Masern- und Keuchhusten-Gefahr durch Impfrückgänge

Durch Rückgänge von Impfraten droht vor allem bei Masern-Mumps-Röteln und Keuchhusten die Gefahr von größeren Ausbrüchen. Davor warnten nun Ärzte und Impfstoffhersteller.

Impfungen sind eine Erfolgsgeschichte der Medizin, tödliche Infektionen wurden stark zurückgedrängt oder sogar ausgerottet. Das birgt aber das Risiko, dass manche Krankheiten in Vergessenheit geraten und die jeweilige Impfung von der Bevölkerung vernachlässigt wird, wurde bei dem Medientermin in Wien anlässlich der Europäischen Impfwoche (24. bis 30. April) erläutert. „Ich selber habe Masern das letzte Mal 1995 gesehen“, sagte Daniela Kasparek, die als Kinderärztin in Wien-Ottakring tätig ist. „Das Nicht-Mehr-Kennen einer Krankheit führt zu Impfnachlässigkeit“, erläuterte sie bei einer Pressekonferenz des Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH).

2008 hatte es in Österreich einen größeren Masernausbruch mit mehreren hundert Infizierten gegeben. „Von 1.000 erkrankten Kindern sterben bei Masern drei“, warnte Kasparek. Gegen Keuchhusten gibt es alle zehn Jahre eine Auffrischung mit einem Kombinationsimpfstoff, der gleichzeitig vor Diphtherie, Tetanus, und Polio schützt. „Das Wichtigste ist die Aufklärung“, sagte die Kinderärztin.

„Wir retten jede Minute bis zu fünf Menschenleben“, sagte ÖVIH-Präsidentin Renee Gallo-Daniel anhand von WHO-Schätzungen zu jährlich bis zu drei Millionen verhinderten Todesfällen durch Impfungen. Impfungen würden außerdem eine Reduktion der Spitalsaufenthalte, weniger Arbeitsausfälle, die Reduktion von Epidemien und von Langzeitfolgen wie Invalidität und dadurch insgesamt eine Kostenersparnis für das Gesundheitssystem bringen. Eine Grundvoraussetzung dafür sei vor allem Vertrauen in die Impfungen, betonte Gallo-Daniel.

Zu einem gemeinsamen europäischen Impfausweis läuft eine Machbarkeitsstudie, berichtete Wolfgang Bogensberger, stv. Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. Hier sei wertvolle zusätzliche Erfahrung durch das EU-Covid-19-Zertifikat gesammelt worden. Weltweit haben 60 Staaten dieses Zertifikat übernommen, auf allen fünf Kontinenten, berichtete der EU-Vertreter. Der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG) wies am Freitag in einer Aussendung neben den Masern auch auf die Influenza-Impfung hin, gegen die sich die Bevölkerung in Österreich bisher nur unterdurchschnittlich geschützt hat. „Jeder Erkrankungsfall ist einer zu viel, vor allem wenn er durch eine Impfung vermeidbar gewesen wäre“, hielt Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog fest. Gemeinsam mit dem Molekularbiologen und Science Buster Martin Moder arbeitet der ÖVIH an einer Videoserie, in der die wichtigsten impfpräventablen Erkrankungen erklärt werden und aufgezeigt wird, welchen Nutzen die jeweiligen Impfungen bringen können. Das Video zum „Wert von Impfungen“ ist unter folgendem Link abrufbar. (red)

https://www.youtube.com/watch?v=plb5URzQq8A