Grippeimpfstoff: Apotheker rechnen, dass verfügbare Menge reicht

Fast 1,9 Millionen Influenza-Impfdosen hat Österreich bisher bestellt. Das ist deutlich mehr, als im Vorjahr. Verteilungsprobleme sorgen derzeit aber für heftige Kritik. Trotz regionalen Engpässen sieht der Apothekerverband aber ein Licht am Ende des Tunnels.

Die Rechnung ist einfach und unwidersprochen: Je mehr Menschen gegen Grippe geimpft sind, umso leichter wird das Corona-Management. Zum einen ist im Verdachtsfall eine Grippe eher auszuschließen, zum anderen sind weniger Grippekranke in Spitälern und damit mehr Platz für COVID-19-Patienten. Klar ist deshalb, dass mangels Corona-Impfstoff versucht wird, die Impfquote bei Influenza zu erhöhen. Knapp 1,9 Millionen Impfstoffe wurden von Bund, Ländern, Kommunen und Pharmasektor bestellt. Damit könnten fast 21 % der Bevölkerung geimpft werden. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag die Impfquote bei rund 8 %. Doch die Impfstoffe kommen nicht an, wo sie gebraucht werden.

„Die Corona-Pandemie hat im heurigen Herbst eine massiv gestiegene Nachfrage nach Grippeimpfstoffen ausgelöst. Eine an sich positive Entwicklung – schließlich trägt jede Grippeimpfung zu einer Entlastung unseres Gesundheitssystems bei, was uns vor allem bei der Bekämpfung von COVID-19 helfen wird“, sagt Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes im RELATUS-Gespräch. Da man bei der Verteilung der Impfstoffe aber nicht auf das bewährte Distributionsnetz der öffentlichen Apotheken gesetzt habe, sei eine sehr unübersichtliche Situation entstanden. „Einzelaktionen von Kommunen und Bundesländern haben dem Markt Impfstoffdosen entzogen – ein abgestimmtes Vorgehen hat es nicht gegeben. So können die Apotheken die Nachfrage nur sehr schwer decken beziehungsweise in manchen Fällen nicht garantieren, dass Kundinnen und Kunden zu einem Impfstoff kommen.“ Rehak gibt aber Entwarnung: Insgesamt werde man die derzeitige Nachfrage in Österreich wohl decken können. Nachsatz: „Wichtig ist, dass für die nächstjährige Grippesaison rechtzeitig ein Konzept für die Verteilung der Impfstoffe entwickelt wird – und das unter baldiger Einbindung der Apothekerschaft. Das gilt umso mehr für einen Impfstoff gegen COVID-19, sobald dieser verfügbar ist. Das ist unser Appell an die Gesundheitspolitik: Die Distribution von Impfstoffen gehört in die Hände von Profis, die das seit Jahrzehnten höchst effizient abwickeln. Und das sind die öffentlichen Apotheken.“ (rüm)