Hitzehysterie oder Klimakipp-Punkt?

© Tanzer

Die vergangenen Tage waren die heißesten in der Menschheitsgeschichte. Die Folgen werden meist nur punktuell sichtbar. Doch nicht nur deshalb verdrängen wir sie.

Es ist Sommer. Und heiß. Das allein ist eigentlich noch nicht überraschend. Doch jetzt ist es besonders heiß. Der 4. Juli war global betrachtet der heißeste Tag der Menschheitsgeschichte. Der 5. Juli hat ihn übertroffen. Der 6. Juli übertraf den 5. und der 7. den 6. Alles nur Hitzehysterie oder Klimakipp-Punkt? 2022 waren 3.500 Menschen aufgrund von Hitzefolgen in Österreich in ärztlicher Behandlung. Das waren 1000 mehr als im Jahr davor. Auch die Zahl der Hitzetoten steigt. Innerhalb der EU waren es im Vorjahr 60.000. Gerade der Gesundheitsbereich muss sich also mit den Folgen der Klimakrise auseinandersetzen.

Natürlich können wir das weiterhin verdrängen, leugnen oder zumindest klein reden. Die Folgen der Klimakrise sind spürbar. Nicht nur durch Hitzewellen oder Waldbrände, sondern auch durch Unwetterkatastrophen. Letztere sind meist nur regional und was kümmert es uns in Österreich, wenn im Sommer in Kanada bereits eine Fläche so groß wie Österreich abgebrannt ist, oder irgendwo in Kärnten ein Tal vermurt wird? Spätestens dann, wenn es uns doch trifft, werden wir kritisieren, dass niemand etwas getan und uns rechtzeitig gewarnt hat. Wissenschafter:innen tun das seit Jahrzehnten. Versicherungen tun das übrigens auch. Der größte Rückversicherungskonzern der Welt – die Münchener Rück – bezeichnet den Klimawandel als die größte Herausforderung für die Menschheit. Und dass Versicherungen uns via Handy zeitnah vor Unwettern warnen, hat nichts mit ihrer Fürsorglichkeit zu tun, sondern damit, dass sie dann nicht alle Schäden zahlen wollen und müssen. Denn die nehmen massiv zu.

Jetzt können wir natürlich trefflich über Elektroautos, Klimakleber:innen und vieles mehr diskutieren. Klar ist: ohne Verzicht kommen wir nicht aus der Sache raus. Und Verzicht bedeutet in dem Fall auch individuellen Verzicht. Es wird auch nicht reichen, auf „die anderen“ zu zeigen, die zuerst anfangen sollen, weil sie mehr CO2 ausstoßen wie wir. Der Mensch hat sich vor allem deshalb soweit entwickelt, weil er abstrahiert denken kann. Wir sollten das wieder mehr tun und dann gemeinsam handeln. Denn die Klimakrise ist die größte Herausforderung der Menschheit. Sagt auch der größte Versicherungskonzern. Und den Leuten dort kann man kaum unterstellen, dass ihnen die Hitze zu Kopf steigt und sie nicht mehr klar denken können. (rüm)