Kritik an Kassen bei psychologischer Behandlung

Alte Frau weint

Expert:innen fordern weitere Zugeständnisse bei der klinisch-psychologischen Therapie, die seit Anfang des Jahres im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz ist.

Seit 1. Jänner 2024 ist die klinisch-psychologische Behandlung eine Kassenleistung – ein „Meilenstein, für den man lange gekämpft“ habe, wie Beate Wimmer-Puchinger, die Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP), bei einer Pressekonferenz betonte. Expert:innen des BÖP sowie anderer sozialer Organisationen begrüßen die Verankerung im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, forderten aber Anfang der Woche weitere Zugeständnisse der Kasse. Denn: So wie es jetzt geregelt ist, müssten Versicherte im Anschluss an eine Behandlung einen Antrag auf Kostenzuschuss stellen. Das sei nicht niederschwellig genug, würde finanzielle und bürokratische Hürden bringen und schließe daher vor allem armutsbetroffene Menschen aus, die keine finanzielle Vorleistung erbringen könnten. Die Organisationen, genauer die Diakonie, die Caritas, die Österreichische Krebshilfe, die Armutskonferenz, die Volkshilfe und das Hilfswerk, fordern daher eine klinisch-psychologische Behandlung über die e-Card.

Martin Schenk, Sozialexperte und Mitbegründer der Armutskonferenz appellierte an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), mehr Mittel freizumachen. „Ein Gesetz für psychologische Behandlung zu beschließen, ohne es auch dem ärmsten Patienten leistbar zu machen, ist wie eine Wohnung anzubieten, ohne den Schlüssel auszuhändigen“, verglich Schenk. „Der Schlüssel wäre eine ordentliche Finanzierung.“ Denn gerade einkommensschwächere Personen seien am stärksten von Depressionen betroffen. „Das untere Fünftel der Einkommensbezieher weist mit 18,5 Prozent den höchsten Anteil an Depressionen auf“, erklärte Schenk. „Wir haben jetzt erkannt, dass jede Erkrankung auch mit einer vorübergehenden, massiven Destabilität der Psyche einhergeht“, meinte Wimmer-Puchinger abschließend. „Wir wollen hier auch ambulant tätig werden.“ Sie betonte darüber hinaus, dass die Zusammenarbeit mit der Regierung und den Gesundheitssprecher:innen bisher durchaus positiv war und man nun auf „ein Wunder“ hoffe und sich „in der Mitte“ treffen wolle. (kagr/APA)