Schöne neue (digitale) Welt

Von Virtual Calls und Virtual Meetings über digitale Messestände, Patientenwebseiten bis hin zur Virtual Reality, Servitization und Omnichannel Planning – all das ist in den letzten Jahren Standard geworden.
Im ersten Impulsreferat der PMCA-Veranstaltung beleuchtete Thy Lepcha, Digital En­gagement Lead bei Biogen Austria, welche dieser Entwicklungen ihrer Meinung nach gekommen sind, um zu bleiben, und welche weiteren Innovationen in den nächsten Monaten zu erwarten sind.

Customer Engagement in der neuen Zeit

Zu Beginn ihres Vortrags erinnert sich Lepcha zurück: „Vor 2020 haben wir unterschiedliche Kanäle bespielt, darunter natürlich auch digitale. Aber der Fokus lag auf Sales, auf Veranstaltungen, auf Präsenzmeetings. Dann kam die COVID-19-Pandemie und die Kommunikation mit unseren Kunden hat sich komplett verändert.“ Ab Pandemiebeginn, so Lepcha weiter, waren dann die digitalen ­Kanäle und auch das Telefon die bevorzugten Kommunikationsmittel, Face-to-Face-­Kontakte gab es kaum noch. An den Erfahrungen der letzten zwei Jahre habe man nochmals deutlich gesehen, dass Omnichannel-Kommunikation – also das vernetzte Bespielen der Marketingkanäle – von großer Bedeutung ist, betont Lepcha. Und eines ist in ihren Augen gewiss: „Auch in Zukunft werden die digitalen Kanäle ihre hohe Bedeutung behalten.“

Schnittstelle Medizin und Technologie

Für die nähere Zukunft prognostiziert ­Lepcha, dass die Entwicklungen der letzten Jahre in Bezug auf Digital Health weitergehen werden: „Digital Health ist die Schnittstelle zwischen Medizin und Technologie. Hier gab es viele Entwicklungen in den ­letzten Jahren in den Bereichen Prävention, Diagnose, Unterstützungsprogramme und Therapie, bei denen Medizin und moderne, digitale Technik verschmolzen sind.“ In Bezug auf die weiteren Möglichkeiten, die hier vor der Tür stehen, verweist Lepcha beispielsweise auf Microsoft HoloLens, ein holografisches Gerät für den medizinischen Einsatz (https://www.microsoft.com/de-de/hololens). Sie ist überzeugt, dass der Bereich der ­Extended Reality in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Auch Videos und Podcasts, die in der Pandemiezeit sehr beliebt waren und noch immer sind, stellt Lepcha eine positive Prognose aus.
Wichtig auf allen Kanälen sei es, präferenzbasierte und personalisierte Kommunikation anzubieten und Mehrwert für die Kunden zu generieren, so Lepcha.

Erfolgsfaktoren für Webinare

Eva Pernek, Geschäftsführerin von MED­ahead, zeigte im zweiten Impulsreferat gemeinsam mit Sandra Frauer, Country Managerin für Marketing und Sales bei Astro Pharma, was die Erfolgsfaktoren bei Webinaren sind, welche neuen Entwicklungen es hier gibt und wie man der steigenden Digital Fatigue begegnen kann. Auch Pernek startete mit einem kleinen Rückblick und erläuterte, dass 2021 257 Fortbildungen von MED­ahead durchgeführt wurden – davon 218 reine Webinare (mit insgesamt 20.180 Teilnehmenden) und 39 Hybridveranstaltungen (also sowohl in Präsenz als auch online, mit insgesamt 2.633 Teilnehmenden). Dabei wurden 56.590 DFP-Punkte vergeben. Hier verwies Frauer gleich auf einen wichtigen Aspekt, der auch in der nachfolgenden Diskussion nochmals aufgegriffen wurde: „Um Ärzte für die Teilnahme an Fortbildungen zu motivieren, gilt digital dasselbe wie in der analogen Welt: DFP-Punkte sind sehr wichtig, damit Ärzte teilnehmen.“

