Neue Methode zur Vitamin-D-Messung

Nicht jeder Vitamin-D-Mangel muss behandelt werden. Forscher:innen aus Graz entwickelten nun eine neue Methode zur besseren Beurteilung des Vitamin-D-Haushaltes.

Viele Menschen haben in den dunklen und kalten Herbst- und Wintermonaten einen Vitamin-D-Mangel, was unter anderem zu Müdigkeit und gedrückter Stimmung führen kann. Häufig wird dann zu Tropfen gegriffen, um die körpereigenen Reserven des „Sonnenvitamins“ aufzufüllen. Ob das wirklich notwendig ist, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Forscher:innen der MedUni Graz entwickelten nun im Rahmen einer Studie eine neue Methode, welche die funktionellen Aspekte des Vitamin-D-Stoffwechsels berücksichtigt und eine personalisierte Beurteilung des Vitamin-D-Haushaltes ermöglicht.

Üblicherweise wird beim Vitamin-D-Test nur das sogenannte 25-Hydroxyvitamin D (25[OH]D) im Blut gemessen und ein allgemeingültiger Grenzwert zur Beurteilung des Ergebnisses herangezogen. Markus Herrmann vom Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik der MedUni Graz erklärt, dass ein solches Prozedere aus vielerlei Hinsicht problematisch ist, da das 25(OH)D lediglich eine inaktive Vorstufe von Vitamin D darstellt, deren Messung Auskunft über die verfügbare Menge an Vitamin D gibt, aber nichts darüber aussagt, wie diese vom Körper genutzt wird: „Um das Auto als Vergleichsmittel heranzuziehen: Der 25(OH)D-Spiegel zeigt uns eigentlich nur an, wie viel Treibstoff sich im Tank befindet. Mit unserer neuen Methode messen wir gleichzeitig noch das inaktive Abbauprodukt 24,25-Dihydroxyvitamin D (24,25[OH]2D) und ermitteln somit auch, wie viel Abgas aus dem Auspuff kommt. Dadurch können wir bessere Schlüsse auf die Vorgänge im Körper ziehen und eine personalisierte Beurteilung erreichen.“

Die Forscher:innen konnten nun zeigen, dass Personen mit einem funktionellen Vitamin-D-Mangel eine stark erhöhte Sterblichkeit hatten, und zwar unabhängig vom 25(OH)D-Wert. Ebenso war der Knochenstoffwechsel deutlich aktiviert, was bekanntermaßen ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose ist. Für die Analyse wurden Daten von zwei sehr großen Kohortenstudien herangezogen. Eine davon setzte sich aus 2010 österreichischen Blutspender:innen zusammen, während die andere 3316 Patient:innen, die zu einer Herzkatheter-Untersuchung angemeldet waren, einschloss. Von diesen Patient:innen gab es auch eine 10-jährige Nachverfolgung inklusive Informationen zu Todesfällen. In den untersuchten Kohorten reduzierte sich die Anzahl der von Vitamin-D-Mangel betroffenen Patient:innen um etwa 20 Prozent, was erheblich zur Vermeidung unnötiger Vitamin-D-Gaben beitragen könnte. Weitere Studien sollen nun zeigen, welche Auswirkungen ein funktioneller Vitamin-D-Mangel auf die Knochendichte und das Risiko für Knochenbrüche hat. (red)

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