Meinung: Streit zwischen Ärzten und Apotheken braucht Dialog

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Zwischen Ärztekammer und Apothekerkammer spitzt sich ein Konflikt zu. Gefordert sind Lösungen, die für beide Seiten passen.

„Wir geben bekannt, dass wir uns zur Aufrechterhaltung der medikamentösen Versorgung der Bevölkerung von Scheifling geeinigt haben…“ Mit diesen Worten in einer öffentlichen Erklärung haben in der Steiermark ein Arzt und eine Apothekerin einen seit Wochen eskalierenden Streit um eine Hausapotheke und die Gründung einer neuen Apotheke beigelegt. Der Arzt wird seine Hausapotheke noch so lange weiterführen, bis die genehmigte öffentliche Apotheke aufsperrt. Insgesamt erklärt sich der betroffene Arzt bereit, auf eine Hausapotheke zu verzichten, wenn eine öffentliche Apotheke die Versorgung übernimmt.

Das löst insgesamt noch nicht den Konflikt, den ein entsprechendes Gerichtsurteil ausgelöst hat, es zeigt aber, dass man im Dialog doch Lösungen finden kann. Daran sollten sich auch die jeweiligen Kammern der beiden Berufsgruppen ein Beispiel nehmen. Denn insgesamt kocht der Konflikt derzeit nicht nur in der Steiermark, sondern auch bundesweit hoch. In der Steiermark fordert die Ärztekammer, dass die Führung einer ärztlichen Hausapotheke nicht mehr an starre Entfernungsvorgaben gebunden sein 
sollte. Angesichts der Tatsache, dass 95 Prozent der Medikamente industriell vorgefertigt werden, sei auch zu hinterfragen, ob das pharmazeutische Fachwissen von Apothekern noch die gleiche Bedeutung habe wie früher, argumentiert die steirische Ärztekammer. Die Apotheker sind darüber erbost.

Österreichweit wollen die Apotheken wiederum vom Arzt verordnete Arzneimittel austauschen können, wenn diese nicht lieferbar sind. Das wiederum erbost die Ärzte. Sie fordern, dass zur Aufrechterhaltung der Versorgung künftig alle Ärzte, die das wollen eine Hausapotheke führen können.

Die Debatten rütteln jeweils an den Grundprinzipien der Berufsgruppen. Es fragt sich, ob der Konflikt hier ein Sturm im Wasserglas ist und dem Sommerloch geschuldet ist, oder mehr dahinter steckt. Was jedenfalls nicht passieren sollte, ist dass schon frühzeitig im Hinblick auf Kammerwahlen, die erst in einigen Jahren anstehen, schon jetzt die eigene Klientel mobilisiert wird. Ist die Ursache hingegen umgekehrt ein Grundproblem in der Versorgung, dann ist die Politik gefordert, hier rasch Lösungen zu suchen. In jedem Fall herrscht Handlungsbedarf. (rüm)