Virtuelles Erlebnis schaffen

Auch wenn ein Kongress oder eine andere Veranstaltung digital stattfindet, sei es möglich, daraus ein Erlebnis zu machen, ist ­Pernek überzeugt. Als Beispiel nennt sie den Futuro-Campus, der seit Sommer 2021 für Veranstaltungen gebucht werden kann. „Hier wird durch virtuelle Räume ein Erlebnis und ein immersives Teilnahmegefühl ­erzeugt. Zudem sind die Räume individuell gestaltbar“, erklärt die MEDahead-­Geschäftsführerin.
Auch das Thema digitale Kongressstände wurde beim PMCA-Impuls ausführlich besprochen, nicht zuletzt aufgrund einiger Rückfragen von den Teilnehmern. Pernek hierzu: „Es ist technisch möglich, spannende Inhalte an digitalen Kongressständen anzubieten. Das können beispielsweise Videos zu Therapiemechanismen oder ähnliche Formate sein. Auch Angebote zur Interaktion sind wichtig und können funktionieren, z.B. eine Chatmöglichkeit oder das Angebot eines Videocalls oder Online-Meetings mit einem Key Opinionleader. Es ist allerdings von großer Bedeutung, dass zu diesen Interaktionen Einladungen versendet werden.“ Wichtige Voraussetzungen für den Erfolg der digitalen Kongressstände sind in Perneks Augen, dass erstens von den Programmgestaltern ausreichend Zeit für den Besuch der Stände eingeplant wird (Pausen lang genug gestalten) und zweitens die Vortragenden bei der Veranstaltung auf die Kongressstände hinweisen und auch kurz berichten, was es dort u.a. zu sehen bzw. zu erleben gibt.

Nach dem Kongress ist vor dem Kongress

Für die Nachbetreuung von Veranstaltungen rät Pernek, mit den Teilnehmern in Kontakt zu bleiben, z.B. indem Inhalte zur Verfügung gestellt werden (Zusammenfassungen, weiterführende Informationen etc.). Dazu kommen abschließend noch Analyse und Evaluierung: Wie viele Besucher waren auf der Anmeldeseite, wie viele haben sich angemeldet bzw. tatsächlich teilgenommen? Woher kamen die Teilnehmer? Welche Inhalte wurden konsumiert? „Diese Auswertung bzw. die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollten dann natürlich in die Planung der nächsten Veranstaltung einfließen“, so Pernek.
Auf Digital Fatigue angesprochen, verweist sie auf den Aspekt, dass MEDahead bei der Vielzahl an Veranstaltungen, die das Unternehmen plant und durchführt, keinen Teilnehmerschwund feststellen könne. „Es stimmt wahrscheinlich, dass wir alle oder zumindest einige von uns digital ermüdet sind. Aber zum einen bin ich davon überzeugt, dass die Ortsungebundenheit und die Zeitersparnis wichtige Benefits der Webinare sind, die sehr viele zu schätzen wissen – z.B. berufstätige Mütter. Und zum anderen kommt es auch darauf an, wie die digitale Veranstaltung gestaltet wird. Digital muss nicht ermüdend sein“, erläutert Pernek und verweist auf die kommenden Trends (siehe Kasten).

The Next Big Thing

Die Zukunft, prognostiziert Eva Pernek, sind virtuelle Mee­tings mit präsenzähnlicher Qualität – sprich: „Wenn die Entwicklungen so weitergehen wie bisher, dann sitzen bald unsere 3-D-Avatare bei einem Online-Seminar/-meeting. Dadurch wird soziale Interaktion auch online möglich. Das holt die Teilnehmer emotional viel stär­ker ab, als dies derzeit bei digitalen Mee­tings der Fall ist.“ Für digital Natives und erfahrende Computer-Rollenspieler sei das gar keine große Umstellung. „Allen anderen empfehle ich, es einmal auszuprobieren. Ich hatte bis vor Kurzem auch keine Erfahrung mit solchen Formaten und war bei meinem ersten Online-Meeting mit 3-D-Avataren völlig verblüfft, wie echt das wirkt. Es wird sicherlich Zeit brauchen, sich an solche vir­tuellen Realitäten zu gewöhnen. Aber wenn wir uns darauf einlassen, werden wir viel­leicht überrascht sein, wie wohl wir uns da­mit fühlen – und was sich inhaltlich damit alles umsetzen lässt“, so Pernek abschlie­ßend.