Corona-Impfstoff: So sichert sich die EU den Zugriff

Im globalen Wettlauf um einen Corona-Impfstoff will sich die EU-Kommission durch Vorverträge raschen Zugriff auf ausreichende Mengen für die EU-Bürger sichern. Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande preschen vor und sicherten sich 300 Millionen Impfdosen von AstraZeneca.

Die EU-Kommission schlägt vor, jetzt Vorverträge mit Pharmafirmen zu schließen und auch bereits Abschlagszahlungen zu leisten und dafür das Recht zum Bezug erfolgreicher Impfstoffe zu erwerben. Das nähme den Herstellern einen Teil des Risikos, denn das ist nach Angaben von EU-Beamten erheblich: Nur 20 bis 40 Prozent der Impfstoff-Kandidaten, die klinisch getestet werden, erreichen Marktreife. Wenn man erfolgreiche Mittel aber schnellstmöglich haben wolle, müssten schon jetzt Produktionskapazitäten aufgebaut werden – auch ohne Erfolgsgarantie, hieß es. Ein Teil der Investitionen würde verloren gehen. Das ist Kern einer Impfstoff-Strategie, die EU-Beamte nun in Brüssel skizzierten. Finanziert werden sollen die Impfstoff-Verträge aus einem bereits vorhandenen EU-Topf, dem sogenannten Notfallinstrument mit einem Budget von 2,7 Milliarden Euro. Davon könnte ein erheblicher Teil aufgewendet werden, sagten EU-Beamte. Dem Vorhaben müssten die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen, bevor es losgehen kann.

Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande sind am Wochenende bereits vorgeprescht und haben einen ersten Vertrag über mindestens 300 Millionen Impfdosen geschlossen. Vertragspartner ist das Pharmaunternehmen AstraZeneca. Profitieren sollen alle EU-Staaten, die dabei sein wollen. Die Impfdosen würden relativ zur Bevölkerungsgröße aufgeteilt. Dabei geht es nach Angaben des Konzerns um den an der Universität Oxford entwickelten COVID-19-Impfstoff AZD1222, der derzeit in einer großen Studie geprüft wird. AstraZeneca hatte nach eigenen Angaben vor kurzem schon ähnliche Vereinbarungen unter anderem mit Großbritannien und den USA abgeschlossen. „Durch das zügige koordinierte Agieren einer Gruppe von Mitgliedsstaaten entsteht in dieser Krise Mehrwert für alle EU-Bürger. Wir wollen gemeinsam mit der Kommission künftig noch schneller und verhandlungsstärker werden“, erklärte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die vier Staaten haben sich nach Angaben des deutschen Gesundheitsministeriums zu einer Impfallianz zusammengeschlossen und sind mit mehreren Unternehmen im Gespräch, die an aussichtsreichen Impfstoffen forschen. (APA/red)