Kommt nach der Pflegereform jetzt die Gesundheitsreform?

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Bei einer Konferenz am Wochenende stellten Experten dem heimischen Gesundheitssystem die Diagnose „Reformstau“. Der Gesundheitsminister ließ mit einer Ankündigung aufhorchen.

Rund 300 Stakeholder aus dem Gesundheitswesen und dem medizinischen Bereich kamen am Wochenende in Schladming zusammen, um gemeinsam an Innovationen für das österreichische Gesundheitssystem zu arbeiten. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) griff in seiner Keynote das Thema des Austrian Health Forum – „Zukunft statt Krise“ – auf: „Wenn wir die Probleme nicht in den Griff bekommen, werden uns die Patientinnen und Patienten eines Tages mitteilen, dass sie keine Ärzte mehr finden, die sie behandeln können. Wir müssen in eine Situation kommen, wo bei allen Beteiligten Einigkeit besteht, was die drängenden Probleme sind. Diese Gemeinsamkeiten und eine Bereitschaft zur Veränderung müssen wir finden. Wir müssen aufhören, ausschließlich augenblicksökonomisch zu handeln. Ein eingesetzter Euro muss sich nicht sofort auszahlen, entscheidend ist, wie dieser Euro mittelfristig Wirkung zeigt“, sagte der Gesundheitsminister und kündigte an: „Nach der Pflegereform ist vor der Gesundheitsreform.“

„Es liegt an uns, das System so zu gestalten, dass die Menschen im Gesundheitsbereich arbeiten wollen“, forderte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der aber auch Versäumnisse der Vergangenheit adressierte: „Das Impfen muss Teil der Gesundheitsversorgung sein, und das ist es bis heute nicht. Es ist bitter, dass wir in den letzten dreißig Jahren außer einem Kinder-Impfprogramm wenig zustande gebracht haben. Komplizierte Formeln in den Finanzausgleichsverhandlungen bringen uns nicht substanziell weiter“, betonte Hacker. Juliane Bogner-Strauß, ÖVP-Gesundheitslandesrätin der Steiermark, schlug in dieselbe Kerbe: „Wir nutzen die Daten, die wir haben, nicht ausreichend. Stattdessen diskutieren wir zu häufig über die Finanzierung und tun zu wenig für die Prävention, während die Kosten für das Kurative weiter explodieren.“ Auch Katharina Reich, Direktorin für die öffentliche Gesundheit, betonte, dass trotz aller Unwägbarkeiten einiges auf dem richtigen Weg sei: „Unser Gesundheitssystem hat im Vorjahr alle Aggregatzustände durchlaufen, von versteinert und starr bis zu ‚alles im Fluss‘. Wir wollten Reformen schnell auf den Weg bringen, dann sind uns Delta und Omikron in die Quere gekommen. Aber vergessen wir nicht, dass wir in manchen Bereichen sehr nahe dran sind an einer Lösung, hier müssen wir nur noch einen Schalter umlegen.“ (red)