nephrektomie / Nierenteilresektion

Capogrosso P., Mailand, Italien, Abstract #PD12-04;
Diese retrospektive single-center-Studie schloss insgesamt 1.630 Patienten ein, welche mittels radikaler Nephrektomie oder Nierenteilresektion behandelt wurden. Es sollte das „University of California Los Angeles Integrated Staging System“ (UISS) zur Prädiktion der Rezidiv-Wahrscheinlichkeit und Festlegung des Follow-Up untersucht werden. Die Validierung zeigte, dass sich das UISS-Modell vor allem zur Festlegung des kurzfristigen Follow-Up (≤12 Monate) lohnt, jedoch nicht für die Festlegung des langfristig Follow-Up (>60 Monate).
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Therapieinduzierte Arterielle Hypertonie und kardiovaskuläre Morbidität nach radikaler Nephrektomie / Nierenteilresektion

Capitanio U., Mailand, Italien, Abstract #PD12-09;
In einer retrospektiven Analyse von insgesamt 2.056 Patienten, welche eine radikale Nephrektomie / Nierenteilresektion aufgrund eines cT1-2 Nierenzellkarzinoms erhalten hatten, wurde das Auftreten einer operationsbedingten arteriellen Hypertonie und schwerer kardiovaskulärer Ereignisse untersucht. Es zeigte sich, dass die arterielle Hypertonie meist direkt postoperativ auftritt, während die kardiovaskulären Ereignisse erst viel später in Erscheinung treten. Zudem waren nierenerhaltende Operationen mit einer signifikant niedrigeren Rate an schweren kardiovaskulären Ereignissen assoziiert.
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Validierung eines präoperativen Nomogramms zur Vorhersage einer Metastasierung nach operativer Therapie eines lokalisierten Nierenzellkarzinoms

Sanchez A et al., New York, USA, Abstract #MP36-09;
Die Autoren präsentierten ein Update eines Prädiktions-Nomogramms unter Einschluss von somatischen Mutationen (VHL, PBRM1, SETD2, BAP1, KDM5C), um das präoperative Risiko eines metastatischen Rezidives nach operativer Therapie eines lokalisierten Nierenzellkarzinoms zu bestimmen. Es waren sowohl die nomogramm-basierte lineare Prädiktion (HR:2.89, 95%-CI: 2,34–3,57, p<0.001) wie auch die KDM5C-Mutation (HR: 4,23, 95%-CI: 1,16–15,41, p=0,028) signifikant mit dem metastasenfreien Überleben assoziiert. Weitere statistische Analysen unter Integration von genomischen Daten sind erforderlich.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Tumorenukleation: Vergleich des postoperativen funktionellen Outcomes verglichen mit partieller Nephrektomie

Suk-Ouichai C et al., Cleveland, USA, Abstract #MP42-02;
In dieser retrospektiven Analyse wurde bei Patienten, welche eine Nierenteilresektion bei lokalisierten Nierenzellkarzinom erhielten, die Technik der Tumorenukleation (n=71) mit der Standard-Technik (n=373) hinsichtlich des postoperativen funktionellen Outcomes verglichen. Bei Tumorenukleationen wurde weniger häufig die Kapsel verschlossen (46% vs. 100%), generell mehr vaskularisiertes Parenchym erhalten (95% vs. 84%) und in der multivariablen Analyse eher die Basis-GFR erhalten (p<0,001) bei gleichzeitig nicht-signifikantem Unterschied an positiven Resektionsrändern (p=0,2).
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Patienten mit einzelner Hirnmetastase: Kandidaten für aggressive systemische Therapie im Rahmen klinischer Studien

Suarez-Sarmiento A et al., Yale, USA, Abstract #MP66-01;
Die Autoren präsentierten eine retrospektive Analyse von 136 Patienten mit Hirnmetastasen bei metastasiertem Nierenzellkarzinom der letzten 20 Jahre an einem Zentrum. Die meisten Patienten hatten Symptome (80%), eine klarzellige Histologie (95%), gleichzeitige extrakranielle Metastasen (90%) und ein geringes medianes Gesamtüberleben (8,5 Monate). Die Mehrheit der Patienten entwickelte Hirnmetastasen während der systemischen Therapie bei extrakranieller Metastasierung. Patienten mit nur einer Hirnmetastase hatten ein geringeres Risiko, ein Rezidiv nach lokaler Therapie zu entwickeln (median 12,4 vs. 6 Monate rezidiv-freies Überleben, p<0,001) und sind daher optimale Kandidaten für eine aggressive systemische Therapie in Rahmen von klinischen Studien.
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Einteilung komplexer Nierenzysten in Bosniak 3s und 3n sinnvoll für Vorhersage des klinischen Verhaltens der Läsionen

