Mit Schlaf und Epilepsie-Medikament gegen Alzheimer

Ein Epilepsiemedikament könnte im Frühstadium von Alzheimer helfen, haben deutsche Forscher herausgefunden. Der Weg zu einer echten Therapieoption dürfte aber noch weit sein.

Dass Schlaf gut ist fürs Gedächtnis, ist bekannt. Schlaf nützt sogar gegen die spezifische Vergesslichkeit zu Beginn von Alzheimer, haben Freiburger Forscher herausgefunden. Auch ein Epilepsiemedikament zeigte diese Wirkung – allerdings erst bei Fruchtfliegen. Wenn diese oder auch Mäuse gentechnisch so verändert werden, dass sie mehr der Eiweißfragmente Amyloid-Beta produzieren, entwickeln sie Symptome, die einer Alzheimer-Erkrankung gleichen. „Uns war bekannt, dass Fruchtfliegen zusehends Lernprobleme zeigen, wenn sie in allen Nervenzellen Amyloid-Beta bilden“, erläuterte Simon Sprecher, Professor am Departement für Biologie der Universität Freiburg.

Wurde die Produktion der Eiweißfragmente auf die Gedächtniszentren im Gehirn der Fruchtfliegen beschränkt, lernten sie erstaunlicherweise genauso gut wie gesunde Fliegen. Allerdings vergaßen sie das Gelernte schon nach zwei Stunden. Lernen bedeutet im Fall der Labor-Fruchtfliegen, einen bestimmten Duft mit einer Bestrafung (Stromstößen etwa) und einen anderen mit einer Belohnung (Zucker zum Beispiel) verbinden. In weiteren Versuchen behandelte das Forscher-Team die Fruchtfliegen mit einem Medikament gegen Epilepsie oder auch mit einem Schlafmittel. Dadurch konnten sie die Gedächtnisdefizite der genetisch veränderten Fruchtfliegen beheben. „Schlafen spielt eine wichtige Rolle bei der Verhinderung des durch Amyloid-Beta verursachten Gedächtnisverfalls“, lautet das Fazit von Sprechers Crew in der Fachzeitschrift „PLOS Biology“.

Sowohl das Medikament gegen Epilepsie wie auch der Schlaf schwächten die Erregbarkeit von Nervenzellen ab. Genau diese Nervenzellen sind bei Patienten während der Vorstufe der Alzheimer-Erkrankung übermäßig erregbar. „Vergessen ist ein aktiver und streng regulierter biologischer Vorgang“, halten die Forschenden in ihrem Fachbeitrag fest. Dass die gentechnisch veränderten Fruchtfliegen nur Gedächtnisprobleme, aber noch keine Lernschwierigkeiten aufweisen, führt das Team auf den Umstand zurück, dass die Verbreitung der Amyloid-Beta-Klumpen auf die Riechzentren beschränkt ist. Das Tier-Modell spiegelt demnach ausschließlich ein frühes Stadium der Alzheimer-Erkrankung. (APA)

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