Pharmaindustrie: Weniger klinische Studien in Österreich

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In Österreich brauche es einen Dialog über die Attraktivität des Wirtschafts- und Forschungsstandortes, sagte der Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), Ingo Raimon, am Donnerstag.

Im vergangenen Jahr wurden in der EU insgesamt 31 neue Wirkstoffe zugelassen, deren Bandbreite von Medikamenten gegen seltene Erkrankungen bei Kindern, über diverse Wirkstoffe, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, bis zu einem neuen HIV-Präparat oder einem Ebola-Impfstoff reichen. Der Durchschnitt der vergangenen Jahre zeige allerdings, dass in Österreich die Zahl der jährlich durchgeführten klinischen Studien rückläufig ist, rechnet Raimon vor. Waren es 2010 noch 336 Untersuchungen, sank diese Zahl im Jahr 2018 auf 283. Von 2013 bis 2017 sank überdies die Patientenzahl in klinischen Studien von nahezu 6.700 auf rund 5.200. Die Beteiligung an solchen Projekten bedeute aber, dass österreichische Ärzte und Forscher „an Flaggschiffen führend mitarbeiten und Medizin gestalten“, sagte Raimon. Die Attraktivität der Rahmenbedingungen dafür habe aber „gelitten“ und Unternehmen würden teilweise davon absehen, solche Tests in Österreich durchzuführen. Es brauche hierzulande klinische Forschung aber, um den Standort zu stärken, betone der Branchenvertreter. Immerhin investiere die Pharma- und Biotechindustrie rund 15 Prozent ihres Umsatzes wieder in die Forschung, hierzulande seien das jährlich rund 294 Millionen Euro.

Eine Analyse zur Verfügbarkeit der 41 im Jahr 2018 in der EU neu zugelassenen Arzneimitteln seitens der FOPI habe gezeigt, dass nur etwas über ein Drittel (37 Prozent) im Erstattungskodex (EKO) der Sozialversicherung aufgenommen wurden. Nicht den Sprung auf den heimischen Markt geschafft haben es acht 2018 zugelassene Präparate. Laut der FOPI-Erhebung liegt die durchschnittliche Verfahrensdauer zur Aufnahme in den EKO bei 280 Tagen und damit über dem gesetzlich vorgesehenen Limit von 180 Tagen. Angesichts dessen wolle man eine Diskussion mit den Behörden und der Politik darüber beginnen, warum das so lange dauert, so Raimon: „Wir werden um den Dialog nicht umhinkommen, wenn wir den Standort attraktiv halten wollen.“ (red)