Neue Infektionswelle: WHO dämpft Hoffnung auf baldiges Ende des Coronavirus

(c) AGES

Eine baldige Ausrottung des Corona-Virus ist nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht in Sicht. Vielmehr gab es am Wochenende so viele neue Infektionsfälle wie nie zuvor. Auch Gesundheitsminister Anschober betonte am Sonntag: „Die nächsten Wochen werden wieder eine Phase der Weichenstellung.“

Ein baldiges Ende des neuen Corona-Virus scheint nach neuen Rekordzahlen am Wochenende in weiter Ferne. Eine Ausrottung des Virus ist auch nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht in Sicht. „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben“, sagte Nothilfekoordinator Mike Ryan in Genf. „Wir werden in absehbarer Zukunft nicht in der Lage sein, das Virus zu beseitigen oder auszurotten.“ Vielmehr müssten die Menschen lernen, mit dem Virus zu leben und in eine gewisse Normalität zurückzufinden. Ryan rief die Länder weltweit auf, alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen einzusetzen, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Noch nie seit Beginn der Pandemie hat die WHO innerhalb von 24 Stunden so viele Neuinfektionen gemeldet wie am Freitag und am Samstag. Bis Freitagabend registrierte die WHO die Rekordzahl von 284.196 Fällen. Am Samstagabend lag der Wert mit 284.083 ähnlich hoch. Mit Abstand die meisten Infektionen binnen eines Tages verzeichneten demnach bis Samstagabend die USA mit rund 72.000 neuen Fällen und Brasilien mit fast 60.000.

Das europäische Regionalbüro der WHO hat sich ebenfalls besorgt gezeigt über neue Corona-Infektionsherde in Europa. „Der jüngste Neuanstieg der Corona-Zahlen infolge der Lockerung von Abstandsregeln in einigen Ländern gibt sicherlich Anlass zur Sorge“, sagte eine WHO-Sprecherin. Die WHO rief die Länder dazu auf, Hygiene- und Gesundheitsauflagen notfalls wieder zu verschärfen. Beim Auftreten neuer Infektionsherde müsse schnell und gezielt eingegriffen werden, erklärte die Sprecherin. Betroffene müssten isoliert und deren Kontakte sorgfältig nachverfolgt werden. Falls die Situation es erfordere, müssten die Länder erneut verschärfte Corona-Auflagen erlassen. Die Gesamtzahl der verzeichneten Infektionen in Europa überstieg am Wochenende die Drei-Millionen-Marke, ein Fünftel der weltweit mehr als 15 Millionen Fälle. Mit mehr als 200.000 von insgesamt über 635.000 Todesfällen weltweit ist Europa nach wie vor der Kontinent mit den meisten Corona-Toten. Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) hat sich ebenfalls besorgt über den Anstieg der neu gemeldeten Fälle in den vergangenen Tagen in Deutschland gezeigt. „Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend und wird vom RKI weiter sehr genau beobachtet“, teilte eine RKI-Sprecherin mit. Eine Verschärfung der Lage könne nur verhindert werden, wenn sich die gesamte Bevölkerung weiterhin engagiere.

Erstmals seit Wochen waren in Österreich binnen 24 Stunden alle Bundesländer von Neuinfektionen betroffen, berichtete Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Sonntag. Insgesamt 134 Neuinfektionen standen 85 Neugenesenen gegenüber. „Erfreulich ist, dass dennoch die Zahl der Erkrankten in Spitalsbehandlung stabil bleibt, auch die Anzahl der Intensivpatienten. Der Reproduktionsfaktor liegt aktuell in Österreich bei 1,13“, sagte Anschober: „Es war klar, dass nach zehn Öffnungsschritten, den Grenzöffnungen und dem Start der Tourismussaison das Risiko steigen wird und verstärkt regionale Clusterbildungen eintreten werden. Hier liegt es in dieser 3. Phase der Pandemie an den regionalen Gesundheitsbehörden, auf Basis der Vorgaben des Gesundheitsministeriums bei Testanzahl und Testdauer sowie beim Kontaktpersonenmanagement sehr konsequent und rasch diese Clusterbildungen einzugrenzen.“ Anschober sieht sich durch die Entwicklungen darin bestätigt, in der jüngeren Vergangenheit neue zusätzliche Maßnahmen verankert zu haben. (rüm/APA)