Medikamenten-Engpässe: Verband startet Kampagne

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Der Österreichischer Generikaverband ortet eine instabile Arzneimittelversorgung, weil billige Massenprodukte zu verschwinden drohen. Mit einer Kampagne will man gegensteuern.

Aktuell sind rund 500 Medikamente in Österreich nicht oder nur eingeschränkt lieferbar, darunter Arzneimittel wie Antidepressiva oder Antipsychotika, aber auch Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes. Der Österreichische Generikaverband macht nun mit der Kampagne „Keine Medikamente? Das ist krank.“ auf die seiner Meinung nach instabile Arzneimittelversorgung aufmerksam und stellt eine zentrale Frage: „Was sind uns bewährte Medikamente wert?“ Ziel der Kampagne sei es, Bewusstsein für die zentrale Rolle von Generika in der Arzneimittelversorgung zu schaffen und gleichzeitig auf die Herausforderungen aufmerksam zu machen, mit denen Hersteller zunehmend konfrontiert seien. „Generika sichern die Versorgung von Millionen Patientinnen und Patienten und entlasten das Gesundheitssystem nachhaltig. Damit das so bleibt, braucht es faire und verlässliche Rahmenbedingungen. Die Politik ist gefordert, jetzt die richtigen Weichen zu stellen“, fordert Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbands.

Heute sind bereits rund die Hälfte aller verschriebenen Medikamente Generika. Der Großteil davon im Bereich sogenannter Volkskrankheiten. Trotzdem verursachen sie nur 14 % der Gesamtkosten. Generika sind mehr als 65 % günstiger als Originalpräparate – dadurch können auch mehr als doppelt so viele Patientinnen und Patienten zu gleichen Kosten behandelt werden. Besonders hoch ist ihre Versorgungsrolle unter anderem bei Lipidregulatoren, die zu 90 % als Generika abgegeben werden, sowie bei Blutdrucksenkern mit 74 %. Auch bei Antidepressiva (65 %) und Magenschutzmedikamenten (61 %) liegt der Generikaanteil jeweils deutlich über der Hälfte. Ebenso im Bereich von Diabetes mellitus Typ 2 (95 %).

„Die gesetzlichen Rahmenbedingungen zwingen die Preise immer weiter nach unten, während Energie-, Produktions- und Logistikkosten steigen. Der durchschnittliche Wert einer Generikatablette liegt bei nur noch 16 Cent. Wenn Unternehmen bei diesen ohnehin schon sehr günstigen Arzneimitteln zusätzlich unter Preisdruck geraten, wird die wirtschaftliche Vermarktung für viele Produkte zunehmend unmöglich“, betont Andiel.

Leidtragende sind die Patientinnen und Patienten, die dringend auf diese Medikamente angewiesen sind. Werden die Preise weiter gesenkt, laufe man Gefahr, dass noch mehr Medikamente aus der Versorgung fallen. „Der steigende Preisdruck gefährdet die Verfügbarkeit von Generika für Patientinnen und Patienten. In Europa mussten in den vergangenen zehn Jahren mehr als ein Viertel der Generika vom Markt genommen werden, weil sie nicht mehr wirtschaftlich herstellbar waren“, warnt Andiel. „Ein Beispiel: Eine Monatstherapie mit Pantoprazol wird rund 4,4 Millionen Mal pro Jahr verordnet – und kostet im Schnitt nur 3,80 Euro. Das ist weniger als eine durchschnittliche Melange in Wien.“ Eine dauerhafte Sicherung der Versorgung sei unter diesen Bedingungen nicht möglich. (red)