Krankenkassen tief im Minus

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Die ÖGK und die SVS erwarten für heuer ein Minus von zusammengerechnet mehr als 400 Millionen Euro. Die „Schuldigen“ sind leicht gefunden, man gibt sich zudem optimistisch.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) rechnet für das Jahr 2023 mit einem Bilanzverlust von 386 Millionen Euro. Das ergibt die vierteljährliche Gebarungsvorschaurechnung für November. Die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) prognostiziert für 2023 ein Minus von 60,4 Millionen Euro für die Sparte Krankenversicherung. Dennoch geben sich beide Kassen optimistisch. Die Österreichischen Gesundheitskasse verwalte ein Budget von 18,7 Milliarden Euro, die Verluste seien „nur 2 Prozent des Gesamtbudgets“, teilt die Kasse mit.

Die wirtschaftlich schwierige Situation und die aktuell hohe Inflation schlagen sich auch in der Gebarung der Kassen nieder. Zudem fange der niedergelassene Bereich die Defizite in der Spitalsversorgung auf. Durch immer mehr Arztbesuche im niedergelassenen Bereich steigen dort die Kosten stetig an, während die Auslastung der Spitäler zurückgeht. Die Kassenärzt:innen müssten damit die Folgen von Engpässen und gesperrten Abteilungen ausgleichen und hätten dadurch bis zu zehn Prozent mehr Patientenkontakte. „Die ÖGK zahlt dennoch jedes Jahr mehr in die Krankenanstaltenfonds ein. Im Jahr 2023 sind es insgesamt 4,7 Milliarden Euro, das sind somit 330 Millionen Euro bzw. 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr“, schreibt die Kasse in ihrer Vorschaurechnung. Ähnlich argumentiert die SVS: Der größte Kostenfaktor sind die Zahlungen an die Länder für den Krankenanstaltenfonds in der Höhe von 657 Millionen Euro. 638 Millionen Euro werden für den Bereich „ärztliche Hilfen“ ausgegeben und 471 Millionen Euro für Heilmittel.

„Die SVS ist zukunftsorientiert und stark aufgestellt. Trotz der erheblich steigenden Zahlungen an die Länder für die Krankenhäuser und der kontinuierlich wachsenden Kosten für Ärzt:innen und Arzneimittel zeigt die Gebarungsvorschau eine stabile Entwicklung für die kommenden Jahre“, sagt SVS-Obmann Peter Lehner. Die ÖGK argumentiert, dass man trotz der wirtschaftlichen Situation 2023 stark in den Ausbau von Primärversorgungseinheiten (PVE) investiert habe, um eine umfassende, integrierte Versorgung der Bevölkerung zu ermöglichen. „So gibt es derzeit österreichweit 50 PVE, Tendenz steigend. Zudem wurden die ersten Kinder-Primärversorgungseinheiten eröffnet, Leistungen im Bereich der Transporte österreichweit harmonisiert, Bewilligungen vereinfacht, ein Stipendium für Medizinstudierende geschaffen, zahlreiche Kassenstellen neubesetzt und Gesamtverträge für MRT und CT geschlossen.“

„Die Organisation und Entwicklung erlaubt es, dass wir massiv in die Prävention investieren können“, sagt SVS-Generaldirektor Hans Aubauer. „Wir bieten unseren Versicherten nicht nur soziale Sicherheit, sondern wir unterstützen sie bei einer aktiven Gesundheitsvorsorge. Die Initiative ‚Gemeinsam vorsorgen‘ hat für viele den nötigen Impuls gesetzt, sich mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen, und einen zusätzlichen Anreiz geschaffen, 2023 eine Vorsorgeuntersuchung zu absolvieren“, erläutert Aubauer.

Die ÖGK arbeite laufend daran die flächendeckende Versorgung, ohne zusätzliche Mittel, sicherzustellen, erklärt die Kasse. „Durch den aktuellen Entwurf des Finanzausgleichs ergeben sich jedoch einige Herausforderungen für den weiteren Ausbau der kassenärztlichen Versorgung, der bereits jetzt der größte Kostenfaktor der ÖGK ist. Die durch das Finanzministerium zur Verfügung gestellten Mittel fallen zu gering aus, um alle innovativen Verbesserungen der ÖGK umzusetzen. Ziele, wie ein einheitlicher Leistungskatalog und die Aufnahme neuer tagesambulanter Leistungen, können mit der jetzigen Finanzierungsstruktur nicht umgesetzt werden.“ (red)