Ein aktueller Bericht zeigt: Lange Wartezeiten und Personalmangel belasten Patient:innen. Gleichzeitig gibt es Fortschritte bei Prävention und Patient:innenrechten.
Wer bereit ist, privat zuzuzahlen oder eine Zusatzversicherung hat, bekommt schnellere Termine für Operationen, radiologische Untersuchungen und bei Ärzt:innen, kritisiert der Wiener Patient:innenanwalt Gerhard Jelinek bei der Präsentation des Tätigkeitsberichts 2024 der Wiener Pflege- und Patient:innenanwaltschaft WPPA. So dokumentierte die WPPA im Vorjahr zahlreiche Beschwerden, die auf lange Wartezeiten durch Personalknappheit in Spitälern und niedergelassenen Praxen hinweisen. Besonders bei planbaren Eingriffen berichten Patient:innen von Wartezeiten von mehr als einem Jahr, während das Erstgespräch oft über ein halbes Jahr hinausgeschoben wird. „Es ist klar, dass der aktuelle Leistungskatalog nicht mehr geeignet ist, ausreichende Anreize für die Übernahme einer Kassenordination zu bieten. Auch die Notwendigkeit der Einigung mit neun Länderkammern ist – wie zuletzt vom Rechnungshof kritisiert – schwer einzusehen. Daneben werden auch flexiblere Rahmenbedingungen für Kassenordinationen, etwa im Bereich der Öffnungszeiten, notwendig sein, um nicht noch mehr Zuwachs des Standes der Wahlärzt:innen zu bewirken“, betonte Jelinek.
Die Kapazitätsengpässe betreffen laut Bericht das gesamte Gesundheitssystem, unter anderem Psychiatrie, Kinderheilkunde, Logopädie, Physio- und Ergotherapie sowie die Versorgung von Patientinnen im Autismusspektrum. Zudem sorge der starre Föderalismus in Österreich dafür, dass Patient:innen teilweise trotz Arbeit und Steuerzahlung in Wien nicht zeitgerecht versorgt werden können. Weiterhin kritisch bleibt laut WPPA auch die Versorgung von Long-Covid/ME/CFS-Patient:innen, die trotz geplanter Kompetenz- und Referenzzentren weiterhin unzureichend behandelt werden. Auch Medikamentenmangel, insbesondere bei Antibiotika und Diabetes-Medikamenten, belastet Patient:innen. Positiv bewertet Jelinek die leichte Entspannung bei radiologischen Wartezeiten durch zusätzliche MRT-Geräte sowie Fortschritte bei Präventionsmaßnahmen wie Impfungen gegen Herpes Zoster für Risikogruppen.
Die WPPA verzeichnete im Berichtsjahr 2024 insgesamt rund 9.000 Kontakte, davon knapp 900 Beschwerden zu Behandlungsfehlern. In etwa 140 Fällen wurden Fehler festgestellt und außergerichtlich Schadenersatzzahlungen geleistet: in weiteren 86 Fällen erhielten Patient:innen Entschädigungen aus dem Patientenentschädigungsfonds in Höhe von insgesamt 3,25 Millionen Euro. 2024 wurden zudem 570 Patient:innenverfügungen errichtet, und die WPPA bietet nun auch kostenlose Sterbeverfügungen an. Die ELGA-Ombudsstelle und die Wiener Heimkommission sind weiterhin im Organisationsverbund der WPPA integriert. (kagr)