Impfskepsis in Österreich überdurchschnittlich hoch

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Österreichs Bevölkerung und auch das Gesundheitspersonal sind impfskeptischer als der EU-Vergleich. Expert:innen stellen nun Maßnahmen zum besseren Impfschutz vor.

Im Auftrag der Europäischen Kommission wurde eine Umfrage zum Thema Impfungen durchgeführt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Was das Vertrauen in Impfungen angeht, landet Österreich in der Gruppe der Allgemeinbevölkerung auf Platz 19 von 27. In der zweiten Gruppe, jener des Gesundheitspersonals, sieht es sogar noch schlechter aus: Hier landet Österreich auf dem vorletzten Platz. Laut der Umfrage sind nur knapp drei Viertel (74 Prozent) des Gesundheitspersonals davon überzeugt, dass Impfungen „wichtig, sicher, effektiv und im Einklang mit den eigenen Überzeugungen sind“. In der Allgemeinbevölkerung stimmte nicht einmal die Hälfte dieser Aussage zu.

Überdurchschnittlich großes Vertrauen in die Effektivität und Wichtigkeit haben die Österreicher:innen beim Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln. Am wenigsten vertraut die Allgemeinbevölkerung allerdings der Influenza-Impfung sowie der HPV- und Corona-Impfung. Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Gesundheitspersonal bei der Frage ab, ob sie diese Impfungen empfehlen würden. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH, hält es für besorgniserregend, dass das Gesundheitspersonal hier gegen „ausdrückliche“ Empfehlungen des Impfplans agiere. „Ein derartiger Mangel an Vertrauen schlägt sich ja auch auf die Durchimpfungsraten und damit auf die Gesundheit der Bevölkerung und auf das Gesundheitssystem nieder“, mahnt Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH.

In einem gemeinsamen Positionspapier mit dem Dachverband Vaccines Europe werden vier Maßnahmen vorgeschlagen, die den Impfschutz von Erwachsenen in Zukunft deutlich verbessern sollen. Diese sind die Strategieentwicklung, um „Erwachsenenimpfungen in die nationalen Impfprogramme zu integrieren und um ihre Finanzierung zu gewährleisten“, „breite und umfassende Informations- und Aufklärungskampagnen“, „verbesserter und einfacherer Zugang zu Impfungen“ sowie der „Ausbau des elektronischen Impfpasses“. Dass sich der ÖVIH gerade auf Erwachsenenimpfungen konzentriert, läge daran, dass die ältere Bevölkerungsschicht wachse und diese besonders von Infektionskrankheiten gefährdet sei. Eine bessere Impfstrategie würde nicht nur die Gesundheit der Österreicher:innen schützen, sondern hätte auch positive volkswirtschaftliche Folgen: Laut Berechnungen aus Österreich würde ein in eine Influenza-Impfung investierter Euro die Gesellschaft mit 27,23 Euro entlasten und dem Gesundheitswesen 2,81 Euro sparen.

Laut Vaccines Europe sind derzeit 100 Impfstoffe in Forschung und Entwicklung, 81 davon für Erwachsene. „Von großer Bedeutung ist aber auch, dass 46 Prozent der in Entwicklung befindlichen Vakzine Krankheiten bekämpfen sollen, gegen die es derzeit noch keinen Impfstoff gibt“, berichtet die ÖVIH-Präsidentin. Dazu gehören Impfstoffe gegen die durch Zecken übertragenen Borrelien oder das Epstein-Barr-Virus, das im Zusammenhang mit Multipler Sklerose stehen soll. Weitere 11 Impfstoffkandidaten zielen auf Bakterien ab, die bereits resistent gegen Antibiotika sind. All das unterstreiche die große Bedeutung von Erwachsenenimpfungen und somit die Wichtigkeit der Maßnahmen. (kagr)