Die Pandemie ist noch nicht vorbei

© Tanzer

Der Herbst kommt, die Corona-Infektionszahlen steigen und fast hat man den Eindruck, als hätten wir seit 2020 nichts gelernt. Das könnte sich noch fatal auswirken.

Das Oktoberfest in München ist gestartet, jenes in Wien folgt am Donnerstag, in Graz wird aufgesteirert. All das ohne große Diskussion darüber, ob es zu zahlreichen Corona-Infektionen führt. Wir stehen vor dem ersten Herbst nach der Pandemie. Und es scheint, als hätten wir wenig gelernt. Fachleute, wie der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien, kritisierten Österreichs Umgang mit Corona – jetzt, wo die kalte Zeit kommt. Auch andere warnen. Dazu kommt, dass viele Menschen übersehen werden, die an den Langzeitfolgen der Pandemie leiden – entweder aufgrund von Long Covid oder auch aufgrund psychischer Probleme. Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Doch wir versuchen sie zu verdrängen.

Was wir hier gerade erleben, ist durchaus ein übliches Muster nach Krisen: wir atmen durch und versuchen uns anderen Dingen zuzuwenden. Und davon gibt es genug. Das Aufmerksamkeitsfenster der öffentlichen Debatte ist geschlossen, es jagt eine Krise die andere. Ein Rückblick mit dem Ziel aus Fehlern zu lernen ist für viele und auch die Politik zu anstrengend. Doch das Virus ist nicht verschwunden. Vielmehr kehrt es mit neuen Mutationen zurück. Wir reagieren, wie während der gesamten Pandemie: wir hoffen darauf, dass es nicht so schlimm wird.

Doch wir sehen, dass die Personalkrise gerade die Spitäler mit voller Wucht trifft. In manchen Bundesländern sind bis zu 20 Prozent der Betten gesperrt. Wartezeiten nehmen zu. Der Druck auf die Beschäftigten steigt. Es ist in Wirklichkeit nicht auszudenken, was passiert, wenn eine neue Welle an Erkrankungen jetzt auf dieses Gesundheitswesen trifft. Aus vergangenen Krisen lässt sich lernen, was passiert, wenn keine Aufarbeitung geschieht. Wenn das Leid keinen Raum bekommt und Betroffene mit sich alleine sind. Und damit sind alle Arten von Betroffenheit gemeint: jene, die Corona hart getroffen hat genauso wie jene, die es versucht haben zu leugnen. (rüm)