Österreich impft zu langsam – Deutschland fürchtet weitere Mutationen

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Während Österreich die tägliche Zahl der Impfungen fast verdreifachen muss, um bis Anfang Sommer eine Durchimpfung zumindest mit der ersten Dosis zu erreichen, sieht die deutsche Regierung die „gefährlichste Phase der Pandemie“: Durch die stockenden Impffortschritte öffne man die Tür für Mutationen.

Der Schlüssel für die Beseitigung der Gesundheits- und auch der Wirtschaftskrise liegt in der weiteren Entwicklung der Pandemie, erklärte Wifo-Chef Christoph Badelt am Wochenende. „Für die Gesundheitspolitik heißt das ‚testen und impfen‘“, betonte er bei der Präsentation der neuen Konjunkturprognose. Testen und impfen könne „gar nicht so teuer sein, dass es nicht billiger ist als eine Verlängerung der Wirtschaftskrise“, unterstrich Badelt. Doch Österreich hinkt den eigenen Plänen nach: In der vergangenen Woche wurden im Durchschnitt 32.610 Personen pro Tag geimpft. Um das von der Regierung vorgegebene Ziel, bis Ende Juni alle Erwachsenen zumindest einmal zu impfen, zu erreichen, müssten allerdings mehr als 65.000 Menschen pro Tag geimpft werden. Nicht mitgerechnet, jene, die schon einmal geimpft wurden, und noch die zweite Impfung erhalten sollten. Rechnet man das dazu, braucht es fast 100.000 Impfungen pro Tag.

Die deutsche Regierung hat am Wochenende vor dem Auftauchen impfresistenter Mutationen in der derzeitigen Corona-Welle gewarnt. „Wir sind in der gefährlichsten Phase der Pandemie“, sagte Kanzleramtsminister Helge Braun in einem Interview. Sollten die Infektionszahlen parallel zum Impfen rasant steigen, „wächst die Gefahr, dass die nächste Virus-Mutation immun wird gegen den Impfstoff“. Dann „stünden wir wieder mit leeren Händen da“, warnte Braun. „Dann bräuchten wir neue Impfstoffe, dann müssten wir mit dem Impfen wieder ganz von vorne beginnen“, sagte der CDU-Politiker. Das müsse unter allen Umständen verhindert werden. „Wir dürfen die Chance auf einen weitgehend normalen Sommer nicht dadurch gefährden, dass wir jetzt ein paar Wochen zu früh lockern.“

Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) beschränkte sich am Wochenende dennoch auf Appelle: Angesichts des starken Anstiegs der Corona-Patienten auf den Intensivstationen forderte er die Bevölkerung zu einer freiwilligen „Osterruhe“ auf. „Starten wir jetzt mit einer Osterruhe, damit wir eine Trendwende bei den Infektionszahlen schaffen“, appellierte Anschober in einer Aussendung am Samstag. Er forderte dazu auf, Kontakte zu reduzieren und Reisen über Ostern zu vermeiden. Die Opposition kritisierte die Regierung für ihre Zurückhaltung. Anschober wiederum hofft, dass in den nächsten Wochen die Impf-Zahlen deutlich schneller ansteigen: Diese Woche habe man die Entscheidung getroffen, den Zeitabstand zwischen erster und zweiter Impfung bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna von 3 bis 4 auf 6 Wochen zu erweitern. Das ermögliche deutlich schnellere Erstimmunisierungen. Zusätzlich werde die Liefermenge im 2. Quartal im Vergleich zum 1. verdreifacht: In den Monaten April, Mai und Juni werden voraussichtlich rund 6,9 Millionen Impfdosen in Österreich erwartet. (rüm)

Kurzumfrage: Droht im Herbst eine neue Corona-Welle?