Jetzt legt sich Trump mit den Pharmakonzernen an

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Die europäische Pharmaindustrie gehört zu den Verlierern des Zolldeals zwischen den USA und der EU. Und jetzt legt US-Präsident Donald Trump auch innerhalb der USA nach. 

Die neuen Zölle zwischen der Europäischen Union und den USA werden laut einer Studie der Österreichischen Nationalbank (OeNB) vor allem die Hersteller von pharmazeutischen und medizinischen Erzeugnissen treffen – besonders stark, aufgrund der hohen Pharmazieexporte, jene in Irland. Dessen BIP wird um 1,2 Prozent gedrückt, lautete die Analyse. Auch Dänemark (-0,4 Prozent) und Belgien (-0,3) wären aus demselben Grund „überdurchschnittlich“ betroffen, heißt es in der Aussendung. Für die EU-Gesamt zeigt sich mit Minus 0,2 Prozent laut OeNB ein gleich starker Rückgang wie für Österreich. Hersteller von pharmazeutischen und medizinischen Erzeugnissen trifft es insgesamt mit Minus 2,1 Prozent.  

Die Analyse würde jedoch „nur die unmittelbaren Rückgänge“ zeigen, betonte die OeNB in ihrem Beitrag. „Ein weiterer dämpfender Faktor ist das hohe Ausmaß an Unsicherheit“, hieß es weiter. Der Zolldeal bringe zwar kurzfristig mehr Planungssicherheit, aber er müsse noch im Detail verhandelt werden. Künftig steht ein einheitlicher Zollsatz von 15 Prozent auf nahezu alle Waren, die aus der EU in die USA exportiert werden. Für Stahl- und Aluminiumerzeugnisse gilt weiterhin der erhöhte Zollsatz von 50 Prozent. Kein Zoll wird auf Flugzeuge, Flugzeugkomponenten sowie bestimmte Medikamente, Chemikalien, landwirtschaftliche Produkte, seltene Erden und Chip-Herstellungsausrüstungen eingehoben. 

In den USA selbst nimmt Trump wie erwartet die Pharmaindustrie auch direkt in Visier. Binnen 60 Tagen sollten große Hersteller sicherstellen, dass Geringverdiener:innen stärker von einer Bestpreisgarantie für Medikamente profitieren und neue Arzneien automatisch zum niedrigsten Preis angeboten werden. Außerdem sollen im Ausland erzielte Mehreinnahmen an amerikanische Patient:innen und Steuerzahler zurückfließen. In Briefen an 17 große Pharmakonzerne setzte er eine Frist bis zum 29. September. 

Trump sind günstigere Medikamentenpreise ein wichtiges Thema: Bereits Mitte Mai unterzeichnete er ein entsprechendes Dekret. In den USA gibt es bisher keine zentrale staatliche Regulierung dafür. Die Pharmaindustrie entscheidet weitgehend darüber, wie viel Arzneien kosten, während der Staat nur begrenzt Einfluss darauf hat. In Europa gibt es solche Regulierungen, die Preise in den USA sind aber meist Referenzpreise in den Verhandlungen. Die Trump-Maßnahmen könnten somit Auswirkungen auf die Industrie auch in Europa haben. Allerdings hatte Trump schon während seiner ersten Amtszeit erfolglos versucht, die Erstattungspreise für Medikamente an den niedrigsten Preis wohlhabender Vergleichsländer zu koppeln – damit sollten die Preise in den USA gesenkt werden. Der Vorschlag wurde nie umgesetzt, es gab rechtlichen und politischen Widerstand. (rüm/APA)