Fehlzeitenreport: Lange Krankenstände im Visier

© stockpics – stock.adobe.com

Der Fehlzeitenreport 2025 analysiert erstmals umfassend Langzeitkrankenstände. Verantwortlich für die langen Ausfallzeiten sind vor allem drei Krankheitsgruppen – mit weitreichenden Folgen für Betroffene und Wirtschaft. 

Der aktuelle Fehlzeitenreport 2025 des WIFO legt einen klaren Schwerpunkt auf Langzeitkrankenstände – und zeigt, wie stark einzelne, besonders lange Ausfälle das gesamte System belasten. Nur 3,1 Prozent aller Krankenstandsfälle dauerten durchgehend 40 Tage oder länger, sie verursachten jedoch 40 Prozent aller Krankenstandstage. Betrachtet man alle Fälle mit kumulierten 40 Krankenstandstagen im Jahr, sind es sogar 18,3 Prozent der Fälle, die für über die Hälfte (54,0 Prozent) der Krankenstandstage verantwortlich waren. Damit entfällt also über die Hälfte aller Krankenstandstage auf weniger als ein Fünftel der Fälle. Verantwortlich für die langen Ausfallzeiten sind vor allem drei Krankheitsgruppen: Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychische Erkrankungen sowie Verletzungen. Besonders stark betroffen sind Beschäftigte zwischen 45-64 Jahren – auf sie entfallen rund 40 Prozent der Langzeitfälle, aber 60 Prozent der Ausfalltage. Die Diagnosemuster unterscheiden sich deutlich je nach Alter und Branche: Im Bau dominieren körperliche Beschwerden und Verletzungen, im Dienstleistungssektor psychische Belastungen. 

Die wirtschaftlichen Folgen von krankenstandsbedingten Ausfälle im Allgemeinen sind enorm und verursachten 2024 direkte und indirekte Kosten von rund 5,8 Milliarden Euro – das entspricht 1,2 Prozent des BIP. Laut WIFO könnten allein durch eine Reduktion der Langzeitkrankenstände um zehn Prozent etwa 2,6 Millionen zusätzliche Arbeitstage gewonnen werden. Peter McDonald vom Dachverband der Sozialversicherungsträger betonte, dass frühzeitige Intervention und Prävention, eine gute medizinische Versorgung sowie eine rasche betriebliche Wiedereingliederung entscheidend sind, um Menschen gesund bis zum Pensionsantritt im Erwerbsleben zu halten. 

Rolf Gleißner (WKÖ) und Wolfgang Panhölzl (AK Wien) fordern angesichts der Befunde konkrete Maßnahmen: ein umfassender Ausbau der Prävention, ein verbindliches Case-Management sowie Programme zur besseren Versorgung chronisch Erkrankter. Derzeit erreichen Frühinterventionen nur einen Bruchteil der Betroffenen. Ein gezieltes Handeln sei laut beiden Sozialpartnern unverzichtbar, um langfristig gesunde Erwerbsbiografien zu ermöglichen und den volkswirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) fordert eine Modernisierung und Nachschärfung des Arbeitnehmer:innenschutzes. „Dazu gehören unter anderem: verbindliche Grenzwerte für das Heben und Tragen schwerer Lasten. Der Einsatz von Arbeitspsycholog:innen als dritte Präventivkraft in allen Betrieben sowie die Ausweitung der Präventivzeiten. Eine Erweiterung der Berufskrankheitenliste, zum Beispiel um bandscheibenbedingte Erkrankungen”, sagte Dorottya Kickinger, Expertin für Arbeitnehmer:innenrecht des ÖGB. (kagr)