Pruthi D et al., San Antonio, USA, Abstract #PD51-03;
In diese retrospektive Analyse wurden Patienten (n=140) mit komplexen renalen Zysten, welche mindestens mittels 6-monatiger Bildgebung (CT, MRI, Ultraschall) überwacht wurden, eingeschlossen. Eine Klassifizierung der Bosniak-Zysten ≥2f in 3n (noduläre Zystenwand) war im Gegensatz zur 3s (septiert-enhanced) mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit eines Progresses während eines medianen Follow-Up von 46 Monate assoziiert (p=0,0002). Die Einteilung komplexer Nierenzysten in Bosniak 3s und 3n hilft, das klinische Verhalten der Läsionen vorauszusagen, wodurch man Bosniak 3s-Zysten in längeren Bildgebungsintervallen sicher ohne sofortige Intervention in eine aktive Surveillance einschließen könnte.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Autor: Dr. Francesco Soria

Onkologisches und funktionelles Outcome nach minimalinvasivem Eingriff bei Nierenzellkarzinom-Patienten mit Venenthrombus

Marra G. et al., Italien, Abstract # MP48-19;
In dieser multizentrischen retrospektiven Studie wurde die Sicherheit und Effektivität der laparoskopischen sowie robotischen Nephrektomie bei 120 Patienten mit Nierenzellkarzinom mit Venenthrombus evaluiert. Es zeigten sich akzeptable onkologische Ergebnisse mit einem 3-Jahres-karzinom-spezifischen Überleben von 76% und einem 3-Jahres-Gesamtüberleben von 73%. Allerdings kam es häufiger zu Komplikationen (25%: Clavien ≥ 3), höherem Blutverlust und längerem Krankenausaufenthalt.
Innovation: ★★★     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Effektivität einer zusätzlichen zytoreduktiven Nephrektomie bei Patienten mit nicht-klarzelligem Nierenzellkarzinom

Marchioni M et al., Italien, Abstract #PD24-02;
In dieser SEER-basierten retrospektiven Studie wurde die Effektivität der zytoreduktiven Nephrektomie in Patienten mit nicht-klarzelligem Nierenzellkarzinom evaluiert. Es zeigte sich ein höheres karzinom-spezifisches Überleben bei Patienten, welche mit zytoreduktiver Nephrektomie im Vergleich zur alleinigen systemischen Therapie behandelt wurden. Die Ergebnisse waren unabhängig vom histologischen Nierenzellkarzinom-Typ. Limitationen: Population-basierte Studie.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Metabolisches Profiling zur Nierenzellkarzinom-Detektion

Bonvillain A. et al., Atlanta, USA, Abstract #MP88-01;
In dieser präklinischen Studie wurde das „metabolische Muster“ in Harnproben von 102 Patienten mit Nierenzellkarzinom und von 178 gesunden Patienten evaluiert. Dieser nicht-invasive Test konnte das Vorliegen eines Nierenzellkarzinoms mit einer Sensitivität von 94% und einer Spezifizität von 99% detektieren. Weitere klinische Studien sind notwendig, um das volle Potenzial dieses Tests als „Screening Tool“ zu evaluieren.
Innovation: ★★★     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Urin-Metabolom zur Identifikation von high-risk-Nierenzellkarzinomen

Gupta M. et al., Baltimore, USA, Abstract #MP88-03;
In dieser präklinischen Studie wurden die „metabolische Muster“ in Harnproben von 30 Patienten mit einem high-risk-Nierenzellkarzinom-Risiko (Grad III-IV, Tumorstadium ≥pT3), von 19 Patienten mit indolentem Nierenzellkarzinom (Grad I-II, Tumorstadium pT1-T2) und von 17 Patienten mit gutartiger Nierenerkrankung untersucht. Mittels unterschiedlichen Harnmetaboliten (wie die Aminosäuren Phe, Tyr, Trp und Lys) konnten Patienten mit high-risk-Nierenzellkarzinom von indolenten Tumoren und gutartigen Erkrankungen unterschieden werden. In der Zukunft könnte dieser Test für die Beurteilung kleiner Nieren-Raumforderungen benutzt werden.
Innovation: ★★★     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★☆☆