Apotheken als Lösung für den Ärztemangel?

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Während die Regierung in Österreich die Digitalisierung ausbauen will, überlegt Deutschland Videokonsultationen in Apotheken. Doch es gibt bereits Konzepte, die viel weiter gehen.

ÖVP und Grüne verfolgen im Zuge der Gesundheitsreform die Strategie digital vor ambulant vor stationär. Dazu sollen wie berichtet die Gesundheitshotline 1450 ausgebaut, e-Health-Angebote wie Video-Konsultationen sollen forciert werden. Deutschland geht einen Schritt weiter: Der Entwurf eines neuen Digitalgesetzes sieht vor, dass Videosprechstunden auch in Apotheken durchgeführt werden können. Assistierte Telemedizin soll Versicherten in Apotheken zur Verfügung stehen, heißt es darin, laut einem Bericht der Zeitung Handelsblatt. In französischen Apotheken ist die Telekonsultation bereits seit September 2019 gesetzlich geregelt. Dort können Kund:innen sich schon heute von einem Tele-Arzt oder einer Teleärztin beraten lassen.

In der Folge sind Telemedizinfirmen entstanden, die solche Services nicht nur anbieten, sondern in Apotheken dafür auch entsprechende Kabinen aufstellen. Mehr als 5000 davon gibt es bereits in Frankreich. Versicherte stecken ihre e-Card in der Kabine, die etwas größer ist wie eine alte Telefonzelle, in ein Terminal und werden mit einem Arzt oder eine Ärztin verbunden. Dermatoskope, Stethoskope, Blutdruckmessegeräte und andere Messgeräte sind in den Stationen integriert. Unter ärztlicher Anleitung untersuchen sich Patient:innen quasi selbst, die Daten werden übermittelt. Nach der Diagnose gibt auch gleich ein Rezept, das in der Apotheke eingelöst werden kann.

„Unser Gesundheitssystem befindet sich aktuell in einer Situation, in der die Versorgung der Bevölkerung von vielen Seiten unter Druck kommt – ein Stichwort ist der Fachkräftemangel, ein weiteres die Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Nicht umsonst wurde nun eine größere Reform durch den Gesundheitsminister angekündigt“, kommentiert der Österreichische Apothekerverband die Entwicklung. Eine entscheidende Frage werden sein, wo welche Leistungen in Zukunft angeboten werden. „Ist es etwa notwendig, die Patient:innen für eine Impfung, die nur wenige Minuten in Anspruch nehmen sollte, vom Arzt zur Apotheke und wieder zurückzuschicken? Damit wird viel zeitlicher Aufwand verursacht – bei der Bevölkerung genauso wie bei den Gesundheitsberufen. Zeit, die anderswo sinnvoller eingesetzt werden kann.“ Eine Ebene der Reformbemühungen muss laut Apothekerverband also sein, effizienter zu werden. „Hier können die Apotheken einen wesentlichen Beitrag leisten, wenn sie so eingesetzt werden, dass sie ihre Kompetenzen voll umfänglich ausspielen können – etwa wenn sie die Ärzt:innen und Ärzte beim Impfen entlasten. Telemedizinische Angebote in Apotheken sind Teil dieses Angebots.“ Erste Kooperationen, etwa mit dem Telemedizin-Anbieter „drd doctors“, der Konsultationen in der Apotheke ermöglicht, gebe es bereits. (rüm)